Pharmaceutische Technik (2024)

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Fhaimaceutische Technik.

Ein IlandbucJj

für

Veterinaire, landwirthe und Viehzüchter

von

Mag. J. xrsr, :KHcopy;-vcopy;r-

Zweite 4urcH|eseh^iÄ uacl #9632;s|erm||yte Auflfige.

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Dorpat, 1879.

i'lng von Scl)iiackenburg's litio- und typogr, Anstelt.

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Pharmaceutische Technik.

Ein Handbuch

für

Veterinaire, Landwirthe und Viehzüchter

von

Mag. J. quot;W-- ZUetT-exraquo;,

Docont der Pharmacie und Pharmacognosie, Bibliothekar und Conseils-Secretair de8 Dorpater

Velennair-Instituts, correspond. Mitglied des Livl. Thierschutz-Vereins zu Riga, Ehrenmitglied

des Vereins stud, l'l.arraaceuten- in Dorpat, Staatsrate und Ritter des Annenntdens III, des

Stanislaus- und Annenordens U. Classe.

Zweite darj^ese^^^aij]veripbrte Auflage.

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Dorpat, 1879.

Verlag von Sclinackenbnrg's litho- und typogr. Anstalt.

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Das Recht, der ITebersetzung in rassischer Sprache behiilt sich der Verfasser vor.

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Von der Censur gestattet. - - L) or pat, den 28, August 1878.

#9632;

Druck von Ileinr. Laakmann.

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Den

Veterinairen Russlands

zugeeignet

vom Verfasser.

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Inhaltsverzeichniss.

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Einleitung......................nbsp; nbsp; i

Erster Abschnitt. Kurzer Ueberblick der Geschichte der Pharmacie.

Zweiter Abschnitt.

Einrichtung einer Apotheke.

Die Offlein..................nbsp; nbsp;18

. Das Materialzimmer...............nbsp; nbsp;22

Das Laboratorium................nbsp; nbsp;24

Der Kräuterboden................nbsp; nbsp;27

Der Keller..................nbsp; nbsp;28

Die Stosskammer................nbsp; nbsp;29

Dritter Abschnitt.

Pharmaceutisch-mechanische Operationen und Apparate.

Das Zerschneiden................nbsp; nbsp;32

Das Raspeln und Feilen.............nbsp; nbsp;36

Das Zerquetschen................nbsp; nbsp;37

Das Zerstossen.................nbsp; nbsp;37

Das Zerreiben..................nbsp; nbsp;37

Das Präpariren.................nbsp; nbsp;38

Das Schlämmen................nbsp; nbsp;39

Das Pulverisiren................nbsp; nbsp; 40

Das Beuteln..................nbsp; nbsp;45

• Das Auspressen................nbsp; nbsp;45

Das Filtriren . „...............nbsp; nbsp;49

Das Abgiessen oder Abheben \...........nbsp; nbsp;52

Das Coliren..................nbsp; nbsp; 56

Das Abschäumen................nbsp; nbsp;57

Vierter Abschnitt

Pharmaceutisch-technische Operationen und Apparate.

Erste Abtheilung. Pharmaceutisch-technische Operationen nach Vorschrift der Pharmacopoe.

Tincturen....................nbsp; nbsp; 59

Elixire....................nbsp; nbsp;62

Medicinische Essige...............nbsp; nbsp;63

Extracte...................nbsp; nbsp;63

Latwergen...................nbsp; nbsp;65

Masse .... . •.............nbsp; nbsp;66

Fruchtmarke..................nbsp; nbsp;67

Syrupe....................nbsp; nbsp;68

Medicinische Honige...............nbsp; nbsp;69

Molke....................nbsp; nbsp;71

Destillirte Wässer-................nbsp; nbsp;72

Aetherische Oele . •..............nbsp; nbsp;74

Aromatische Weingeiste............ .nbsp; nbsp; 75

Gekochte Oele.................nbsp; nbsp;76

Salben................... .nbsp; nbsp;76

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nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Seite

Pflaster................. .nbsp; nbsp; nbsp;78

I. Cerate ..............nbsp; nbsp; nbsp;78

II. Mit Pulvern gemischte Harzpflaster ....nbsp; nbsp; nbsp;78

III.nbsp; nbsp;Gummiharz- und Harzpflaster......nbsp; nbsp; nbsp;79

IV.nbsp; nbsp;Bleipflaster . . . •........nbsp; nbsp; nbsp;79

Wachs- une Pressschwamm...........nbsp; nbsp; nbsp;81

Zweite Abtheilung. Pharmaceutisch-technische Operationen nach Magistralformeln.

a.nbsp; nbsp;Arzneiformen für den innerlichen Gebrauch.

Der Aufguss................nbsp; nbsp; nbsp;82

Das Decoct oder der Absud...........nbsp; nbsp; nbsp;84

Die Gallerten................nbsp; nbsp; nbsp;86

Die Mixtur .raquo;................nbsp; nbsp; nbsp;87

Die Emulsion........ .......nbsp; nbsp; nbsp;90

Der Trank oder Einguss............nbsp; nbsp; nbsp;93

Das Tränkchen...............nbsp; nbsp; nbsp;94

Der Lecksaft................nbsp; nbsp; nbsp;94

Die Tropfen................nbsp; nbsp; nbsp;94

Die Pillen.................nbsp; nbsp; nbsp;95

Die Bissen.................nbsp; nbsp; nbsp;97

Die Theegemische..............nbsp; nbsp; nbsp;98

Die Oelzucker................nbsp; nbsp; nbsp;98

Die Pulver.................nbsp; nbsp; nbsp;99

Die Knebel- oder Kaugebisse..........nbsp; nbsp; 102

b.nbsp; nbsp;Arzneiformen für den äusserlichen Gebrauch.

Flüssige Salben und Linimente ..........nbsp; nbsp; 102

Salben..................nbsp; nbsp; 104

Breiumschläge................nbsp; nbsp; 106

Seufteig..................nbsp; nbsp; 107

Pulver..................107

Salben..................nbsp; nbsp; 108

Augenwässer................nbsp; nbsp; 111

Einspritzungen...............nbsp; nbsp; 111

Waschwasser.............. ..nbsp; nbsp; 112

Schlecke..................nbsp; nbsp;112

Klysfire..................nbsp; nbsp; 113

Stuhlzapfen.................nbsp; nbsp; 114

Fünfter Abschnitt. Allgemeine Kegeln der pharmaceutischen Receptirknnst oder über die Anfertigung und den Ablass der Arz­neien nach Recepten im Allgemeinen.......nbsp; nbsp;115

Sechster Abschnitt.

Einige Worte über Wagen und Gewichte .......nbsp; nbsp;124

Siebenter Abschnitt.

Gewichte und Maasse................nbsp; nbsp;128

Medicinalgewicht...............nbsp; nbsp; 128

Französisches Decimalgewicht ..........nbsp; nbsp;128

Civil- oder Handelsgewicht...........nbsp; nbsp; 130

Hohlmaasse.................nbsp; nbsp;131

„ für trockene Körper..........nbsp; nbsp; 131

Längenmaasse................nbsp; nbsp;132

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Vorwort.

In der zweiten Auflage dieser kleinen Schrift habe ich die Anordnung und Eintheilung der ersten Auflage im Wesent­lichen beibehalten, weil sich nach dem Urtheile Sachverständiger dieselbe sowohl Ulf die Studirenden, als auch für schon prakti-sirende Veterinaire gleichmässig nützlich erwiesen hat.

Die einzelnen Abschnitte des Büchelchens habe ich durch­weg einer Durchsicht unterworfen und, wo es nötldg war, Ver­besserungen vorgenommen. Neu hinzugekommen ist der erste Abschnitt dieser Auflage, da es mir am Platze- schien, gerade in der pharmaceutischen Technik einen kurzen Ueberblick über die Geschichte der Pharmacie einzuschalten.

Nachdem ich jetzt schon 30 Jahre als Lehrer der Phar­macie gewirkt, glaube ich mir das Urtheil zutrauen zu dürfen, dass dieses kleine Werk gerade durch seine Kürze und doch alles Wichtige enthaltend sich besonders jedem Veterinair em­pfiehlt, für ein Billiges angeschafft werden kann und in prak­tischer Beziehung denselben Nutzen zu leisten im Stande sein wird, als grosse und theure Werke; ich übergebe demnach diese zweite Auflage meiner Technik nicht nur meinen früheren Zu­hörern, sondern allen Veterinairen, rationellen Landwirthen und Viehzüchtern Eusslands mit dem Wunsche, dass dieselbe ihnen Nutzen bringen möge.

D o r p a t.

Der Yerfasser.

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Einleitung.

JL/ie Pharmacie ist eine wissenschaftliche Kunst, welche als ein Zweig der Medicin, das höchste zeitliche Gut das Lehen und die Gesundheit fristen hilft.

Sie lehrt uns alle diejenigen Naturkörper kennen, welche zur Heilung von Krankheiten, oder zur Befestigung der Ge­sundheit vom Arzt verordnet werden. Sie macht uns mit den Eigenschaften ohiger Körper bekannt und lehrt uns, sie durch verschiedene Bearbeitung in eine dem Organismus angemessene Form bringen, so wie die Gesetze kennen, nach welchen dieses am zweckmässigsten geschieht.

Zur Lösung dieser ihrer Aufgabe, bedarf sie verschiedener Hilfswissenschaften, wie der Botanik, Zoologie, Mineralogie, Physik und Chemie. Sie erfordert aber auch eine Menge mechanischer Fertigkeiten, welche nur durch vielfache praktische Beschäftigung erworben werden können und wenn die gründliche Bearbeitung der genannten Hilfswissenschaften einem jeden Pharmaceuten nicht dringend genug empfohlen werden kann, so darf er doch den praktischen Theil darüber nicht vernachlässigen, denn seine ganze Thätigkeit hängt innig

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damit zusammen. Er muss seine Zeit, seine Mühe zum grossen Theil solchen materiellen Gegenständen widmen, will er seinen Pflichten gegen das Publikum und den Staat nachkommen.

Die Pharmaeie zerfallt demnach in die rationelle Phar-macie oder die pharmaceutische Wissenschaft und in die praktische Pharmaeie oder die pharmaceutische Kunst.

Die erstere lehrt uns das Vorkommen, die Abstammung, die Eigenschaften und chemischen Bestandtheile der rohen Na­turkörper, so wie die Art und Weise ihrer Einsammlung und Aufbewahrung kennen. Sie macht uns mit den Regeln bekannt, welche bei der Abscheidung von Heilmitteln aus rohen Natur­körpern befolgt werden müssen, sie lehrt uns neue Heilmittel zu erzeugen und erklärt die dazu nöthigen Arbeiten und die dabei auftretenden Erscheinungen.

Die Aufgabe der praktischen Pharmaeie ist die, anzu­geben wie und auf welche Weise bei der Darstellung der ver­schiedenen Heilmittel zu verfahren ist, welche Apparate und welche Handgriffe man anzuwenden habe, ohne die dabei auf­tretenden physikalischen oder chemischen Erscheinungen zu be­rücksichtigen.

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Die rationelle Pharmaeie kann aus Lehrbüchern und nach

wissenschaftlichen Vorträgen erlernt werden, die praktische Pharmaeie zum Theil aus Lehrbüchern, grösstentheils jedoch durch die praktische Anweisung und eigene praktische Be­schäftigung. Beide Theile hängen innig zusammen und können nicht von einander geschieden werden; wer ein guter Pharma-ceut sein will, muss theoretisch und praktisch gebildet sein.

Wenn das Vorhergehende, streng genommen sich nur auf die Pharmaceuten bezieht, diese Arbeit jedoch wie der Titel sagt, dem Veterinairen bestimmt ist, so könnte mir der Vor-wurf gemacht werden, etwas ganz Unnützes zum Druck und zur Oeffentlichkeit gebracht zu haben —, doch dem ist nicht so.

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Im Verlauf von dreissig Jahren, seit welcher Zeit ich das Amt eines Lehrers und Docenten der Pharmacie am hiesigen Veterinairinstitute bekleide, hahe ich die vollkommene Ueber-zeugung gewonnen, dass der praktische Theil der Pharmacie für den Veterinairen von der grössten quot;Wichtigkeit ist, indem derselbe sehr häufig, theils wegen zu weiter Entfernung von einer Apotheke, theils wegen zu hoher Recepturtaxe, darauf angewiesen ist, die Arzneien selbst zu bereiten und eine eigene Hausapotheke zu besitzen.

Da nur nach dem Statut unseres Institutes die Studirenden augewiesen sind, sich in der Apotheke praktisch mit allen dort vorkommenden Arbeiten zu beschäftigen und die Wichtigkeit dieser praktischen Seite der Pharmacie also auch vom Staat anerkannt ist, so ist es bisher mein eifriges Bestreben gewesen, den Studirenden in der kurzen Zeit von zwei Semestern, von welchen, namentlich in den letzten Jahren nur einzelne Stunden AVöchentlich auf jeden Studirenden- kommen, soviel als möglich von den praktischen Fertigkeiten beizubringen. Zwar muss ich gestehen, dass sehr viele meiner Zuhörer den pliarmaceuti-schen Beschäftigungen mit Eifer gefolgt sind, jedoch kann ich es auch nicht verhehlen, dass es wiederum mehrere gegeben hat, welche dieselben für unnütz haltend, ungeachtet ihrer Anwesenheit in der' Apotheke während der Dejonrzeit —, wenig gevortheilt haben.. Doch auch von diesen letzteren wurde mir in späterer Zeit das aufrichtige Bekenntniss abge­legt, dass sie Bedauern darüber empfunden haben, da sie häufig in ihrer Praxis in Verlegenheit gerathen wären. Dieses Ge-ständniss meiner früheren Zuhörer veranlasste mich vor 14 Jahren zur Herausgabe meiner pharmac. Technik und sie denjenigen Veterinairen, welche darauf angewiesen sind, Arzneien selbst anzufertigen, als Rathgeber zu überliefern und etwa manches Vergessene in's Gedächtniss zurückzurufen.

Um die Anschaffung dieses Büchelchens einem Jeden so leicht als möglich zu machen, so wie um den Zweck (seine

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Bestimmung für Veterinaire) nicht aus den Augen zu lassen, habe ich mich meist so kurz als möglich gefasst, im III. Ab­schnitt diejenigen Arzneiformen, -welche in der Yeterinairmedicin gar keine Anwendung finden, weggelassen und auch bei den verschiedenen Operationen keine Abbildungen zu den betreffen­den Apparaten dazugegeben, weil durch die letzteren, der Druck des Buches wenigstens hier bedeutend vertheuert worden wäre.

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Erster Abschnitt.

Kurzer Ueberblick der (reschiehte der Phannacie.

Die Urgeschichte der Pharmaeie datirt aus der ältesten Zeit her, Jahrtausende vor dem Beginne christlicher Zeitrech­nung und fällt mit der Geschichte der Medicin zusammen, denn bis zum 8. Jahrh. n. Christo wurde die Pharmaeie von den Aerzten ausgeübt und bildete einen Theil der medieimschen quot;Wissenschaften. Im Jahre 705 n. Chr. wurde die Anfertigung der Arzneien eigenen Personen anvertraut und in eigenen Lo-caleu vorgenommen. Die ersten öffentlichen Apotheken wurden von den Arabern in Bagdad angelegt.

quot;Wir können des besseren Ueberblickes wegen, die Ge­schichte der Pharmaeie in zwei grosse Hauptperioden ein-theilen und zwar:

I.nbsp; Hauptperiode: Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 765 n. Chr.

II.nbsp; nbsp;Hauptperiode: Von 705 ab; bis auf unsere Zeit gehend. Die erste Hauptperiode theilt man wiederum in zwei Un-

terperioden oder Zeiträume.

Der erste Zeitraum umfasst die lange Zeit vom ersten Beginn des pharmaceutischen quot;Wirkens, bis in's 2. Jahrh. nach

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Christo. Er wird mit dem Namen. „Hippocratischer*) Zeit­raumquot; belegt.

Die Zubereitung der Arzneien war eine höchst einfache und letztere bestanden meist aus Aufgüssen und Abkochungen aus dem Pflanzenreich entnommenen Rohstoifen, mit Zusatz von Honig oder Sauerhonig.

Der zweite Zeitraum „Galenischer Zeitraumquot; genannt, beginnt im 2. und reicht bis zum 8. Jahrh. Er hat seinen Namen zu Ehren des Arztes Claudius G-alenus von Pergamos**) 131—200 n. Chr.) erhalten, welcher im zweiten Jahrh. lebte und sich durch Einführung vieler zusammengesetzter Arzneimittel verdient machte. Von diesen letzteren haben sich einzelne bis auf den heutigen Tag im Arzneisclmtz erhalten und werden jenem Arzte zu Ehren „Gral einsehe Mittelquot; genannt. Hierher gehören: niediciuische Weine, Syrupe, Extracte, Lat­wergen und ähnliche Präparate.

Aus diesem Zeitraum verdienen noch ganz besonders er­wähnt zu werden Dioscorides und Cajus Plinius; ersterer lieferte viele complicirte Mittel in den Arzneischätz und letzterer that viel für die Kenntniss der Naturwissenschaften. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden in späterer Zeit berichtigt, vervollkommnet und verwerthet.

Die zweite Hauptperiode kann in sechs Zeiträume eiage-theilt werden und zwar:

I. Der arabische Zeitraum.

welcher mit 765 nach Chr. beginnt und bis in's 12. Jahrh. geht. In dieser Zeit waren vorzugsweise die Araber die Pfleger und Verbreiter der Wissenschaften, sie trennten die Ausübung der

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*) Hippocrates ist der erste Arzt, den uns die Geschichte nennt, durch ihn gewann die Medicin einen bedeutenden Aufschwung und mit ihr auch die Pharmacie.

*') Er legte den Grund zur Anatomie und Physiologie.

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Pharmacie von der der Medicin, errichteten im Jahre 765 in Bagdad die erste Apotheke, von welcher Zeit an die Aerzte aufhörten, die Arzneien selbst anzufertigen. Eine Menge neuer Mittel, wie Sennessblätter, Rhabarber, Campher, destillirte Wässer, aetherische Oele etc. wurden in den Arzneischatz ein­geführt, so wie die erste Pharmacopoe, welche Gesetzeskraft er­hielt. Aus dieser Periode rühren noch viele Namen von Arznei­stoffen her, welche noch heutigen Tages gebräuchlich sind; wie z, B. Alcohol, Realgar, Alkekengi, Alkali, Roob Julap etc.

Berühmte Forscher aus dieser Zeit sind: Geber (lebte im VIII. Jahrh. und war einer der berühmtesten Chemiker seiner Zeit.) Rhazes, Avicenna und viele Andere.

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II. Der Constantini'sche Zeitraum.

Vom 12. Jahrh. bis zu Ende des XV., von Constantin von Carthago, dem Gründer der ersten Apotheke in Europa, bis auf Basilius Valentinus. Die politische Bedeutung der Ara-• ber sank mehr und mehr, ihre Blüthezeit war vorüber. Durch die Kreuzfahrer wird die arabische Aufklärung auf das west­liche Europa übertragen und liier mehr und mehr gefestigt. Constantin v. Carthago legte die erste Apotheke zu Salerno an, dem Sitze einer berühmten medicinischen Schule. Von Sa­lerno aus verbreiteten sich durch die Bemühungen vieler arabi­scher Aerzte, welche sich in Italien befanden, die Apotheken allmählich über Italien, Spanien, Portugal, bis nach Deutsehland. Nicolaus Praepositus verfasste eine Sammlung von Vorschriften zur Bereitung von Arzneimitteln in lateinischer Sprache und nannte das Werk „Antidotariumquot;. Unter Kaiser Eriedrich II. erschien die erste Apotheker Ordnung, welche weise und streng war, nach derselben war es keinem Arzte erlaubt selbst eine Apotheke zu besitzen, es durfte überhaupt niemand mit Arzneien handeln, der nicht von einer medicinischen Facul-

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tat dazu berechtigt war. Die Alchemie verbreitete sich im XI. und XII. Jh. immer mehr, jedoch bezeichnen Gewinnsucht Schwärmerei und vielseitiger Betrug dieselbe in diesen, sowie in den folgenden Jahrhunderten, ja diese gehen auch zum Theil auf Medicin und Pharmacie über, daher waren die strengen Ge­setze Kaiser Friedrichs nicht allein zeitgemäss, sondern eine Nothwendigkeit.

Im XIII. Jh. sehen wir unter dem Khalifen Monstranser die Akademie und das Medicinalcollegium zu Bagdad noch ein Mal sich aufschwingen, jedoch war es gleichsam nur der letzte Seufzer der untergehenden Cultur eines grossen Reiches.

In Europa sah es in dieser Zeit nicht besonders erfreulich mit der Medicin und Pharmacie aus, denn die Mediciner, Phar-maceuten und Chemiker des XII. und XIII. Jahrh. waren meist nur Adepten und Alchemisten, verloren sich in geheimnissvolle Gaukeleien und Hessen in abergläubische Träumerei versunken, keine ernste Forschung aufkommen. Die widrigsten Thiere, wie Schlangen und Kröten, Blut, Fett ja sogar Excremente von dem einen und anderen lebenden Wesen, mussten den Arznei­schatz bereichern. Im XIII. —XV. Jahrh. wurden in Deutsch­land die ersten Apotheken errichtet und zwar 1207 in Münster, 1285 in Augsburg, 1403 in Nürnberg, 1404 in Basel, 1458 in Stuttgart und 1493 in Halle.

In London wurde 1345, in Kopenhagen 1465, in Stockholm 1552 und in Riga zu schwedischer Zeit die erste Apotheke errichtet. snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Apotheker standen aber bis zu dieser Zeit auf einer

sehr niederen Stufe der Bildung und waren theils Droguisteu, theils Bader, theils Conditoren und winden von den Aerzten als Handlanger angesehen.

Zu erwähnen sind aus diesem Zeiträume, Albert v. Boll-städt, Roger Baco beide als Naturforscher; ersterer war Au­gustinermönch und wurde später Bischof zu Regensburg, letzterer war englischer Franziskanermönch. Dann Raimund Lullius,

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welchem die Znsammensetzung von 4000 Chemikalien zuge­schrieben wird; alle drei waren trotz vieler gründlicher Kennt, nisse eifrige Alchemisten.

Gegen das Ende des XV. Jahrh. muss erwähnt werden der Chemiker Basilius Valentinus, welcher neben anderen wichtigen Präparaten, als der Entdecker der Salzsäure, des Bisen-chlorids, des Chlorantimons, des Goldschwefels und des metalli­schen Antimons zu nennen ist.

III. Der Paracelsi'sche Zeitraum.

Vom Ende des XV. bis zum XVIII. Jahrhundert bis zur Aufstellung des phlogistischen Systems von Stahl.

In diesem Zeitraum beginnt das Forschen nach neuen anorganischen chemischen Verbindungen und deren Wirkung auf den kranken Organismus. Diese neuen Mittel waren es hauptsächlich, welche die ekelhaften, im vorbeigegangenen Zeit räum erwähnten Arzneistoffe aus dem Thierreiche verdrängten. Auch viele neue Arzneimittel aus dem Pflanzenreich wurden in jener Zeit der p r a c tis c h - medicinischen Prüfung unter­worfen und wir können diesen Zeitraum gleichsam als den der medicinischen Chemie betrachten und Philippus Aureo-lus Bombastus, Theophrastus Paracelsus ab Hohen-heim als Begründer, derselben ansehen, dem die Medicin zu grossem Danke verpflichtet ist.

Paracelsus wandte viele anorganische Präparate als Arz­neimittel an, nachdem er ihre Wirkung erprüft hatte; er nannte solche Präparate Arcana, Mittel voller Kraft und Tugend. Er fährte viele Präparate des Antimons, Bleies, Kupfers Quecksilbers, Eisens in den Arzneischatz ein und kann mit Kecht der Begründer der pharmaceutischen Chemie genannt werden. Ein Hauptsatz des Paracelsus war: Die Gifte sind bei geschickter Anwendung die besten Heilmittel.

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Von den bedeutendsten Pharmacopoeen des 15. und 16. Jahrh. sind zu nennen:

1)nbsp; Dispensatorium pharmacorum omnium von Va­lerius Cordus, gegen 1540 geschrieben.

2)nbsp; Die Augsburger Pharmacopoe; die letzte Ausgabe erschien 1582.

3)nbsp; Compendium Aromaticorum von Saladin von Asculo, letzte Ausgabe 1562 erschienen.

Die Apotheker des 16. und 17. Jahrhunderts, ja noch bis in das 18. Jahrh. hinein, sind meist noch Alchemisten, forschen noch immer nach der Goldtinctur oder sie sind JatroChemiker, Verkäufer geheimnissvoller Präparate etc.,

Aussei Paracelsus lebten und wirkten in diesem Zeit­raum Valerius Cordus, Glauber, Oswald Croll*) von Helmont, Hadian von Mynsicht**), Kunkel, Sylvius, Lemery, Becker, Cassias, Boyle und viele andere mehr.

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IV. Zeitraum.

Er wird der Stahl's ehe genannt und umfasst fast das ganze 18. Jahrhundert, nämlich die Zeit während welcher die Lehre Stahl's vom. Phlogiston ziemlich allgemeine Geltung hatte. Stahl nahm in allen brennbaren Körpern, einen in verschiedenen Ver­hältnissen verbreiteten Stoff an, den er Brennstoff, Phlogiston nannte. Nach seiner Lehre entweicht nun beim Verbrennen der Körper, dieser Brennstoff in die Luft und macht letztere zur ferneren Unterhaltung des Verbrennens so wie zum Athmen untauglich. Eine solche verdorbene, mit dem Phlogiston völlig beladene Luft, liiess daher phlogistisirte Luft. Verbrannte, oder oxcydirte Körper waren (nach Stahl's Theorie) ihres Phlo-

•) Von ihm stammt das noch jetzt gebräuchliche Extraclum panehy-magogum OoUiL.

**) Entdecker des Bruchweinsteins. Von ihm stammt ausseidem das Elixir yitriöli-Mynsichti.quot;

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gistous beraubt z. B. Zinkoxyd, Phosphorsäure, Schwefelsäure waren ihres Phlogistons beraubtes Zink, Phosphor, Schwefel.

Als man später fand, dass beim Verbrennen des Zink's Phos phors und Schwefels, das Gewicht der gebildeten Körper grosser war, als das des verbrannten Stoffes, suchte man sich dadurch zu hellen, dass man dem Pflogiston positive Leichtigkeit, oder negative Schwere beilegte, so dass also die Körper, aus denen er. sich entfernt, dadurch schwerer werden. Als ein grosser Uebelstand jener Zeit muss es angesehen werden, dass sich Physiker und Chemiker sehr oft gegenüberstanden. Erstere fürchteten ihre Ehre auf's Spiel zu setzen, wenn sie sich die Hände mit Kohlen beschmutzten und sahen aus diesem Grunde (und weil die Chemiker meist keine Kenntniss der Mathematik besasseii) mit Stolz und Verachtung auf die Chemiker herab.

Stahl kannte die Verwandlung der Metalloxyde oder Me­tallkalke in Metalle sehr wohl, hatte aber eine falsche Ansicht vom Vorgange dabei, die Metalle waren also nach seiner Ansicht keine Elemente, wohl aber die Metallkalke (Oxyde); er sah da eine Verbindung, wo Lavoisier später ein Element annahm und umgekehrt.

Von den Aerzten und Chemikern dieser Periode sind neben Stahl als die hervorragensteu zu nennen Priedr. Hoffmann*), Boerhaye, Conrad Dippel, Priedr. Henkel, Aug. Fro-benius, Georg Brandt, Louis Duhamel, Joh. Alb. Gessner, Joh. Black, Job. Priestley, Thomas Fowler Carl Priedr. quot;Wenzel u. s. w

Von den Apothekern jener Zeit führe ich nur an: Francois, Geoffroy, Job. Georg Gmelin, .loh. Cour. Gmelin, Joh. Priedr. Meyer, Sigismund Markgraf, Antoine, Baume, Joh. Christian AViegleb, Sebast. Buchholz, Valentin Rose, Carl Wilh. Scheele Hagen**) etc.

*) Von ihm zusammengesetzt und noch jetzt officinell der Balsam, vitae Hoffmanni, sowie der Liquor Hoffmanni.

*#9830;) Karl Gotlfried Hagen war Professor und Apotheker in Königsberg.

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V- Zeitraum.

Er wird der Lavoisiersche Zeitraum genannt, mit der antiphlogistisclien Lehre Lavoisiers an und geht bis auf Liebigs Zeit.

Bei den reissenden Fortschritten, welche in dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts die Chemie machte, traten nach und nach eine Menge Thatsachen mit den Grundsätzen des Stahl'schen Systems in Widerspruch und erweckten gegen dessen Richtigkeit Zweifel. Lavoisier (geb. zu Paris 1743, guillotinirt unter der Schreckensregierung 1794) leugnete, nachdem er sich durch viele Versuche von der Richtigkeit seiner Meinung über­zeugt hatte, die Existenz des Stahl'schen Phlogistons und be-Avies, dass bei jeder Verbrennung ein Bestandtheil der Luft, den er in dieser nachwies und den er Oxygen nannte, sich mit dem verbrennenden Körper oder dessen Bestandtheilen verbinde und dass es sich demnach von selbst erkläre, dass die durch Ver­brennen von Phosphor, Zink, Schwefel etc. entstandenen Ver­bindungen, an Gewicht mehr betragen, als die Elemente selbst, so wie dass die aus Metalloxyden reducirten Metalle weniger wiegen als vor der Reduction. L avo i s ier's Lehre fand nur allmäh­lich Aufnahme und es währte sehr lange, bevor alle Anhänger der phlogistischen Theorie bekehrt wurden, indessen brach sie sich Bahn und ist bis auf den heutigen Tag die herrschende Ansicht. Lavoisier, mit gründlichen mathematischen und physikalischen Kenntnissen versehen, erhielt bei seinen Arbeiten nur dadurch so glänzende Resultate, dass er sich einer sehr genauen Waage bediente, ein Instrument, das von seinen Vorgängern nie oder selten in Gebrauch gezogen worden war.

Er schrieb das erste Handbuch der Pharmacie oder Apothekerkunst, das von 1778 an, acht Auflagen erlebte und in mehrere fremde Sprachen übersetzt wurde; e8 hat vielleicht in der reichen pharmaceutischen Literatur, kein Werk so viel Nutzen gestiftet, als Hag-ens vortreffliches Lehrbuch der Apo­thekerkunst.

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Ganz besonderes Verdienst erwarben sich in dieser Periode ferner: Richter durch die Lehre von den chemischen Pro­portionen, welche durch Berzelius und Dalton noch weiter bearbeitet wurde und in die chemischen Processe eine Klarheit und Sicherheit brachte, von der man früher keine Ahnung hatte. Sertürner entdeckte im Opium das Morphium und hatte somit den Weg zur Ermittelung der Alkaloide gebahnt. Der geniale Engländer Humphrey Davy, zerlegte die bis dahin für- ein­fache Körper gehaltenen Alkalien und bewies, das dieselben aus Metallen und Sauerstoff zusammengesetzt, demnach Metall­oxyde sind, so wie dass das Chlor ein einfacher Körper sei. Gay-Lussac und Humboldt wiesen die Zusammensetzung der atmosphärischen Luft nach. Pelletier und Caventou stellten, nachdem Sertürner das Morphium entdeckt hatte, eine ganze Reihe von Pflanzenalkaloiden dar. Der Jena'sehe Professor Do eher einer entdeckte die Eigenschaft des Platin-schwammes activen Sauerstoff aufnehmen zu können. Eine grosse Anzahl gelehrter Forscher wie z. B. Klapproth, Hermb-staedt, Vauquelin, Buchholz, Trommsdorff, Mitscher-lich, Martens etc. erwarben sich Ruhm durch viele andere Entdeckungen auf dem Felde der Chemie und der quot;Waarenkunde und förderten dadurch die Pharmacie. 'lt;

VI. Zeitraum.

Dieser beginnt mit der Neugestaltung der organi­schen Chemie durch Liebig und geht bis auf die neueste Zeit.

Mit L i e b i g s Thätigkeit, an der hauptsächlich noch Woehler und Dumas theilnahmen, beginnt ein neuer Auf­schwung der organischen Chemie. Die wichtigen Entdeckungen Liebigs auf diesem Felde warfen ein neues Licht auf den Process des lebenden Organismus und sowohl der Thiere als der Pflanzen und viele andere dunkle Vorgänge und Fragen wurden erhellt und aufgeklärt.

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Die Annahme von organischen Radikalen (mehr oder weniger zusammengesetzte Verbindungen) welche in den orga­nischen Körpern, ganz so wie die Elemente in den unorganischen fungirten, gestattete eine der anorganischen Chemie sehr ähn­liche Betrachtungsweise für die organischen Körper, welche nun ungeachtet ihrer Mannigfaltigkeit leicht zu übersehen waren und die Classification erleichterten.

Aus allen Weltgegenden strömten nicht allein junge, sich der Chemie widmenden Leute, sondern auch ältere.Lehrer der , Chemie nach dessen zu Liebig um sich zu Chemikern zu quot; bilden oder zu vervollkommnen. Denjenigen die. sich einem speciellen Fache der Chemie z. B. d. Landwirthschaft, Mine­ralogie, Physiologie, Pharmacie etc., welche sich auf die Chemie stützten, widmen wollten, rieth Lie big, ehe sie das besondere Fach wählten, die Chemie im Allgemeinen zu studiren und erst, nachdem sie so eine gewisse Reife erlangt, sich mit dem speci­ellen Studium des einen oder anderen Faches zu beschäftigen. So kamen zu den Specialfächern stets gründlich ausgebildete Chemiker und waren demnach im Stande bei weitem mehr zu leisten als die früheren Specialisten, derfen Gesichtskreis höchst beschränkt war.

Viele andere Forscher und geistreiche Gelehrte arbeiteten nun auf dem Felde der organischen Chemie und bei dem rast­losen Eifer mit dem diese Richtung in der Chemie verfolgt wird, führt fast jeder Tag zu neuen Entdeckungen.

Von den in unserem Jahrhundert berühmt gewordenen Heroen der Wissenschaft führe ich nur an: Baiard, Boussin-gault. Löwig, R. Böttger, Laurent, Pelouze, Fr. Schödler, Knapp, Fremy, Gerhardt, Kopp, Peligot, Will, Lehmann, Gorup-Besanez, Tresenius, St. Clair Deville, Hoffmann, Kolbe, Schlossberger, Kekule, Husemann, Roscoe, J. R. Wagner, etc. etc.

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Nach Russland gelangte die Pharmacie zu gleicher Zeit mit der Medicin und es ist gewiss, dass bis zur Gründung von Apotheken auch hier die Aerzte die Arzneien selbst anfertigten.

Die Verbreitung medicinischer Kenntnisse fand durch die Griechen statt und die ersten Aerzte in Eussland waren Griechen. In das Ende des 16. Jahrhunderts (1581) fallt die Errichtung der ersten Apotheke in Russland. Die Königin Elisabeth von England empfahl dem Zaaren Iwan Was-siljewitsch einen Apotheker Namens James Trenchmann, welcher den Auftrag erhielt, die erste Apotheke in Moskau anzulegen und zwar im Kreml und zwar war dies eine Hof­apotheke. Unter der Regierung des Zaaren Boris Godunow ging Trenchmann wieder nach England und brachte im Jahre KJOl von dort einen neuen Vorrath von Arzneimitteln zurück. Unter dem Zaaren Michael Feodorowitsch, wahr­scheinlich um das J. 1G20 wurde die erste Apothekerbehörde, welche über Aerzte und Apotheker Aufsicht führte, gegründet. Sie stand unter einem Director, der aus den Grossen des Reiches gewählt wurde. Unter Alexei Michailowitsch wurde in Moskau noch eine zweite Apotheke und gegen Ende seiner Regierung eine in Wologda, beide für Rechnung der Krone errichtet, auch wurden Apothekergärten angelegt. Die Hofapotheke des Zaaren besass eine höchst brillante Einrichtung; . so waren z. B. die Schilder der Standgefässe stark vergoldet und die Standgefässe selbst von in damaliger Zeit sehr theurem Krystall glase.

Bis zu Peter d. Gr. Zeit hatte Moskau nur 2 Apotheken. Peter der Gr. Hess in St. Petersburg, Riga, Kasan, Reval u. s. w. Kronsapotheken einrichten, widmete eine be­sondere Sorgfalt der Errichtung von Feldapotheken und erliess im Jahre 1701 einen Ukas, in welchem die Gründung von acht Privatapotheken in Moskau auf Kosten der Unternehmer be­stimmt wurde, in Folge dessen im Verlauf von 12 Jahren, jene Apotheken in der alten Zaarenstadt entstanden.

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— le­im Jahre 1721 erschien ein ähnlicher Ukas, der die Er laubniss zur Gründung von Apotheken in St. Petersburg und in den Gouvernementsstädten enthielt. So verbreiteten sich denn allmählich die Apotheken über das ganze russische Reich.

Die ersten nach Russland gekommenen Pharmaceuten waren meist Engländer, später jedoch Hessen sich grösstentheils Deutsche als Apotheker in Russland nieder, woher es denn kommt, dass die Einrichtung und Verwaltung der Apotheken

in Russland, der in Deutschland ziemlich gleich kommt.

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Zweiter Abschnitt.

Viele meiner geehrten Leser werden mir nach Durch­lesimg dieses Abschnittes vielleicht den Vorwurf machen, dass derselbe etwas zu ausführlich sei und dass eine Veterinair-apotheke selten in einer solchen Vollständigkeit eingerichtet existire. Darauf kann ich nur erwidern , dass ich selbst durch­aus nicht der Ansicht bin, dass eine veterinairärztliche Haus­apotheke in allen ihren Theilen gerade so eingerichtet sein müsse, sondern ich beabsichtigte meinen Lesern überhaupt nur einen Ueberblick über eine, einiger Massen gut eingerichtete Menschenapotheke zu geben und es bleibt demnach einem Jeden selbst überlassen, aus dem Nachfolgenden sich das herauszu­wählen, was er für zweckmässig und gut befindet.

Einrichtimg eiüer Apotheke.

Dasjenige Local, welches zur Aufbewahrung, Zubereitung und Verabreichung von Arzneimitteln bestimmt ist, heisst Apotheke. Die ganze Localität besteht aus verschiedenen Ab­theilungen oder Eäumlichkeiten, welche einzeln besprochen werden müssen. Im Wesentlichen sind es nachfolgende: Die Officin, das Material- oder Vorrathszimmer, das Labo­ratorium, der Kräuterboden, der Keller und die Stoss-kammer.

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Die Officin

oder das Eeceptirzimmer ist zur Anfertigung und zum Ablass der Arzneien nach Recepten oder der auf mündliches und schriftliches Verlangen*) gesetzlich erlaubter, nicht giftig oder schädlich wirkender Arzneistoffe bestimmt.

Die Officin muss in einem hellen, trockenen, der Grosse des Geschäftes entsprechenden, geräumigen Locale eingerichtet sein und braucht nicht, wie viele ältere Apotheker angeben, nach Norden zu erhellt zu sein, sondern es ist im Gegentheil sogar wünschenswerth, dass ein sonniges Zimmer hierzu aus­gewählt werde, indem ein solches, sowohl für den Gesundheits­zustand der sich darin Beschäftigenden, als wie für die meisten in der Offlein aufbewahrt werdenden Medicamente zuträglich ist, denn Kräuter, Blumen, vegetabilische und mineralische Pulver, Extracte, Salze halten sich in einem trockenen, der Sonne nicht unzugänglichen Locale besser, als in einem feuchten, dumpfen Zimmer, wo niemals ein Sonnenstrahl hineindringt.

Die wenigen leicht in Gährung und Zersetzung übergehen­den Syrupe und medicinischen Honige, müssen in der heissen Sommerzeit im Keller aufbewahrt werden. Die Fenster der Offlein, wenn sie nach Süden gerichtet sind, müssen jedenfalls vor den zu heissen Sonnenstrahlen, durch Marquisen oder andere Vorrichtungen geschützt werden können.

Die Repositorien, Holzgestelle zur Aufnahme der ver­schiedenen Standgefasse für Flüssigkeiten, Salze, Pulver, Extracte, Tincturen, Oele etc., so wie der betreffenden Holzschiebläden für Kräuter, AVurzeln, Rinden u. s. w. werden an den Wänden der Officin aufgestellt und müssen hinten eine vollkommen fest-schliessende Wand haben, damit weder dem Staube, noch den Mäusen oder sonst welchem Ungeziefer, Zugang in die Schieb­laden gestattet ist. Sehr gut nehmen sich weisse Kachelrück­wände für den oberen Theil der Repositorien, wo die Stand-

*) Der sogenannte Handverkauf.

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gefässe aufgestellt sind, aus*), jedoch rertheuern sie jedenfalls die Einrichtung. Die Knöpfe der Schiebladen müssen vermittelst Schrauben befestigt sein, weil nur gewöhnlich eingeleimte leicht los- und herausgerissen werden. Die Schiebladen müssen zwar in den Eepositorien gut schliessen, sich jedoch bequem und leicht heraus- und zurückschieben lassen.

Die Standgefässe, welche in alphabetischer Ordnung auf dem oberen Theil der Eepositorien vertheilt werden, bestehen theils aus Glas, theils aus Porcellan, Holz oder Blech. In jetziger Zeit werden indessen, um dem Luxus zu genügen, bei Einrichtung von Apotheken die Holzstandgefösse ganz verbannt und nur Porcellan- und Glasstandgefässe verwendet.

In den Glasstaudgefässen mit engem Halse und eingerie­benem Glasstöpsel werden die flüssigen Substanzen aufbewahrt. Glasstandgefässe mit weitem Halse dienen zur Aufbewahrung von Pulvern und Chemikalien.

Porcellangefässe eignen sich zur Aufnahme von Salben, Extracten und auch von Pulvern.**)

Man sucht, sowohl für die Glas- als Porcellanstandgefässe durch alle Grossen hindurch eine ähnliche Form. Was die Form der Schilder und de? Aufschriften der Standgefässe anbetritt't, so bleibt es einem jeden Apothekenbesitzer überlassen, sie nach seinem Gutachten auszuwählen; am dauerhaftesten sind ein­geätzte und schwarz eingebrannte Vorschriften.

In einer jeden Offlein sind ausser den genannten Eeposi­torien ein Paar Schränke vorhanden, die unter besonderem Ver-schluss in Standgefässen, welche sich sowohl durch ihre

*) In einer unserer hiesigen Apotheken, Hrn. Apotheker Sturm gehö­rend, sind die Rückwände der Repositorien, so wie auch die Fensterbretter^ aus weiss glasirten Kacheln, desgleichen die Schilder der SchiebUulen mit schwarz eingebrannter Aufschrift und auch die Knöpfe der Schiebladen von eben solchem weiss glasirten Thon. Man rauss gestehen, diese Offlcin sieht sehr geschmackvoll und sauber aus.

**) Zur Aufbewahrung vegetabilischer Pulver jedoch sind , nach älte­ren und den neuesten Erfahrungen, die jetzt meist aus Apotheken verwie­senen Holzbüchsen am zweckmässigsfen.

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äussere Form, als auch durch ihre Aufschriften von allen anderen Gefässen der Offlcin unterscheiden, die heftig und narcotisch wirkenden Medicamente enthalten; sie fuhren den Namen „Gift seh rankequot;. Man trennt gewöhnlich die Mineralgifte von den vegetabilischen, beobachtet jedoch in beiden Schränken die alphabetische Ordnung bei der Aufstel­lung der Standgefässe. Es ist selbstverständlich, dass zum Dis­pensiren dieser Gifte besondere Utensilien, wie Wagen, Mörser, Kapselaturen, Spatel etc. verwendet werden.

Eine besondere Betrachtung verdient der in einer Officin nie fehlende Receptirtisch, indem die zweckmässige Einrich­tung desselben es dem ßeceptarius möglich macht, schnell und leicht zu arbeiten.

Der Receptirtisch muss in der Officin einen günstigen Platz haben und so gestellt sein, dass der Receptirende hinlängliches und gutes Licht hat; am bequemsten ist es für den Arbeitenden, wenn das Licht von der linken Seite kommt, denn alsdann wird die Arbeit nicht von der rechten Hand beschattet. Der Re­ceptirtisch muss ferner so gestellt sein, dass man von allen Seiten zu ihm Zutritt hat und was von grosser Wichtigkeit ist, — er muss die gehörige Höhe besitzen. Ist er zu niedrig, so leidet die Wirbelsäule des Receptarius *), ist er zu hoch, so ist das Arbeiten ein höchst unbequemes. Die Tischplatte selbst muss massiv und ohne erhabenen Rand sein. Auf der Tisch­platte befindet sich entweder ein Aufsatz mit ein Paar an den Seiten stehenden kleinen Schränkchen, oder nur an jeder Seite der Tischplatte eine Säule mit einigen kleinen Schiebladen. An den Säulen oder an den Schränken werden an messingenen Haken verschiedene kleinere Handwagen aufgehängt, in den Schränken oder in den Schiebladen der Säulen befinden sich verschiedene kleinere häufig gebrauchte Utensüien. Der Recep-

•) Ein Receptarius, der viele Jahre hindurch gebückt an einem zu niedrigen Receptirtisch arbeiten muss, behält als Andenken an diese Zeit einen Buckel, den sogenannten Reeeptirbuckel.

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tirtisch kann sowohl an der Arbeitsseite, als auf der entgegen­gesetzten Seite mit Schiebladen versehen sein und die ersteren bilden den wichtigsten Theil des Tisches, indem in ihnen alle diejenigen Utensilien vorhanden sein müssen, welcher der Ke-ceptarius bei der Receptur bedarf, als Korken, Bindfaden, Kapseln (aus weissem Schreib- als aus Wachspapier), Convolute, Verbandpapier, Scheeren, eine Korkzange, Korken, Messer, Spatel (aus Horn, Eisen, Elfenbein), Schachteln, Gläser, Töpfe, etc. etc. Ist in der Mitte des Receptirtisches an der Arbeits­seite ein Schrank augebracht, so können in demselben die ver­schiedenen Mörser, sowohl aus Messing und Eisen, als aus Porcellan und Serpentin und die nöthigen Pillenmaschinen auf­bewahrt werden.

Zweckmässig ist es, wenn sich im Eeceptirtisch, ebenfalls an der Arbeitsseite, 12 schmale Schiebladen, mit den Namen der 12 Monate versehen, befinden, die zur Aufbewahrung der in den 12 Monaten des Jahres eingegangenen Recepte dienen. Auf dem Eeceptirtisch darf eine richtige Tarirwage zum Ab­wägen von Flüssigkeiten, Fett, Salben, Extracten etc. mit den zu ihr gehörigen Gewichten niemals fehlen. In grösseren Ge­schäften sind meist zwei Tarirwagen vorhanden.

Zur Erleichterung der Receptur sucht man diejenigen Standgefasse, welche der Receptar häufig gebraucht, so nahe als möglich in der Nähe des Receptirtisches aufzustellen.

Ausser dem Eeceptirtisch existirt in den meisten freien Apotheken noch ein zweiter — der sogenannte Handverkauf­tisch, der mit ähnlichen Bequemlichkeiten versehen ist, als der Receptirtisch, d. h. mit Schiebladen, in welchen theils schon abgewogene und verpackte Quantitäten von häufig verlangten Arzneistoffen, theils die zum Ablassen der im Handverkauf verlangten Substanzen notwendigen Utensilien aufbewahrt werden. Zum Handverkauftisch gehören besondere Wagen und Gewichte.

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Ganz in der Nähe des Eeceptirtisches, womöglich nahe am Fenster, muss ein Schreibpult angebracht werden, an welchem das in der Offlein beschäftigte. Personal die nöthigen Schreibereien vornehmen kann.

Die Eepositorien und die Schränke der Offlein müssen so gestellt sein, dass sie nicht in zu naher Berührung mit dem Ofen zu stehen kommen, wodurch ein Eeissen der Holzgegen­stände oder das Verderben von Medicamenten stattfinden könnte.

Eine richtig gehende Uhr, so wie das Vorhandensein einer Schiefertafel (Defecttafel) zum Notiren der defect gewordenen und im Laboratorium anzufertigenden Präparate, gehören eben­falls zur Einrichtung einer Offlein.

Bei der Neueinrichtung von Apotheken hat man darauf Rücksicht zu nehmen, dass die Offlein nicht unmittelbar mit der Strasse in Verbindung stehe, sondern dass der Eingang von der Hausflur — oder ein besonderes Vorzimmer angebracht werde, denn in solche offene Officinen dringt im Winter die kalte Luft beim jedesmaligen Oeffnen der Tliür mit hinein und die Officiu ist dadurch einem fortwährenden Temperaturwecbsel aus­gesetzt. Im Sommer leidet dagegen das Keceptirzimmer durch den mit hiiieiudvingenden, sehr widerwärtigen Staub.

Das Materialzimmer

oder die Vorrathskammer, gewöhnlich neben der Officin, oder derselben doch so nahe als möglich gelegen, dient, wie der Name schon anzeigt, zum Aufbewahren der Vorräthe nicht flüssiger quot;Waaren und zwar der Wurzeln, Rinden, Blüthen, Früchte, Samen, Harze, ferner der Extracte, chemischer Prä­parate und auch der Pflanzenpulver etc.

Aus den Vorräthen des Materialzimmers werden die De-fecte der Offlcin ergänzt; ferner wird in grösseren Geschäften das Abwägen und Verpacken der für das Land oder für klei­nere Apotheken verschriebenen Arzneistoffe im Materialzimmer

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besorgt, damit durch solche Arbeiten nicht der Geschäftsgang in der Officin gestört werde.

Was die Standgefässe zur Aufoahme oben genannter Sub­stanzen anbetrifft, so gilt das schon bei der Offlein Besprochene, d. h. für die trockenen Substanzen aus dem Pflanzen- und Mineralreich eignen sich hölzerne Kasten und Schiebladen von einer dem Bedarf entsprechenden Grosse, welche in ähnlichen, nur einfacher gearbeiteten Repositorien angebracht werden, als sie bei der Eimichtung der Offlein besprochen wurden. Alle Schiebladen sind wiederum mit Schildern in alphabetischer Ord­nung versehen, damit sich ein jeder leicht orientiren kann.

In manchen Geschäften ist die Einrichtung eine solche, dass an Stelle der Eepositorien wagerechte dicke Bretter an­gebracht sind, auf welche besondere mit Schieberdeckeln ver­sehene Kasten lose hineingestellt und nach Bedtirfniss in ihrer Stellung verändert werden können; zwischen den einzelnen Kasten wird eine schmale Latte aufgenagelt, um das unregel-mässige Aneinanderschieben der Kasten zu verhindern und zu­gleich zu bewirken, dass sie sich leicht hineinschieben lassen.

Für stark riechende, aromatische oder flüchtige Bestand-theile enthaltende Stoffe sind Blechkasten anzurathen, eben so für Pflanzenpulver Blechbüchsen mit gut sehliessenden Deckeln, in welchen sie vor Licht und Luft zugleich geschützt sind. Für die Chemikalien und Extracte eignen sich Glas- und gute Thon-gefässe.

Für die Aufbewahrung und Aufstellung der giftig wirken­den Präparate gilt das, was bei den Giftschränken der Offlein gesagt wurde.

In jedem gut eingerichteten Materialzimmer muss wenig­stens so viel Tageslicht vorhanden sein, dass man nicht am hellen Tage gezwungen ist, mit Kerzenlicht die verschiedenen Aufschriften zu suchen. Ferner muss ein grosser Tisch in der Mitte des Zimmers stehen, auf welchem eine grössere, festste­hende Tarirwage angebracht ist und der in einer oder in zwei

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Schiebladeu die zum Verpacken und Verbinden von Droguen etc. notliwendigen Utensilien enthält. Eine kleine Decimalwage fehlt in jetziger Zeit wohl in keinem Materialzimmer.

Ist das Materialzimmer nahe der Officin gelegen, so befin­det sich in demselben, zur Aufstellung der im Laufe des Tages leer gewordenen Standgefässe, noch ein kleinerer Tisch, welcher den Namen Defecttisch führt. Das Füllen dieser leeren Ge-fässe muss vom Laboranten besorgt werden und darf nicht einem jüngeren Lehrlinge anvertraut werden.

Das Laboratorium

ist derjenige Ort, wo die verschiedenen, sowohl pharmaceutisch-techmschen, als auch phai'maceutisch-chemischen Präparate an­gefertigt werden.

Das Laboratorium mass ohne Ausnahme auf ebner Erde angebracht sein, es muss hell, feuerfest, wo möglich gewölbt und luftig sein. Wenn es möglich ist, so bringe man Fenster auf zwei entgegengesetzten Seiten an, damit man beliebig Durchzug veranlassen kann, um etwa schädlich wirkende Gas­arten (wie Chlor, Schwefelwasserstoffgas, Ammoniak) so rasch als möglich zu entfernen; sehr selten jedoch hat der Apotheker bei der Auswahl der verschiedenen Localitäten freie Wahl und ich habe in meinen jüngeren Jahren ein Laboratorium gesehen, das in einem so dunklen Kellerraum angebracht war, dass man im Sommer bei einzelnen Arbeiten gezwungen war, Licht an­zuzünden.

Das Laboratorium darf nicht zu weit von der Officin ent­fernt sein, jedoch auch nicht unmittelbar mit ihr in Berührung stehen, damit sich ihr die in selbem häufig auftretenden Gerüche und Gase nicht mittheilen.

Das Laboratorium muss die notliwendigen Oefen enthalten und zwar tragbare und aufgemauerte; die unentbehrlichsten sind: ein oder zwei Kapellenöfen, ein Trockenofen, ein Ofen

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mit eingemauertem Destillirkessel, ein Glüh- oder Schmelzofen, ein Paar tragbare Windöfen, ein gewöhnlicher Kochheerd mit 2—3 Oeffnungen etc.

Die übrigen, taglich oder häufig im Gebrauch stehenden Geräthschaften, als Infundirbüchsen, Kessel und Pfannen von Kupfer und Eisen, Mensuren von Zinn oder Porcellan, Colato-rien (Durchseihetücher) von Flanell und Leinwand, Spatel und Löffel von Eisen und Holz, Mörser von Porcellan, Stein und Glas, Porcellanschalen, Tiegel und Tiegelzangen, Schmelzlöffel von Eisen, Tenakel etc. müssen in gehöriger Menge vorhanden und am besten in an den quot;Wänden des Laboratoriums angebrach­ten Schränken aufgestellt sein. Ein Destillirapparat von ver­zinntem Kupfer mit zinnernem Einhängekessel, Retorten und Glaskolben, Strohkränze zu Unterlagen für die letzteren. Spreng eisen, ein Gasentwickelungsapparat, Gefässe zum Präcipitiren, Scheidetrichter, so wie ein Eeagentienschrank mit den betref­fenden Eeagensflüssigkeiten, Eeagircylindern, so wie ein Löth-rohr und eine dazu gehörige Lampe, dürfen ebenfalls nicht fehlen.

In der Mitte des Laboratoriums muss ein massiver Arbeits­tisch aufgestellt sein, welcher von beiden Seiten mit Schiebladen versehen und zweckmässig mit weissglasirten Kacheln belegt sein muss, welches letztere auch für die Pensterbretter gilt, weil Holz gar zu bald durch Säuren oder andere scharfe Stoffe angegriffen und zerstört wird.

Dem Laboratorium so nahe als möglich muss fliessendes Wasser oder ein Brunnen sein, um die gehörige Menge von Wasser immer bei der Hand zu haben, für dessen Herbei­schaffung und Abfliessenlassen alle Vorsorge zu treffen ist,' Der Fussboden muss von Stein oder Cement, etwas abschüssig und mit einem Abzug versehen sein, damit er gehörig mit Wasser gereinigt und dieses wieder ablaufen kann. Sollte neben dem Laboratorium ein freies Zimmer vorhanden sein, so eignet sich ein solches zur Aufbewahrung von Wagen und anderen feinen

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Instrumenten, die unter Glasglocken gestellt werden. In diesem Zimmer können analytische Untersuchungen angestellt werden und dann natürlich auch der Reagentienschrank mit allem Zu­behör seinen Platz in demselben finden.

Da wo das Laboratorium sich von der Offlein zu weit entfernt befindet, richtet man neben der letzteren ein kleines Zimmer zur Bereitung der Decocte und Infusionen ein. Diese Nebenabtheilung wird mit dem Namen Coctorium benannt und einem jeden Apotheker ist es anzurathen, in demselben einen Dampfapparat anzubringen. Die Dampfapparate haben in neuester Zeit eine so allgemeine Anerkennung und Verbreitung gefunden und die Construction derselben ist eine so vollkom­mene und viele andere Apparate entbehrlich machende, dass es jetzt wohl selten eine Apotheke giebt, wo nicht und zwar mit Vortheil für den Apothekenbesitzer, ein Dampfapparat existirt.

Da die Auseinandersetzung und Beschreibung eines oom-plicirten Dampfapparates ohne Abbildungen und erläuternde Zeichnungen etwas ganz Unmögliches ist, so führe ich hier nur noch an, dass derjenige, welcher die Kosten zur Anschaffung eines solchen Apparates scheut, sich zur Bereitung von In­fusionen und Decocten aus jedem eingemauerten Kessel einen Dampfapparat construiren kann; er braucht nur auf dem Kessel einen Deckel festlöthen zu lassen, der mit kreisrunden Oeff-nungen zur Aufnahme der Infundir- oder Decoctbüchsen ver­sehen ist. Am Boden des Kessels bringt man nach Aussen ein Rohr mit einem Krahn an, um das Wasser aus dem Kessel ablassen zu können. Zum Gebrauch wird der Kessel halb mit Wasser gefüllt, letzteres zum Sieden gebracht und hierauf die betreffende Koch- oder Infundirbüchse hineingestellt. Bringt man in dem Deckel noch ein Rohr an, das mit einem Kühl-apparat verbunden werden kann, so erhält man nebenbei destil-lirtes Wasser und die entweichenden Dämpfe belästigen dann nicht das Laboratorium; braucht man kein destillirtes Wasser,

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so kann man das Rohr in einem Schornstein anbringen und die überflüssigen Wasserdämpfe auf diese Weise beseitigen.

Der Kräuterboden.

Er befindet sich gewöhnlich im obersten Theil des Hauses und dient zur Aufbewahrung von Vegetabilien. Man verwendet hierzu entweder Holz- oder Blechkasten. Die ersteren eignen sich für nicht vollkommen trockene Pflanzen besser als die letzteren, weil sie in den Holzkasten noch nachtrocknen können. Vollkommen trockene Pflanzen ziehen dagegen bei feuchter Temperatur in Holzkasten Feuchtigkeit an und sind hierdurch dem Verderben unterworfen. Blumen und Blätter verlieren ihren Geruch und auch die Farbe und in Folge dieser Ver­änderung auch ihre Heilkräfte. Fast in jedem Jahre müssen Reste von solchen Vegetabilien weggeschüttet werden, wodurch ein bedeutender Verlust entsteht. Wendet man aber Blech­kasten zur Aufnahme dieser Pflanzenstoffe an, so halten sie sich, wenn sie nach gehöriger Austrockhung hineingebracht wurden, mehrere Jahre hintereinander, mit Beibehaltung ihrer Farbe und ihres ihnen eigenthümlichen Geruches.

Die Anschaffung solcher Blechkasten, welche entweder aus Zink oder verzinntem Eisenblech angefertigt werden können, erfordert zwar eine nicht unbedeutende Ausgabe, jedoch ersetzt sich dieselbe reichlich dadurch, dass man nie verdorbene Vege­tabilien wegzuwerfen hat. Den Blechkasten giebt man eine viereckige Form und lässt grössere und kleinere machen; sie enthalten oben nur in einer Ecke eine länglich viereckige Oeff-nung, die mit einem gut schliessenden Schieber versehen ist. Vorn und hinten sind Henkel angebracht, in welche man bequem mit der Hand hineingreifen kann. Sollten in einem Jahre Kräuter nachbleiben, so unterlasse man die Vorsicht nicht, sie im Trockenofen nochmals auszutrocknen. Hat man ein geräu-

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miges trocknes Zimmer, so kann dasselbe die Stelle des Kräuter­bodens vertreten.

In Gegenden wo reichlich offlcinelle Pflanzen wachsen, so dass solche mit Vortheil gesammelt werden können, richtet man sich einen besonderen Trockenboden ein; bei diesem hat man darauf zu sehen, dass er dicht gedielt ist, weil im Gegentheil also bei vorhandenen Eitzen und Rissen in der Diele, Eeste von Vorher getrockneten Pflanzen sich den später getrockneten leicht beimengen können. Eine andere Bedingung ist die, dass ein solcher Trockenboden recht luftig sei, also womöglich an entgegengesetzten Seiten Fenster oder Thüren habe, die beliebig geöffnet und geschlossen werden können.

Die zu trocknenden Blumen und Kräuter werden lose aufgestreut und soviel als möglich gleichmässig vertheilt; Pflan­zen die schon von Natur ziemlich trocken sind, können dichter aufgeschüttet werden, als an Pflanzensaft sehr reiche. Man lasse die zu trocknenden Vegetabilien nicht länger liegen als gerade nothwendig ist, damit sie durch zu lange Berührung mit der Luft nicht an wirksamen Bestandtheilen verlieren. Die aromatischen Kräuter, wie Pfeffer- und Krausemünze, Melisse, Thymian etc. trocknen sehr leicht.

Nur in sehr heisser Sommerzeit werden die Pflanzen in freier Luft so trocknen, dass man sie, ohne ihr Verderben zu riskiren, in Blechkasten aufbewahren kann; in den meisten Fällen müssen sie jedoch vor dem Aufbewahren noch im Trocken­schrank oder Trockenofen getrocknet werden.

Der Keller.

Er dient zur Aufbewahrung flüchtiger und solcher Flüssig­keiten und Präparate, die leicht eintrocknen oder dem Verderben ausgesetzt sind, also solcher Arzneimittel, die sich in kühler Temperatur besser halten, als in der gewöhnlichen Zimmerwärme.

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Am zweckmässigsten eignet sich ein Keller mit einem stei­nernen Gewölbe, dessen Temperatur im Winter nicht unter 0deg; C. und im Sommer, nicht über 10deg; C. steigt.

Diejenigen Substanzen die im Keller aufbewahrt werden sind: aetherische und spirituöse Flüssigkeiten, Syrupe, Honige, destillirte Wäs'ser, Essige, fette Oele, Pfla­ster, Salben, Fett, Mineralsäuren, leicht verwitternde Salze etc.

Die Aufstellung dieser Arzneimittel wird eben so geordnet, wie sie in der Offlein nothwendig ist. Der Boden des Kellers muss der Reinlichkeit halber mit Steinplatten oder Ziegeln aus­gelegt sein und die Wände müssen stark mit Kalk getüncht werden, ersteres um die Feuchtigkeit zu vermindern, letzteres um durch Eeflex das .Licht zu vermehren. Auch im Keller muss eine besondere Abtheilung zur Aufbewahrung der heftig wirkenden Arzneimittel und der Gifte sein, für welche ebenfalls eigene Wagen, Gewichte, Löffel, Trichter, Heber und ein Tisch nicht fehlen dürfen.

Befinden sich in Kellern in der Mauer Nischen, so versieht man dieselben zweckmässig mit einer eisernen Thür, die mit Riegeln geschlossen werden kann. In solcher Nische bewahrt man Aether, Blausäure, Phosphor, theure aetherische Oele etc.

Was die Schilder für die Kellerstandgefässe anbelangt, so eignet sich hierzu der Sell'sche Steinkohlentheerlack. Papier- und Oelschilder halten sich nicht lange, sondern ver­schimmeln und fallen ab.

Die Stosskammer.

Den Zweck der Stoss- und Schneidekammer deutet schon der Name an. Es werden in dieser Abtheilung die mechanischen Vorbereitungen zur Herstellung der Arzneikörper vorgenommen. Vorzugsweise werden in derselben Pulver gestossen, Wurzeln, Rinden, Kräuter, Blumen theils geschnitten, theils gehackt.

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Man muss die Stosskammer jedenfalls vom Laboratorium trennen, auch darf sie nicht der Offlein zu nahe sein, um dieselbe nicht durch Staub und Getöse, die bei solchen mechanischen Arbeiten unvermeidlich sind, zu belästigen.

Ein grosser schwerer Tisch, Mörser von Metall und Stein, Schneide- und Hackmesser, ein Stampftrog, Siebe von Seide, Pferdehaar oder Span, sind die in einer Stosskammer nicht fehlen dürfenden Eequisiten.

Die Siebe in der Stosskammer selbst aufzuhängen, ist nicht anzurathen, da sie durch den fortwährenden Staub mehr oder weniger angegriffen werden; ein gut zu verschliessender Schrank eignet sich besser zu ihrer Aufbewahrung.

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Dritter Abschnitt.

Pharmaceutisch-mechaiiische Operationen und Apparate.

Sie bezwecken die von der Natur dargebotenen Stoffe, welche in ihrem rohen Zustande selten angewendet werden, zum arzneilichen Gebrauch geeignet zu machen. Die Arbeiten dieser Art verändern nicht die inneren Eigenschaften oder das quot;Wesen der ihnen unterworfenen Körper, sondern nur die äussere Beschaffenheit und jedes noch so kleine Theilchen ist ein voll­kommen gleichartiger Theil des zur Bearbeitung genommenen Ganzen, oder sie trennen auf rein mechanischem Wege (wie das z. B. beim Auspressen geschieht) einen Theil des Körpers von dem übrigen. Dieser abgeschiedene oder ausgepresste Theil besitzt aber ganz dieselben Eigenschaften, die er noch im unab­geschiedenen Zustande besass. (So ist z. B. das aus den süssen Mandeln durch Auspressen gewonnene Gel, dem in den Mandeln vorhandenen vollkommen chemisch gleich.)

Einzelne dieser mechanischen Operationen werden nicht in Apotheken, sondern in besonderen Anstalten ausgeführt und die Naturproducte erscheinen schon im zerkleinerten Zustande im Handel, wie z. B. das auf Mühlen gemahlene Mehl, die geras­pelten Krähenaugen (Nuces vomicae raspatae), die verschiedenen

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Farbehölzer (Campechenholz, Fernambuk, Sandelholz, Krapp), das geraspelte Guajacholz, Hlrsclihoru etc. Der Apotheker hat solche schon zerkleinerten Droguen auf ihre Eeinheit und Echt­heit zu prüfen, und vor der Anwendung Staub, Sand und andere Unreinigkeiten zu entfernen.

Auch ausgepresste Oele (wie z. B. Oliven-, Lein-, Hanf­und Eicinusöl) liefert uns der Handel und diese werden eben­falls im Grossen in besonderen Anstalten, den sogenannten Oelmühlen, erhalten.

Das Zerschneiden. Concisio.

Es wird bei der Zerkleinerung trockener Vegetabilien und auch einiger thierischer Stoffe angewendet.

Je nach der Natur der Pflanzensubstanzen und je nach dem Zweck richten sich die Mittel der Zerkleinerung-. Sollen die zerschnittenen Vegetabilien in der ersten Form bleiben, in welcher sie zerkleinert wurden, so sucht man den einzelnen Theilchen eine möglichst gleiche G-rösse zu geben und wendet zum Zerschneiden das Schneidemesser an. Sind die Substanzen Vegetabilien von weicher, zarter Beschaffenheit, wie Kräuter und Blumen, so geschieht die Zerkleinerung vermittelst des Wiegemessers auf einem Brette, oder vermittelst des Hack­oder Stossmessers, in dem später zu beschreibenden Stampftroge.

Harte, salzige, zähe Vegetabilien, wie Wurzeln, Hölzer, Binden etc. werden mit dem Schneidemesser zerkleinert. Bei dieser letzteren Arbeit hat der Arbeitende es in seiner Gewalt, dass der zerschnittene Stoff möglichst gleichmässig ausfalle, bei der Anwendung des Hack- oder des Wiegemessers jedoch weniger und man hat bei diesen Arbeiten grössere Auftnerk-samkeit zu verwenden.

Um dem Uebelstande, dass die Vegetabilien beim Zer­schneiden nicht zu viel Pulver geben (was besonders bei Blumen und Blättern zu befürchten ist), vorzubeugen, werden sie vor

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der Zerkleinerung einige Stunden an einen nicht vollkommen trocknen Ort, z. B. in den Keller gestellt, wo sie eine gewisse Menge Wasserdämpfe anziehen und minder zerreiblich werden, dann werden die Substanzen zerhackt, durch ein gröberes oder feineres Drahtsieb geschlagen (je nachdem man das Gehackte feiner oder gröher zu haben wünscht), nach beendeter Arbeit das vorhandene Pulver durch Absieben getrennt und die zer­kleinerten von Pulver freien Vegetabilien von möglichst gleich­förmiger Beschaffenheit, wieder getrocknet und zum weiteren Verbrauch als Gemengtheil einer Species oder für sich auf­bewahrt. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;...#9632;''

Unter dem Namen Species versteht man verschiedene Arten (species) von Pflanzen zusammengemischt. Diese Misch­ung kann aber nicht anders gleichmässig geschehen, als wenn man den einzelnen Pflanzentheilchen gleiche Dimensionen giebt. Dass dieses Letztere durch das Durchsieben der zerhackten Vegetabilien durch Drahtsiebe, bei denen die Drahtmaschen verschiedene Dimensionen haben, geschieht, wurde schon vorher bemerkt.

Die zu Species verordneten Ingredientien darf man nie­mals vor dem Zerschneiden zusammenwägen, es sei denn, dass sie in der Structur von einerlei Beschaffenheit wären, weil sonst, bevor noch die härteren, zäheren gehörig zerkleinert sind, die weicheren und zarteren schon in Pulver verwandelt sein würden.

Solche Substanzen, die weder zerhackt noch zerschnitten werden können und zu Species verordnet sind, werden im Möiser gröblich zerstossen. Safran wird mit einer Scheere zerschnitten; Campher wird als Pulver zugesetzt. Vegetabilische und thie-rische Substanzen, Welche aromatische Theile von flüchtiger Beschaffenheit enthalten, werden im zerschnittenen Zustande, in gut schliessenden Gefässen fest zusammengedrückt, aufbewahrt.

Sollen harte, zähe Pflanzentheile, wie Wurzeln, Hölzer, Rinden, zerkleinert werden, um nachher noch eine Bearbeitung durch Stossen zu erleiden, so kann ihre Zerkleinerung in diesem

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Falle auch in dem Stampftroge geschehen, weil die Arbeit rasch fordernd ist und es dabei nicht darauf ankommt, ein gleich-massiges, schönes Product zu erhalten. Beim Zerschneiden oder Zerhacken solcher Substanzen, die dabei umherspringen, belegt man die Rückseite der Schneidewerkzeuge mit einem Stück steifen Papieres, welches mit Baumwachs aufgeklebt wird.

Bei der Anfertigung eines Stampftroges hat man darauf zu sehen, dass derselbe weder zu hoch, noch zu niedrig sei und den gehörigen Durchmesser habe. Der Boden, der wich­tigste Theil an diesem Apparate, besteht aus einer runden Holzscheibe von etwa 2 Fuss im Durchmesser und gegen 3 Zoll Höhe. Die Scheibe ist entweder ein Abschnitt eines eben so dicken Eichen- oder Lindenbaumes, oder sie ist aus mehreren an einander geleimten Stücken gemacht. Die Holzfasern stehen senkrecht, wenn die Scheibe auf dem Boden liegt. Beim Hacken werden die senkrechten Pasern auf die Seite gedrückt und bieten für den zu durchschneidenden Körper eine Unterstützung während das Messer eindringt und den Zusammenhang des Körpers aufhebt. Wird das Messer wieder erhoben, so schliessen sich die Einschnitte und die in ihrem Längenzusammenhange nicht berührte Faser bleibt unverletzt zurück.

Anders verhält es sich aber, wenn das Stossmesser die Holzfaser von der Seite, d. h. wenn sie wagerecht liegt, trifft, es durchschneidet sie, und wenn mehrere solcher Schnitte neben einander vorkommen, so lösen sich die losgetrennten Stückchen ab und die mehr gebrauchten Stellen werden vertieft.

Der Boden des Stampftroges ist nach Dr. Mohr nicht mit der quot;Wandung (der Zarche) verbunden, sondern die letztere aus dünnem Tannenholz gemacht und mit eisernen Reifen versehen, wird auf die, auf beiden Seiten glattgehobelte Bodenscheibe aufgesetzt. Sowohl die Zarche als das Bodenbrett sind mit eisernen Handhaben versehen; ich benutze einen solchen von Dr. Mohr in seiner pharmaceutischen Technik beschriebenen

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und nach dieser Angabe construirten Stampftrog schon seit 29 Jahren und er ist noch immer im brauchbaren Zustande.

Das Hack- oder Stossmesser besitzt eine ähnliche Form, als das in der Landwirthschaft zum Zerkleinern von Kartoffeln, Kohl etc. gebrauchte, nur kann es schwerer und von besserem Stahl gearbeitet sein. In der einfachsten Form besteht es aus einer graden Scheibe, man hat aber auch '~x—'förmig gebogene oder Stossmesser mit zwei senkrecht neben einander befindlichen Scheiben oder wie X geformt. Jedes dieser Messer hat einen geschmiedeten Ansatz, mit welchem es auf den aus starkem Holz gearbeiteten Stiel aufgesetzt wird.

Das Wiegemesser beschreibt das Segment eines Kreises und hat an beiden Seiten aufrecht gehende Stäbe, die mit höl­zernem Griffe versehen sind. Man setzt die gebogene Schneide auf die auf der Unterlage ausgebreiteten Vegetabilien und übt abwechselnd mit der rechten* und linken Hand einen starken Druck aus, wodurch das Messer eine nach Art der Wiege schaukelnde Bewegung erhält. Als Unterlage benutzt man ein starkes, viereckiges, auf allen Seiten mit einem Rande versehe­nes Brett von hartem Holze. Zuweilen werden auch Wiege­messer mit zwei und drei neben einander laufenden Klingen angewendet.

Es ist ein sehr unbequemes Instrument, das fast ganz ausser Gebrauch gekommen ist, indem ein Wiegemesser mit einer Klinge sehr zeitraubend und wenig die Arbeit fördernd ist. Ein Messer mit zwei und drei Klingen erfordert grosse Kraftanstrengung und ermüdet bald den Arbeiter, auch ist das Schärfen und Schleifen eines dreiklingigen Wiegemessers sehr beschwerlich.

An Stelle des Wiegemessers hat nun Dr. Mohr ein anderes construirt, bei welchem alle Uebelstände vermieden werden und das ganz vorzügliche Resultate liefert. Es eignet sich namentlich für zarte Pfianzentheile wie Blätter, Blüthen, dünne Stengel etc. Dieses Messer kann unter dem Namen „Dr.

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Mohr'squot; Rollmesser bezogen werden und sollen solche mit 6 Klingen schon vor vielen Jahren ä 3 Thal er das Stück in Solingen geliefert sein.

Das Schneidemesser, wie es in früherer Zeit gebraucht wurde, besteht aus einer graden Klinge und einer harten Unter­lage. Das Messer wirkt nach Art eines Keiles, indem die Klinge in die Substanz eindringt. Das Schneidebrett von läng­lich viereckiger Form, ist an seinen beiden langen und an einer kurzen Seite mit etwa 3 Zoll hohem Rande versehen. Das Messer ist ein einarmiger Hebel, der sich in einer senk­rechten Ebene um einen Stift oder in einer Angel bewegt. Der Stift selbst ist in einem Charniere angebracht, welches sich um eine senkrechte Achse in horizontaler Richtung drehen lässt. Die Angel bewegt sich in einem nicht zu weiten Loche eines eisernen Bügels, der im Tisch befestigt ist. Zum Gebrauch hat man nur das Schneidebrett unterzulegen.

In der Jetztzeit werden diese älteren Schneidemesser nur selten gebraucht, denn man wendet Apparate von neuer, ver­besserter Construction an, die sich aber ohne Zeichnung schwer beschreiben lassen.

Das Raspeln, Rasio and das Feilen, Limatio,

sind Arbeiten, denen jetzt nur sehr wenige Körper unterworfen werden.

Die erstere Arbeit wird zuweilen bei dem Zertheilen sehr harter Hölzer und zuweilen von Früchten, Hirschhorn, die letztere zur Zerkleinerung von metallischen Körpern augewen­det (z. B. von Zink, Zinn, Eisen, Kupfer etc.).

Die auf die eine oder die andere Weise zu zertheilende Substanz wird an einem Schraubstock befestigt und die entweder durch die Raspel oder Feile getrennten und abfallenden Theilchen werden auf einem, an dem Schraubstock befestigten Kasten oder Papier gesammelt.

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Vom Apotheker werden jetzt fast nur Eisen- und Zink­feilspäne verwendet, zuweilen aber auch noch Zinnfeilspäne. Die käuflich bezogene Eisenfeile ist selten rein, sondern meist mit Messingspänen verunreinigt.

Die geraspelten Substanzen als Lignum Guajaci raspa-tum, Oornu Cervi rasp., Nuces vomicae rasp. etc. etc. beziehen wir jetzt, wie auch schon früher bemerkt wurde, durch den Handel.

Das Zerquetschen, Gonqnassatio,

wendet man bei frischen Wurzeln und Kräutern an, indem man dieselben in einem steinernen Mörser mittelst eines hölzernen Pistilles zu einem Brei zermalmt und letzteren dann wie gehö­rig weiter behandelt.

Das Zerstossen. Contnsio.

#9632; . bezweckt, wie schon bei dem Zerschneiden erwähnt wurde, solche Substanzen, die durch die Schneideinstrumente nicht bequem zerschnitten werden können, überhaupt nur zu zerklei­nern. Man verwendet dazu meist Metallmörser mit metallenen Pistillen (z. B. Zerkleinerung der Galläpfel, der unreifen Po­meranzen und ähnliche Substanzen).

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Das Zerreiben, Gontritio, Trituratio,

hat einen ähnlichen Zweck wie das Zerstossen und kann je nach der Beschaffenheit des Körpers auf zweierlei Weise statt­finden. Entweder geschieht es in steinernen Mörsern mit einem hölzernen Pistill oder in Eeibschalen von Porzellan, Glas, Ser­pentin, wenn die zu zerkleinernden Substanzen leicht zerreiblich sind, oder durch Anwendung der Metallmörser verunreinigt werden Würden. Beim Gebrauch der Steinmörser wird eben so verfahren, wie bei dem der metallenen; bei Verwendung der Reibschalen aber darf wegen ihrer leichten Zerbrechlichkeit

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kein Mederstossen des Pistills stattfinden, sondern die Substan­zen werden bloss durch ein mit einem gewissen Druck verbun­denes ümherreiben des Pistills auf der Bodenfläche der Reib­schale zerkleinert, nachdem die grösseren Stücke durch gelinden Druck mit dem Pistill zermalmt wurden.

Im Kleineu zerreibt man die Substanzen in der Reibschale, bis sie eine feinpulverige Beschaffenheit erhalten haben, ohne sie abzusieben; bei grösseren Mengen werden jedoch die feine­ren Theile von den gröberen durch Sieben getrennt und die letzteren von neuem zerrieben; Campher lässt sich nur durch Zusatz einiger Tropfen Weingeist und gelindes Andrücken zer­reiben.

Die andere Art des Zerreibeus findet bei frischen Wurzeln und Knollen Anwendung, z. B. beim Zerreiben der Kartoffeln behufs der Darstellung von Stärkmehl, beim Zerreiben von Möhren, des Meerrettigs und anderer.

Der Apparat, dessen man sich in diesem Falle bedient, ist das bekannte Reibeisen, durch welches die Pflanzenfasern besser als durch das Pistill zerrissen und die frischen Pflanzen-theile in einen gleichförmigen Brei verwandelt werden.

Das Präpariren, Praeparatio.

wird nur bei Substanzen mineralischer Natur und solchen, die in Wasser unlöslich sind, vorgenommen, wenn man bezweckt, den höchsten Grad der feinpulverigen Beschaffenheit zu erzielen. Die gröblich zerkleinerten, ja zuweilen auch schon pulve-risirten Substanzen werden auf einer Platte von hartem Stein, auf dem Präparirstein, mit Wasser zu einem Brei angerührt und darauf mit einem konisch geformten Stein, dem Läufer, der eine kaum etwas convexe Grundfläche hat, so lange auf jenem in einer kreisförmigen Bewegung zerrieben, bis die brei­ige Masse in einen zarten Schlamm verwandelt und die einzel­nen Partikel des Pulvers nicht mehr fühlbar geworden sind.

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Während des Präparirens muss die Masse abwechselnd mittelst eines scharfen, messerähnlichen, hölzernen Spatels zur Mitte des Steines gestrichen werden, damit alle Theile dersel­ben gehörig fein zerrieben werden können. Nach Beendigung der Arbeit wird die Masse entweder als solche getrocknet oder mit Hilfe eines spitzigen Trichters in Form kleiner Kegel auf ein Papier ausgeschlagen; nach dem Trocknen wird sie zerrieben.

Bei kleinen Mengen zu präparirender Substanzen wendet man auch Eeibschalen an, und zwar von Porcellan oder Glas. Solche ßeibschalen oder Präparirmörser müssen weit und flach sein und sanft aufsteigende Ränder haben. Das Pistill muss möglichst breit sein und sich ziemlich an die Form des Bodens anschliessen. Der Boden darf nicht glatt sein und wird durch Ausschleifen mit Wasser und Quarzsand oder grob­gemahlenem Schmirgel matt gemacht.

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Das Schlämmen, laevigatio, Elutriatic.

Das Schlämmen bezweckt gleichfalls namentlich minerali­schen Substanzen eine staubige Feinheit zu ertheilen und alle nicht vollkommen feine Theilchen zurückzuhalten. Diese Ar­beit ist eigentlich nur eine Fortsetzung des Präparirens und besteht darin, dass man den feinen durch das Präpariren erhal­tenen Schlamm mit viel Wasser durch starkes Umrühren ver­mischt, eine kurze Zeit (etwa '/a—'/i Minute) zur Ruhe hin­stellt, damit sich die gröberen Theile absetzen und dann die obere Flüssigkeit, welche die staubig feinen, leichteren Theile enthält, in ein anderes Gefäss abgiesst; der minder feine Rück­stand wird wieder präparirt und auf gleiche Weise abgeschlämmt und so fortgefahren, bis alles die verlangte Feinheit erhalten hat. Man lässt darauf vollkommen abstehen, entfernt die oben­stehende klare Flüssigkeit vermittelst einer Pipette oder eines Hebers und trocknet den Rückstand.

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Das Pnlverisiren, Pnlverisatio.

Auf die richtige Ausführung dieser mechanischen Opera­tion basirt sich in vielen Fällen die Wirksamkeit der Arznei­mittel. Der rein mechanische Theil wird fast immer von dem Stösser in einem besonderen schon erwähnten Baum, der Stoss-kammer, ausgeführt.

Die zu pulverisirenden Substanzen werden in grösserer oder kleinerer Quantität in einen der später zu beschreibenden Mörser geschüttet, vermittelst einer Keule zerstossen und durch ein Sieb von bestimmter Feinheit durchgesiebt.

Das auf diese Weise erhaltene Präparat lieisst Pulver und zwar, wenn eine einzige Substanz zerstossen wurde, ein­faches Pulver, Pulvis simplex.

Bei den einfachen Pulvern hat man Nachfolgendes zu be­obachten:

1)nbsp; Wenn vegetabilische Stoffe, wie Wurzeln, Hölzer, Binden oder Kräuter pulverisirt werden sollen, so lasse man sie zuvor zerschneiden, und da sie durch Aufnalune von Feuch­tigkeit gewöhnlich nie ganz trocken sind, so lasse man sie, jedoch höchstens bei 30—45deg; 0. austrocknen und schütte sife noch warm in den Mörser.

2)nbsp; Gummiharze, wie Asafoetida, Ammoniacum, Galbanum, setze man bei strenger Winterkälte in's Freie (etwa eine Nacht hindurch) und lasse sie auch an einem kalten Orte zerstos­sen. Das Pulver wird, um das spätere Zusammenbacken in warmer Temperatur zu verhindern, in kleinen Papier-düten geschüttet und in denselben aufbewahrt. Nach Apo­theker Lehmann in Rendsburg soll man die gepulver­ten Gummiharze zweckmässig auf die Weise schützen, dass man sie in Papierdüten, aber in einem Elechkasten über Aetzkalk, aufbewahrt. Durch Abhalten der Feuchtigkeit soll das Zusammenbacken verhindert werden.*)

*) Zeitschrift „d. Apothekerquot; 1862. Nr. 19.

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3)nbsp; Sehr zähe Yegetabilien, die sich schwer pulverisiren lassen, wie Coloquinten, Lärchenschwamm etc. überziehe man mit einem Schleim von arabischen Gummi oder Traganth, lasse sie scharf austrocknen und dann stossen.

4)nbsp; Salepwurzeln weiche man 24 Stunden lang in reinem Was­ser, giesse das Wasser ab, trockne die stark aufgequollenen Knollen mit einem Tuche ab und zerquetsche sie in einem Mörser zu kleinen Stückchen. Die kleinen Theilchen werden im Trockenofen getrocknet, dann zerstossen und gesiebt.

5)nbsp; Ipecacuauhawurzel werde nicht vollständig bis auf den letzten Rest zerstossen, weil der Kern ganz umvirksam und sehr schwer zu pulverisiren ist. Die Wirksamkeit liegt in dem Rindenkörper der Wurzel; von 100 Gewichfs-theilen der Brechwurzel müssen jedoch 70 Theile Pulver erhalten werden.

6)nbsp; Solche Substanzen, welche Eisen oder Messing angreifen, als Salmiak, saures weinsaures Kalium etc., pulverisire man in einem steinernen Mörser oder erwärme die Metallmörser vorher durch Hineingiessen von siedendem Wasser, oder endlich (was aber sehr umständlich ist), man löse die Sub­stanzen in Wasser, dampfe die Lösung bis zur Trockne ein und zerreibe in einem Porcellanmörser.

7.nbsp; Die Jalapenwurzel wird erst grob zerstossen, dann im Trockenschrank scharf ausgetrocknet und dann pulverisirt.

8.nbsp; Althaeawurzel wird fein geschnitten, getrocknet und dann gestossen.

9.nbsp; Bei Pulvern, die nachtheilig auf die Gesundheit einwirken, muss dafür gesorgt werden, dass der Stösser sich Mund und Nase mit einem angefeuchteten Tuche lose verbindet. (Wie beim Stossen der Canthariden, des Euphorbium, der Jalape etc.)

10. Die meisten Körper vegetabilischen Ursprungs, als Wurzeln, Blüthen, Samen, welche aetherisches Oel enthalten, lasse

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man nicht in zu grossen Quantitäten pulverisiren, weil ihre Bestandtheile durch Zutritt von Luft und Licht verändert (oxydirt) werden und sie im feingepulverten Zustande der atmosphärischen Luft eine grosse Oterfläche darbieten; man sorge auch für gute Aufbewahrung.

11)nbsp;Die narcotischen Kräuter müssen gleich nach der Einsamm-lung getrocknet und pulverisirt werden. Nach dem Zer-stossen lege man das Pulver in Papierduten, trockne es noch einmal bei gelinder Wärme im Trockenofen, fülle es warm in trockene Gläser und bewahre es an einem dunklen Ort. Das Pulver erhält sich auf diese quot;Weise schön grün und seine arzneiliclieuWirkungen werden nicht beeinträchtigt.

12)nbsp; Pulver zum äusserlicheu Gebrauch, als Einstreupulver, müssen höchst fein sein. Zum innerlichen Gebrauch von Pulvern für Thiere genügt mittlere Feinheit.

13)nbsp;Die basisch kohlensaure Magnesia wird nicht zerstossen, sondern nur durch ein Haarsieb locker durchgerieben.

14)nbsp;Die Brechnüsse oder Kräheuaugen (Nuces vomicae) erweiche man durch heisse Wasserdämpfe, trockne sie dann scharf aus und lasse sie gleich stossen. (Wenn man es nicht vor­zieht, sie durch den Handel als geraspelte Krähenaugen (Nuces vomicae raspatae) zu beziehen.)

15)nbsp;Alle Substanzen, welche zum Pulverisiren gegeben werden, müssen vollkommen fiel von Staub, Sand, Eide und ande­ren Verunreinigungen sein.

16)nbsp;Für sehr giftige Substanzen, z. B. Canthariden, Euphorbium etc., so wie für stark riechende, als Stinkasant, Galbanum, Ammoniakgummi u. s. w., müssen besondere Siebe gehalten werden und mit dem Namen der Substanz versehen sein, damit nicht im Versehen andere Pulver in denselben gesiebt werden. Auch ist es gut, für Zucker ein besonderes Sieb zu halten.

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Die Apparate, deren man sich zum Pulverisiren bedient, sind: Mörser (eiserne, messingene und steinerne) und Siebe (Trommelsiebe von Pferdehaar und Seide, feiner und gröber).

Die eisernen Mörser bestehen aus Gusseisen und wer­den in den Gusseisenfabriken nach Modellen oder Zeichnungen gegossen; sie haben einen dicken Boden und dünne Seitenwände und besitzen seitlich zwei cylindrische Zapfen, an denen sie augefasst und gehoben werden können.

Die Pistille oder Mörserkeulen lässt man sich zweck-mässig aus Schmiedeeisen machen, weil die gegossenen leicht brechen. Das untere Stossende der Keule muss eine Wölbung haben, welche der Vertiefung des Mörserbodens genau entspricht. Als Untersatz für den Mörser benutzt man einen passenden Holzklotz

Die Mörserkeule wird zur leichteren Handhabung vermit­telst eines Strickes au einer Sclnvungstange befestigt, welche sich an der Lage der Stosskammer angebracht befindet.

Da die meisten Substanzen dem Verstauben ausgesetzt sind und dadurch nicht nur bedeutenden Verlust veranlassen, sondern auch den Stösser belästigen, so hat man seines eigenen Vortheils wegen und aus Kücksicht für den Stösser Vorkehrun­gen gegen das Verstauben zu treffen. Ein kegelförmiger leder­ner Sack, der in der Mitte ein, mit einem kurzen Stück eines lederneu Schlauches versehenes Loch hat, in welches die Mörser­keule eingebunden wird, eignet sich nach Dr. Mohr vortreff­lich dazu.

Die äussere quot;Weite des ledernen Kegels ist so gross, dass sein Band über den Mörserrand geht und sich festbinden lässt; die Höhe des Sackes ist eine solche, dass die Keule die ganze Bewegung beim Stossen machen kann.

Die Sfebe, die man beim Pulverisiren zum Durchsieben der zerstossenen Substanzen anwendet, werden, wie schon ange­deutet wurde, aus Seide und aus Pferdehaar angefertigt: die

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ersteren werden zu sehr feinen, die letzteren zn etwas gröberen Pulvern angewendet.

Ein vollständiges Pulversieb, auch Trommelsieb genannt, besteht aus 3 Theilen, dem Boden, dem Siebe und dem Deckel, und jedes dieser Theile besteht wiederum aus 4 ein­zelnen Stücken, uämlicli aus dem Eeifen oder der Zar ehe, worüber das Fell oder das Sieb gespannt ist, aus dem Fell oder dem Siebe selbst, aus dem dünnen Ringe, um welchen das Fell oder das Sieb geschlagen ist, und endlich aus dem Bodenringe, welcher unten über das Fell oder dem Siebe hervorragt und die Theile des Trommelsiebes vor Verletzungen schützt.

Die Speciessiebe werden aus dünnem Eisendraht gefloch­ten, haben keinen Deckel und selten einen Boden, indem man das Durchsieben auf untergelegtem Papier etc. vornimmt. Sie besitzen meist eine viereckige Form und werden in der Weise angefertigt, dass man das Drahtsieb an einen etwa 4—G Zoll hohen Holzrahmen befestigt.

Die Speciessiebe für Wurzeln, Blumen, Kräuter etc. haben 2—3 Linien grosse Maschen.

Jedes gebrauchte Sieb muss gleich nach dem tiebrauche gereinigt werden. Eine Ausnahme hiervon machen die Siebe, welche ausschliesslich nur für eine Substanz gebraucht werden. Das Peinigen der Siebe geschieht mit Bürsten. Man unter­scheidet eine Trockenbürste und eine Waschbtuste; Draht­siebe werden mit der Trockenbürste gereinigt, Siebe von Seide und Pferdehaar mit der Waschbürste, indem man alle löslichen Substanzen auswäscht und bei stark riechenden warmes Wasser anwendet. Die Felle der Trommelsiebe darf man nicht mit heissem Wasser waschen, auch nicht zu rasch und zu stark trocknen, weil sie sich sonst in Leim verwandeln und nachher schlaff werden.

Um die einzelnen Theile eines Trommelsiebes nicht zu ver­wechseln, so bezeichnet man die zusammengehörenden Theile

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mit einem gleichen Zeichen. Ueber die Aufbewahrung der Siebe habe ich schon bei der Einrichtung der Stosskammer gesprochen.

Das Beuteln, Cribratio.

Die allerfeinsten Pulver erhält man durch das Beuteln oder die Luftsiebung, welche Arbeit im Grossen durch die Beutelmaschine ausgeführt wird.

Zum Beuteln nicht zu grosser Mengen von Pulvern wendet man Zuckergläser oder einen Topf, oder eine Blechbüchse und ein feines leinenes Tuch, oder einen Beutel (daher der Name der Operation) an, schüttet die, vorher durch das Pulverisireii in ein feines Pulver verwandelte Substanz in die sackförmige Vertiefung (etwa soviel, dass '/a derselben gefüllt ist), bindet den Rand des Zeuges oder des Beutels über den Rand des Beiitelgefasses mit einem Papierdeckel vollkommen fest und bewegt nun das Gefäss zwischen den Händen so, dass der Sack an den entgegengesetzten Seiten des Beutelgeiässes an­schlägt , wobei die feinsten Theile des Pulvers durchfallen. Man lässt die staubigfeinen Theile sich ruhig zu Boden setzen, öffnet das Gefäss, nimmt den Rest des Pulvers aus dem Sack heraus, erneuert es durch frisches und wiederholt dieselbe Ope­ration. Das abgebeutelte Pulver wird herausgenommen und der gröbere Pulverrtickstand in dem Beutel wiederum in einem Mörser zu Pulver zerstossen.

Das Auspressen, Ezpressio,

ist eine Operation, welche durch mechanischen Druck zur Ab­sonderung flüssiger Theile von festen dient. Man bedient sich ihrer bei der Bereitung der Extracte, zum Auspressen des Pflanzensaftes aus den frischen Kräutern, zum Auspressen des rückständigen Wasser- oder Weingeistauszuges aus den zur

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Extractbereitung angewendeten Substanzen; femer zur G-ewin-nung der fetten Oele, als des Mandel-, Eier-, Croton-, Mohn-uud Leinöls etc.

Der Apparat, dessen man sich zur Ausführung dieser Operation bedient, heisst Presse (Prelum).

Meistentheils wendet man die Schraubenpresse an und unterscheidet zweierlei Sorten, nämlich die Schalenpresse und die Plattenpresse.

Die erstere ist eine einschraubige Presse, bei welcher die Schraube senkrecht, die Pressschale, der Presssack und der Pressblock oder der Pressdeckel jedoch wage recht stehen.

Die zweite ist eine zweischraubige Presse, bei welcher der Presssack senkrecht zwischen den Pressplatten hängt, die Schrauben aber horizontal liegen.

Die Construction der einschraubigen Presse ist in neuester Zeit so sehr vervollkommnet, dass man sich in pharmaceutischen Laboratorien meist nur ihrer bedient. Bei dem Pressen nach der älteren Construction wendete man zur Umdrehung der Schraube langarmige Schlüssel oder Hebel an; jetzt bewirkt man diese Umdrehung durch eine Yereinigung von in einander eingreifendem Räderwerk. Der Druck, den man durch diese Construction hervorbringen kann, ist ein sehr grosser und die Kraft, welche der menschliche Arm anzuwenden hat, eine ver-hältnissmässig sehr geringe, so dass ein Kind schon einen be­deutenden Druck hervorzubringen im Stande ist.

Die auszupressende Substanz wird in dichte Leinwand eingeschlagen, oder man benutzt dazu Säcke von demselben Material (Presssäcke). Das unter dem Namen Zwillich im Handel erscheinende Zeug, so wie die aus jeder Tuchhandlung zu beziehenden Tuchkappen, oder auch Presstücher aus Pferde­haar, eignen sich zum Auspressen vortrefflich, jedoch muss das Presszeug vor seinem Gebrauch mit heissem Wasser ausgewa­schen werden. Da die Pressbeutel sehr häufig, namentlich beim

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Pressen von Mandelöl platzen, da sie ferner theurer sind als gewöhnliche viereckige Presstücher (durch Aasgabe für das Nähen derselben) und da die einfachen Tücher vollkommen gut ihre Stelle zu ersetzen vermögen und viel bequemer sind als jene, so wendet man die Presssäcke in pharmaceutischen Labo­ratorien so selten als möglich an, wenigstens habe ich sie nur in meiner Lehrzeit gebraucht, nach derselben aber nicht mehr. Die Tuchumschläge geben ganz vortreffliche Presstücher und man erhält beim Zertheilen einer Tuchkappe vier gute Press­tücher.

Nachdem man die zu pressende, vorher zerstossene oder zerriebene Substanz eingeschlagen und fest zusammengedrückt hat, bringt man sie in die Pressschale unter den Pressdeckel und lässt ganz allmählich die Schraube auf denselben einwirken. Man hat überhaupt während der ganzen Zeit des Pressens darauf zu sehen, dass die einwirkende Kraft eine gleichmässige nach und nach einwirkende, keineswegs aber eine stürmische, stossweise sei; beobachtet man diese Massregel nicht, so können eines Theils die Pressen selbst leiden, andrerseits findet häufig ein Zerreissen der Presstücher oder Presssäcke statt und Zeit sowohl, als auch Material gehen verloren.

Da das Auspressen des Mandelöls aus den süssen Mandeln eine Arbeit ist, die häufig in pharmaceutischen Laboratorien vorkommt, so glaube icL nicht unterlassen zu dürfen, diese Arbeit specieller zu beschreiben.

Man suche wo möglich einjährige grosse Mandeln zu erhal­ten, reinige dieselben von allem Staube, von Bruchstücken und solchen Mandeln, die von ihrer Samenhülle entblösst sind; unterlässt man diese letztere Vorsichtsmassregel, so wird das gepresste Oel von vorn herein ranzig, indem die Bruchstücke und die von der Oberhaut freien Mandeln dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft ausgesetzt, schon zersetztes, oxydirtes (sogenanntes ranziges) Oel enthalten.

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Die gereinigten Mandeln werden gröblich zerstossen, durch: gesiebt und gleich darauf gepresst, indem man je nach der Grosse der Pressschale 1—2 Pfund auf einmal in einen Press-sack , oder besser in ein Presstuch von zwar starkem Faden, aber von nicht zu dichtem Gefüge schlägt und in die von Staub gereinigte Presse bringt. Bei dem Pressen selbst hat man die schon erwähnte Vorsichtsmassregel, dass am Anfange sehr ge­linder Druck ausgeübt werde, besonders zu beobachten, weil grade bei den Mandeln, eher als bei einer anderen Substanz, ein Reissen der Presstücher zu befürchten ist. quot;Wenn gar kein Oel mehr ausfliesst, nehme man den harten Rückstand, den Presskuchen, heraus, zerstosse ihn zu Pulver und wiederhole das Auspressen in erwärmter Pressschale und mit erwärmtem Pressdeckel, jedoch in kleineren Quantitäten als beim ersten Pressen, auch kann man das Mandelpulver bei dem zweiten Pressen vorsichtig erwärmen und mit ein wenig Wasser bespren­gen, wodurch man eine grössere Ausbeute an Oel erhält.

Alles erhaltene Oel erwärme man in einer Porcellanschale auf etwa 110—120deg; C, flltrire es (am besten indem man Flasche und Trichter in einen gelind erwärmten Trockenofen oder Trockenschrank stellt, so dass auch die Auffangflasche warm werde) durch weisses Filtrirpapier und bewahre es an einem kühlen Orte auf.

In gleicher Weise können auch die übrigen offlcinellen fetten Oele erhalten werden, jedoch geschieht das Auspressen derselben meist im Grossen und der Apotheker bezieht sie durch den Handel.

Die von Aerzten zur Frühjahrs- und Sommerzeit verord­neten frischen Pflanzen- oder Kräutersäfte werden aus den frischen Pflanzen, nachdem man sie mit Wasser abgewa­schen, in einem steinernen Mörser zu einem Brei zerstossen und in ein Presstuch geschlagen hat, durch Auspressen erhalten; man lässt den grünlichen, trüben Saft etwas abstehen und giesst ihn dann in die bestimmten Gefösse. Die Kräutersäfte werden

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täglich frisch bereitet, weil sie sich nicht halten, sondern durch das in ihnen vorhandene Fflanzeneiweiss bald in Gährung über­gehen.

Das Filtriren, Filtratio,

ist ebenfalls eine mechanische Operation, welche Trennung einer Flüssigkeit von einem festen Körper bezweckt.

Die zu flltrirende trübe Flüssigkeit überlasse man zuerst der Ruhe, damit sich die trübenden Theilchen so viel als mög­lich absetzen. Erscheint die über dem Absatz stehende Flüssig­keit ganz klar, so giesst man sie vorsichtig ab, ohne sie zu filtriren; ist dieses aber nicht der Fall, so bringe man sie in das in einem Trichter befindliche Filtrum von weissem unge-leimtem Druckpapier (Filtrirpapier) und wenn sie durchgegangen ist, eine neue Menge und so fort, bis zuletzt auch der auf­gerührte Bodensatz in den Trichter gegeben wird. Das Filter darf nicht über den Eand des Trichters hervorragen, weil in diesem Falle, bei längerer Dauer des Filtrirens, Verdunstung der flüchtigen Theile stattfindet; vor dem Hineingiessen der zu filtrirenden Flüssigkeit muss das Filter mit reinem destillirten AVasser befeuchtet werden. (Beim Filtriren von fetten oder aetherischen Oelen darf dieses jedoch nicht geschehen.) Unter-lässt man dieses und hat man sehr trübe Flüssigkeiten zu filtri­ren, so verstopfen sich die Poren des Filters und das Durch-fliessen findet entweder sehr langsam oder gar nicht statt. Ferner muss beim Hineingiessen der zu filtrirenden Flüssigkeit in den Trichter auf das Filtrum die Vorsicht beobachtet werden, dass dieses nicht von einer bedeutenden Höhe herab und nicht auf die Spitze des Filters geschehe, weil in diesem Falle das selbe zerreissen könnte, sondern man giesse die Flüssigkeit oben am Filtrum auf die Seitenwand auf, oder lasse sie an einem Glasstabe langsam auf die Seitenwand fliessen.

Concentrirte Salzlösungen, auch selbst wenn sie keine aetzende Wirkung auf das Papier ausüben, erweichen und zer-

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reissen das Filter, und hier hilft nur eine genügende Verdün­nung der Lösimg. Versuche mit neuen Filtern führen zu nichts, man möge noch so viele machen, alle enden mit dem Durch-reissen des Filters.

Das Filtriren darf ferner nicht unterbrochen werden, weil sonst ein Theil des auf dem Filter vorhandenen Niederschlages der Flüssigkeit eintrocknet und das nachfolgende Filtriren er­schwert. Die letzten Theile des an den Wandungen des Filters haftenden Niederschlages werden vermittelst der Spritzflasche unten in die Spitze des Filters quot;gespült.

Um bedeutend grosse Mengen von Flüssigkeiten durch kleine Filter, oder um angefangene Filtrationen während der Nacht oder bei Abwesenkeit weiter filtriren zu können, füllt man die zu flltrirende Flüssigkeit in geeignete Glasgefässe, stellt den Filtrirapparat unter ein Gestell, welches zur Aufnahme des ersten Gefösses geeignet ist, und stürzt dieses mit der zu filtrirenden Flüssigkeit gefüllte Gefäss mit seiner Oeffnung in die auf dem Filter des Trichters befindliche Flüssigkeit.

Das zu Filtern zu benutzende Papier muss möglichst gleichförmig sein und die einzelnen Bogen, gegen das Licht gehalten, dürfen keine Löcher oder schwache Stellen zeigen; dann darf ferner die Oberfläche des Papiers nicht geglättet sein, sondern muss sich gleichmässig rauh anfühlen. Graues oder gewöhnliches Löschpapier darf nur in einzelnen wenigen Fällen zum Filtriren angewendet werden.

Man unterscheidet einfach zusammengelegte oder glatte Filter und mehrfach zusammengelegte oder fal­tige Filter.*)

Die ersteren wendet man an, wenn die durchlaufende Flüssigkeit meht benutzt wird, sondern nur der Rückstand, die anderen dagegen, wenn die durchflltrirte Flüssigkeit gebraucht, der Eückstand dagegen verworfen wird.

*) Sie heissen auch krause oder Sternfilter.

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Die einfachen oder glatten Filter stellt man sich auf die quot;Weise dar, dass man ein kreisrundes Stück Papier zuerst auf die Hälfte zusammenlegt, so dass es einen halben Kreis bildet, worauf man es nochmals zusammenbricht, wodurch ein Viertel­kreis entsteht; dann nimmt man es so auseinander, dass es einen Kegel bildet, dessen eine Hälfte aus einer, die andere Hälfte aus drei Papierwänden besteht und so in den Trichter als Filter eingesetzt wird.

Bei Darstellung der faltigen Filter biegt man ein kreis­rundes Papier zuerst zu einem Halb-, dann zu einem Viertel­kreis zusammen; letzterer wird auseinander genommen und jeder Viertelkreis genau zu einem Achtel und dieses zu einem Sechs­zehntel von aussen nach innen zusammengelegt, so dass der Halbkreis acht einwärts gebogene Falten bildet. Jede der Bruchflächen wird noch einmal nach aussen gebogen und durch starkes Aufstreichen auf einander gelegt, damit sie scharfe Ecken bilden. Diese Filter lassen viel leichter und schneller durchlaufen und passen in jeden Trichter mit glatter Wandung.

Die Trichter können aus Glas, Porcellan oder Weiss-blech sein; die richtigste Form eines Trichters ist die eines umgekehrten Kegels und der zweckmässigste Winkel des [Trich­ters 60deg;, so dass der senkrechte Durchschnitt ein gleichseitiges Dreieck darstellt; nur für grosse Trichter, welche ein Filter aus einem ganzen Bogen fassen sollen, ist es gut, den unteren Winkel etwas spitzer als 60deg; zu nehmen, damit das Papier nicht so stark an die quot;Wandung des Trichters angedrängt werde.

Die Blechtrichter lassen sich zur Filtration vieler Sub­stanzen zweckmässig verwenden, namentlich sind die mit dop­pelten Wandungen zum Filtriren von Linimentum Opodeldoc und aller fetten Oele vortrefflich, indem in die Zwischenwan­dung heisses Wasser gegossen werden kann, welches beim Opodeldoc dasselbe flüssig erhält, bei den fetten Oelen aber das Filtriren beschleunigt.

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Das Abgiessen oder Abheben, Decantatio.

Diivch diese einfache mechanische Operation bezweckt man entweder die Trennung zweier Fltissigheiten von verschiedenem spec. Gewicht (z. B. die Trennung der Oele von Wasser), oder die Absonderung einer Flüssigkeit von einem festen Körper, oder auch nur einfach das Abfüllen von Flüssigkeiten aus grossen Standgefössen in kleinere.

Die Apparate, deren mau sich zu dieser mechauischen Ar­beit bedient, sind: der Heber, der Stechheber, die Pipette, der Scheidetrichter, die Florentiner Flasche und die Decantir- oder .Abgiessgeiasse.

Der Heber besteht aus einer i-echt- oder spitzwinklig gebogenen Röhre von Glas, AVeissblech oder Messing, mit einem kurzen und einem langen Schenkel. Seine Anwendung erspart in vielen Fällen andere zeitraubende Operationen (z. B. das Filtriren oder Coliren), indem man vermittelst desselben klare Flüssigkeiten von Bodensätzen, ohne das Gefäss zu bewegen und ohne den Absatz aufzurühren, trennen kann, oder man vei'-mag aus grossen Standgefässen Flüssigkeiten in kleinere über­zuführen.

Für indifferente Flüssigkeiten kann man Heber aus Metall, für Salzlösungen, Säuren. Alkalien etc. jedoch nur gläserne Heber anwenden.

Beim Abheben von Flüssigkeiten vermittelst des Hebers setzt man den kürzeren Schenkel in die abzuhebendlaquo; Flüssig­keit und saugt an dem längeren Schenkel die Luft aus, bis er durch die hineinströmende Flüssigkeit gefüllt ist, dann entfernt man diesen Theil des Hebers vom Munde und bringt ihn in das zum Abfliessen bestimmte Cefäss. Da jedoch das Ansaugen von Flüssigkeiten, und sei es auch nur quot;Weingeist, jedenfalls eine grosse Unreinlichkeit ist und oft unangenehme Zufälle, her­beiführen kann, so füllt man den Heber in seiner mit seinen Oeffnungen wagerechten Stellung mit der Flüssigkeit an,

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verschliesst den längeren Theil des Hebers und taucht den kürzeren schnell in die Flüssigkeit; beim Oeflhen des längeren Schenkels fliesst dann die Flüssigkeit aus seiner Oefihung ab.

Sehr bequem ist der von Dr. Mohr construirte gewöhn­liche Heber, welcher mit zwei Hähnen und einem kurzen glä­sernen Ausaugerohr versehen ist, ein vollkommen ruhiges An­saugen und ein beliebiges AVechseln der Untersatz- oder Auf-saugegefasse gestattet, so wie der zum Umfüllen von concen-trirten Säuren, Alkalilösungen etc. aus Glasröhren angefertigte Heberapparat, dessen Beschreibung icli hier kurz folgen lasse.

Einer Kölnisch-Wasserllasche sprenge man den Boden ab und passe in die dadurch entstandene weite Oeffnung einen Kautschukstöpsel mit zwei Oeffuuugen fest hinein; in die eine Oeffming bringe man einen gewöhnlichen Glasheber, in die andre ein stumpfwinklig gebogenes Glasrohr. Beim Gebrauch setze man den kurzen Schenkel des Glashebers in die überzufüllende Säure, schliesse die offene Mündung der Flasche mit dem Finger und sauge an dem stumpfwinklig nach oben gebogenen Glasrohr bis die Flüssigkeit in die Flasche hineinfliesst. Njm ziehe man Mund und Finger ab und lasse die betreuende Flüssigkeit (Säure oder Alkalilösuug) in das untergestellte Gefäss ablaufen.

Der Stechheber ist ein gläserner Apparat von birnförmi-ger Gestalt, welcher sich nach unten zu verlängert und nach und nach etwa bis auf 2—3 Linien verengt. Der obere weitere Theil ist mit einem kurzen Hals und au der weiteren Wölbung und dem Halse selbst mit einem Griff versehen. (Zuweilen sind auch zwei sich gegenüberstehende Glitte vorhanden.) Taucht man den engeren Theil dieses Hebers in irgend eine Flüssigkeit, so steigt dieselbe in ihm in die Höhe; man verschliesst nun die obere Oeffnung mit dem Finger, hebt den Heber heraus und lässt die abgehobene nicht austliessende Flüssigkeit in ein beliebiges Gefäss laufen, nachdem man den Finger von der oberen Oeffnung entfernt. Mau fertigt auch Stechheber aus

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Metall an, z. B. aus verzinntem Eisenblech, und kann solche für indifferente Flüssigkeiten gehrauchen.

Die Pipette oder die Saugröhre ist dem Stechheber ganz analog, nur im kleineren Massstabe, sie dient dazu, klei­nere Mengen einer Flüssigkeit aus einem Gefäss zu ziehen, ohne dasselbe zu bewegen.

Man hat Pipetten von verschiedener Form; gewöhnlich bildet die Pipette eine in der Mitte mit einer Kugel versehene spitz zulaufende Glasröhre. Durch die Aveitere Oeffmmg saugt man die abzuhebende Flüssigkeit in die Pipette und durch die engere lässt man sie beliebig, nachdem man die vorher geschlos­sene weitere Köhrenmündung wieder öffnet, abfliessen.

Einfachere Pipetten ohne Kugel kann man sich aus Glas­röhren von verschiedener Dimension und gut schliessenden Kor­ken schnell construiren. Schmelzt man an ein halbkugelförmi­ges Glasgeamp;ss ein Glasrohr, verschliesst die Oeffnung des weiten Gefösses durch Kautschuk, so hat man eine Pipette mit mechanischer Aspiration, denn beim Gebrauch verdrängt man die Luft durch einen Druck des Daumens auf die Kautschuk-flache, taucht das Eohr in die Flüssigkeit und hebt den Daumen auf. Die Flüssigkeit steigt in das Rohr der Pipette und nimmt grade einen solchen Raum ein, als die vorher verdrängte Luft. Will man die aufgesogene Flüssigkeit jetzt in ein anderes Ge­fäss übertragen, so drückt man wieder auf die Gummiplatte. Jetzt erhält man im Handel Pipetten der verschiedensten Form aus vulcanisirtem Kautschuk.

Der Scheidetrichter ist dem Stechheber in seiner Form sehr ähnlich und dient zur Scheidung schwerer von leichten Flüssigkeiten. Er besteht aus einem länglich - kugelförmigen Glasgefässe, das man mit einem Trichter vergleichen kann, der in eine dünne Spitze ausläuft und sich nach oben zu so verengt, dass man die Oeffnung mit dem Daumen schliessen kann. Man verstöpselt nun die untere Oeffnung, giesst durch die obere die gemischten Flüssigkeiten hinein, wartet die vollständige Abschei-

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dung beider ab, öffnet dann den Stöpsel und lässt die schwerere Flüssigkeit ablaufen; so wie die leichtere in die Nähe der Oeff-nung kommt, verschliesst man den Hals mit dem Daumen und lässt die leichte Flüssigkeit in ein anderes Gefäss laufen. Be­sitzt der Scheidetrichter in der Mitte der Ausgussspitze erneu Hahn, so lässt sich durch Eegulirung desselben der Abfluss nach Belieben verstärken oder vermindern.

Die Florentiner Flasche wird zur Trennung kleinerer Quantitäten leichter aetherischer Oele von quot;Wasser bei der De­stillation derselben verwendet. Sie besteht aus einer am Boden sich erweiternden Flasche mit einer angeschmolzenen, sich nach aussen umbiegenden und in die Höhe steigenden engen Röhre, deren Ausfluss niedriger als die Oetfnung der Flasche sein muss, oder die Flasche besitzt am Boden einen kurzen Hals, in wel­chen ein Kautschukpfropf mit einer solchen Röhre befestigt wird. Aus einer gewöhnlichen quot;Wasserkaraffe kann man sich selbst mit Leichtigkeit eine Florentiner Flasche construiren.

Bei der Anwendung dieses Apparates giesst man so viel Wasser in denselben, dass die Communication der Luft zwischen Flasche und Röhre aufgehoben wird, und benutzt nun den Apparat als Auffangegefäss. Das aetherische Oel (d. h. wenn es specilisch leichter als Wasser ist) sammelt sich oberhalb der Flasche auf dem Wasser m\ä kann entweder vermittelst einer Pipette oder eines baumwollenen Dochtes in andere Gefässe übergeführt werden. Das Wasser läuft aus dem abwärts gebo­genen Rohr während der Destillation in ein untergestelltes Ge­fäss ab.

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Die Decantir- oder Abgiessgefässe.

Für kleine Mengen von Flüssigkeiten benutzt man Glas-gefässe von verschiedener Form, als: Cylindefgläser, Becher­gläser, Kolben, gewöhnliche Zuckergläser, mit einem Ausguss versehene Porcellan- und Thongefässe etc.

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Bei grossen Mengen von Flüssigkeiten werden irdene und Holzgeßisse benutzt. Diese enthalten in verschiedenen Höhen Oeffnungen, welche mit Korken vollkommen fest verschlossen werden können. Beim Ablassen der Flüssigkeiten zieht man von oben nach unten herab die einzelnen Korke heraus.

Das Abgiessen der Flüssigkeiten von festen Körpern wird nun entweder durch Neigen der eben erwähnten Glasgefässe oder durch Ablassen derselben aus den Oeffnungen der Decan-tirgefö.sse bewirkt. Haben die Glasgefässe weder einen Aus-guss, noch einen scharf auswärts gebogenen Rand, so bestreicht man den Rand des Gefösses, aus welchem die Flüssigkeit ent­fernt werden soll, mit etwas Talg, wodurch das Abfliessen an der ausseien Wand verhindert wird. (Selbstverständlich darf die Flüssigkeit weder heiss, noch alkalischer Natur sein.)

Das Colircn, Colatio, Fercolatio.

Coliren nennt man das Durchseihen durch ein Tuch; das letztere heisst Colatorium und der bei grossen Mengen ge­wöhnlich benutzte, viereckige, hölzerne Rahmen, auf welchen das Colatorium aufgespannt wird, heisst Tenakel.

Vermittelst des Colirens können nur wenige Flüssigkeiten von allen trübenden Beimengungen vollkommen befreit werden und die ersten Theile gehen gewöhnlich trübe durch, bis sich die grössten Poren des Seihetuches gefüllt haben, man giesse die zuerst durchgegangene trübe Flüssigkeit wieder auf das Colatorium zurück — wenn es überhaupt nothwendig ist — denn in den meisten Fällen sollen die colirtön Flüssigkeiten durchaus nicht ganz klar sein. Wenn nichts mehr abfliesst, hebt man das Colatorium an seinen vier Enden ab, bindet diese mit starkem Bindfaden fest zusammen und hängt das Ganze an einem Nagel auf, wodurch noch mehr Flüssigkeit abfliesst, oder man gewinnt den Rest durch die Operation des Auspressens. Beim Coliren kleiner Mengen von Flüssigkeiten (z. B. beim

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Durchseihen von Decocten und Infusionen für (lie Receptur) wendet man kein Tenakel an, sondern breitet das Colatorium über eine Mensur, giesst die durchzuseihende Flüssigkeit darauf und verrichtet das Auspressen mit den Händen.

Die Colatorien oder Seihetücher, auch Colirtücher genannt, bestehen aus verschiedenen Stoffen; man wendet sie indess meist aus starkem jedoch nicht zu festem Leinen au, wie beim Durchseihen der Abkochungen und Aufgüsse. Zum Durch­seihen von Syrupen und schleimigen Decocten gebraucht man Flanelltücher, eben so bei dem Ehabarberaufguss.

Die Tenakel bestehen aus vier Holzplatten, welche in Form eines Quadrates mit einander verbunden sind. Durch die Verbindungspunkte der Latten sind eiserne oder stählerne Nägel geschlagen, deren Spitzen hervorragen und auf welche die vier Enden der Seihetücher gespannt werden. Man hat in jedem Laboratorium Tenakel von verschiedener Grosse.

Das Abschäumen oder Klären. Despumatio, Clarificatio.

Es bezweckt gleichfalls eine Trennung fester Theile von flüssigen, welche erstere durch Aufkochen von Flüssigkeiten an die Oberfläche gehoben und hier vermittelst eines Schaumlöffels abgenommen werden. In vielen Fällen setzt man absichtlich (z. B. beim Klären des Syrupus simpl., beim Raffiniren des Rohrzuckers etc.) gerinnende Substanzen, z. B. in quot;Wasser ver-theiltes oder zu Schaum geschlagenes Eiweiss oder Blut etc. hinzu und hocht dann auf; das gerinnende Eiweiss schliesst die die Flüssigkeit trübenden Theilchen ein und führt sie an die Oberfläche. Das Aufwallen der Flüssigkeiten muss kein stür-misches, sondern ein gelindes sein, damit die oben befindlichen Theile durch das starke Sieden nicht wieder niedergerissen werden.

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Der Schaumlöffel besteht aus verzinntem Eisenblech und man muss solche in verschiedenen Grossen vorräthig haben. Da in jeder Haushaltung ein Schaumlöffel vorräthig ist, so finde ich eine weitere Beschreibung eines solchen für unnöthig.

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Vierter -Abschnitt.

Pharmaceutisch-technische Operationen und Apparate.

Sie bezwecken die Darstellung verschiedener Arzneiformen, die entweder nach Vorschrift der Pharmacopoe, also nach Officinalformeln*) angefertigt und vorräthig gehalten oder nach Vorschriften des Arztes, d. h. nach Magistralformeln**), grösstentheils in der Officin vom Receptarius bei der Eeeeptur bereitet werden; ich bringe demnach alle technischen Opera­tionen in zwei Hauptabtheilungen.

I. Abtheilung.

Pharmaceutisch-technische Operationen nach Vorschrift der Pharmacopoe.

Tincturen, Tincturae.

Die Tincturen sind mehr oder weniger gefärbte flüssige Arzneiformen, die durch Ausziehung verschiedener vegetabili-

quot;O Formulae officinales, weil die Apotheken auch den Kamen Offiöin (Officina pharmaceutica) führen,

laquo;*) Der Name wurde ursprünglich denjenigen Mitteln beigelegt, welche die Meister der Kunst (Magistri) als Gcheimniss für sich behielten und daher auch nur auf deren besondere Vorschrift bereitet werden konnten.

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scher, zuweilen auch thierischer Substanzen, mit verschiedenen Ausziehungsmitteln bereitet werden. Das gebräuchlichste Aus­ziehungsmittel (Vehikel) ist der Weingeist, der Aethylalcohol; dieser Weingeist wird nicht immer von gleicher Stärke, sondern meist als rectificirter von 60—65 %, dann als höchstrectificirter von 80—85 % und zuweilen auch als alcoholisirter Weingeist von 90—95 % Alcoholgehalt, in der Pharmacie verwendet.

Ausserdem werden Tincturen mit Aetherweingeist, mit Wein, mit Aetzammoniakflüssigkeit und einzelne auch mit Wasser bereitet; überhaupt richtet sich die Methode der An­fertigung nach der Xatur der auszuziehenden Substanzen, oder vielmehr nach der Lösungsfahigkeit der in ihnen enthaltenen wirksamen Bestandfheile; ist derselbe ein in Wasser löslicher, so wendet man dieses als Ausziehungsmittel, ist das Wirksame ein harziger Bestandtheil oder ein aetherisches Oel, so wendet man starken Weingeist an etc. etc.

Je nachdem die Tincturen nun mit dem einen oder dem anderen der genannten Vehikel dargestellt werden, heissen sie: weingeistige oder spirituöse, aetherische, weinige, ammoniakalische, wässerige, Tincturae spirituosae — aethereae — vinosae — ammoniatae et aquosae.

Im Allgemeinen bereitet man die Tincturen in der Weise, dass man die gehörig zerkleinerten Substanzen mit der Vorschrift-massigen Menge des Ausziehungsmittels (man richte sich strenge nach der Pharmacopoe) in verschlossenen Gefössen tibergiesst, der Digestionswärme aussetzt, die Flüssigkeit erkalten lässt, die klare Tinctur durch ein Colatorium durchseiht, den Rück­stand auspresst und zuletzt alles filtrirt.

Früher benannte man die auf eben beschriebene AVeise erhaltenen Flüssigkeiten mit dem Namen; wirkliche Tinc­turen, Essenzen und Quintessenzen.

Tincturen hiessen die hellgelben oder goldgelben oder hellbräunlichen klaren Auszüge, die nur einzelne Bestandtheile gelöst enthielten; als Essenzen wurden die möglichst gesättigten.

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dunkelfarbigen, jedoch klaren, alle löslichen Bestandtheile der ausgezogenen Substanz enthaltenden Auszüge betrachtet und Quintessenzen wurden die Auszüge genannt, welche so viel als möglich concentrirt waren.

Bei der Bereitung der Tineturen hat man nachfolgende Kegeln zu beobachten:

Man übergiesse die getrockneten, vollkommen von Staub, Sand u. s. w. freien, guten, zerschnittenen, zerquetschten oder gröblich zerstossenen Substanzen in passenden Grlasgefilssen (Glaskolben oder weithalsige Flaschen) mit dei vorgeschriebe­nen Quantität der Ausziehungsflüssigkeit, jedoch wähle man so grosse Gefasse, dass dieselben nur höchstens bis zu Vraquo; oder 3/4 gefüllt sind, verschliesse die Oeflhung mit feuchter, thierischer Blase oder mit vegetabilischem Pergamentpapier, mache einige Nadelstiche in dieselbe, befestige zu gleicher Zeit eine Signatur mit dem Namen der Tinctur und dem Datum, an welchem sie angesetzt wurde und stelle sie in eine Temperatur von 40—50deg; C. mehrere Tage unter öfterem Umschütteln hin. Diese Aus­ziehung, welche in gelinder quot;Warme geschieht, heisst Diges­tion. Ist das Ausziehungsmittel jedoch ein sehr flüchtiges, wie Aether, Aetherweingeist, Ammoniak etc., so wende man keine Digestion an, sondern lasse das Gefass unter häufigem ITmschütteln in gewöhnlicher Zimmerwärme stehen; diese Aus­ziehungsart heisst dann Maceration. Bei der Darstellung der wässerigen Tineturen wird die auszuziehende Substanz, je nach der Vorschrift, entweder gekocht oder infundirt und ausgepresst; die erhaltene Flüssigkeit wird nach dem -Abstehen entweder decantirt oder filtrirt.

Zweckmässig können sämmtliche spirituöse und aetherische Tinkturen, wenn sie nicht blosse Auflösungen von harzigen Be-standtheilen sind (wie z. B. Tinct. Aloes, Tinct. Asae foetidae etc.) durch Verdrängung im Verdrängungsapparat dargestellt werden.

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Der Verdrängungsappaiat besitzt die Form eines nach oben zu sich in einen Hals verengenden Trichters und wird deshalb auch Yerdrängungstrichter genannt; er besitzt gewöhnlich nach unten, kurz vor dem Anfang der röhrenartigen Spitze einen Hahn, durch welchen man den Abfluss nach Belie­ben regeln kann.

Bei Anwendung des Verdrängungstrichters bringt man in die enge Spitze locker gezupfte Baumwolle, füllt das gröbliche Pulver, nachdem man es vorher im Mörser mit dem Vehikel zu einem feuchten Pulver verrieben hat, bis zu 3li in den Ver­drängungstrichter, rüttelt den Inhalt stark zusammen und giesst nun, nach Abzug der schon verbrauchten Quantität, das Vehikel darauf. Ist das Ausziehungsmittel schliesslich als fertige Tinc-tur in die Aufsammlungsflasche übergetröpfelt, so verdrängt man die in das Pulver eingesogene Quantität durch Aufgiessen von Wasser.

Man erhält in der kürzesten Zeit Tincturen, welche eben so kräftig sind, als die durch Digestion erhaltenen. Für je 12 Unzen verbrauchten Ausziehungsmittels rechnet man 11 Unzen zu erhaltender Tinctur.

Elixire, Elixiria.

Mit diesem Namen belegt man Auszüge von vegetabilischen Substanzen mit Wein oder Weingeist, in welchen noch andere Substanzen, als Extracte, aetherische Oele, Salze etc. aufgelöst werden.

Sie sind demnach eigentlich nur Tincturen mit den später in ihnen gelösten Bestandtheilen.

Sie besitzen in der Regel eine sehr dunkele Farbe und sind meist undurchsichtig. Je nach der Vorschrift werden sie entweder nur colirt, oder decantüt, oder flltrirt; das Filtriren geht sehr langsam vor sich und wird grösstentheils nicht ange­wendet.

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Medicinische Essige, Äceta medicata.

Sie sind jetzt weniger im Gebrauch als in alter Zeit und ihre Zahl ist sehr beschränkt. In der Yeterinairmedicin sind fest gar keine medicinische Essige offlcinell.

Ihre Bereitungsart unterscheidet sich von der der Tinc-turen nur darin, dass nicht Weingeist oder eines der anderen Yehikel, sondern Essig, und zwar guter roher Essig, verwen­det wird.

Sie werden ebenfalls in gelinder Digestionswärme dar­gestellt. Der Haltbarkeit wegen setzt man, mit einzelnen Aus­nahmen, denselben auf ein Pfund des Essigs eine Unze Wein­geist hinzu.

Extracte, Eztracta.

Wenn man wirksame Pflanzenbestandtheile mit verschie­denen Lösungsmitteln, als Wasser, Weingeist, Weingeist und Wasser oder Aether behandelt, d. h. erschöpfend auszieht, ex-trahirt und durch Abdampfen das Ausziehungsmittel theilweis oder ganz entfernt, so erhält man mehr oder weniger dicke, zähe, auch trockene Rückstände, welche mit dem Namen „Ex-tractequot; belegt werden.

Je nachdem das Ausziehungsmittel reines Wasser, Wein­geist und Wasser, Weingeist allein, oder Aether ist, werden sie mit dem Namen Extraeta aquosa, Extr. spirituosa — aquosa, Extr. spirituosa und Extr. aetherea belegt, und je nach der Natur der wirksamen Pfianzenstoffe wird die Aus­ziehung entweder durch Maceration, durch Digestion, durch Infusion oder durch Abkochung erzielt; auch ist in neuerer Zeit die Terdrängungs- oder Deplacirungsmethode vielfach zur Extraction auf kaltem Wege vorgeschlagen worden.

Bei der Darstellung der Extracte kommt es erstens darauf an, dass die Ausziehung der Vegetabilien auf die zweck-

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massigste Weise geschehe, damit die in den Fflanzentheilen enthaltenen wirksamen Bestandtheile auch wirklich in dem Aus­zuge vorhanden sind, und zweitens darauf, dass die erhal­tenen Lösungen auf eine solche Art und quot;Weise abgedampft werden,, dass kein wirksamer Bestandtheil, der sich in der Lösung befindet, verändert oder zerstört werde.

Man hat demnach, um diese Bedingungen zu erfüllen, darauf sein Augenmerk zu richten, dass alle zur Extraction verwendeten Stoffe von der besten Qualität sind; ferner dass das Ausziehungsmittel ein geeignetes sei und endlich, dass die Abdampfung der Lösungen niemals über fieiem Feuer, son­dern im Dampf- oder Wasserbade in Porcellauabdampfschalen unter fortwährendem Rühren stattfinde.

Die Auszüge, seien sie auf heissem oder kaltem Wege, oder durch die Verdrängung erhalten, müssen durch Klären, Abgiessen und Coliren von allen beigemengten fremdartigen Körpern befreit werden, ehe man sie verdampft. Zweckmässig verwendet man hierzu die früher beschriebenen Decantirgefässe, in welchen man die Auszüge während des Verlaufes von G—8 Stunden der Ruhe überlässt und hierauf nach und nach die Oeffnungen des Decantirgfässes von oben nach unten zu öffnet und die ausfliessende Flüssigkeit durch ein Colatorium laufen lässt, um etwa leichtere fremde Beimengungen zu entfernen Die letzten Theile der Flüssigkeit lässt man sehr behutsam ab­laufen und den feuchten Absatz giebt man erst dann auf das Colatorium, wenn alle Flüssigkeit von diesem durchgeflossen und entfernt ist. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Consistenz der Extracte, bis zu welcher man sie ein-

dampft , ist verschieden, jedoch keine willkürliche, sondern sie wird von der Pharmacopoe bestimmt. Die meisten Extracte werden zur gewöhnlichen Extractconsistenz (steife Honigdicke oder Consistenz des dicken Terpentins), viele zur Pillenconsistenz, einige bis zur zerreiblichen Trocken-heits-und wenige zur Syrupsconsistenz verdampft.

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Gut bereitete Extracte müssen den eigenthiünlichen Ge­ruch und Geschmack der Vegetabilien, ausweichen sie bereitet worden sind, besitzen, dürfen aber nicht einen brenzlichen Ge­ruch und Geschmack haben. Mit Wasser geben sie entweder klare oder etwas trübe Auflösungen, letzteres ist der Fall, #9632;wenn sie mit Wasser und Weingeist bereitet wurden; niemals dürfen sie jedoch pulverige Absätze geben.

Da bei der Darstellung der Extracte genau die Vorschrif­ten der Landespharmacopoe zu befolgen sind, da ferner die Ex­tracte in der Veterinairmedicin nur eine höchst untergeordnete Rolle spielen, indem der hohe Preis derselben der Anwendung für die Thierpraxis hinderlich ist, weshalb nur einzelne in klei­nen Quantitäten gebraucht werden und der Veterinair sich wohl schwerlich der Darstellung der Extracte unterziehen wird, so unterlasse ich es, die einzelnen Bereitungsmethoden speciell anzuführen, rathe jedoch meinen geehrten Lesern, ihren Extract-bedarf nicht vom Droguisten, sondern vom Apotheker zu be­ziehen.

Latwergen, Electnaria*)

Sie werden jetzt, mit Ausnahme nur weniger, nicht mehr in den Apotheken vorräthig gehalten und auch in der Veterinair-praxis in neuerer Zeit wohl nur nach Magistralformeln (nach Eecepten der Aerzte) angefertigt.

Die Latwergen sind zum innerlichen Gebrauch bestimmte Arzneiformen und werden in der Yeterinairmedicin am häufig­sten bei Pferden, Hunden und Schweinen benutzt; für Rinder, überhaupt wiederkäuende Thiere, eignen sie sich deshalb nicht, weil sie in dem ersten Magen dieser Thiere, in den grossen Futtermassen zu lange verweilend, zu spät und zu langsam ihre Wirkung entwickeln. Sie können aus den verschiedenartigsten

*) Von ixXslxsiv, ablecken; davon exXeiy^u, ecligma, electuarium, d. i. fias Abzuleckendlaquo;,

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Arzueistoffen zusammengesetzt werden und sind meist Gemenge von Pulvern und Zuckersyrupen oder Honig, von breiartiger, weicher Consistenz.

Die Bereitung der Latwergen ist einfach; man mischt zuerst die pulverförmigen lugredientien nach der allgemeinen Regel, d. h. die kleinsten Quantitäten zuerst und nach und nach die grösseren Massen hinzusetzend, und fügt dann zu dem gemischten Pulver den Honig oder Zuckersyrtip hinzu. Da diese süssen Mittel jedoch die Arzneiform sehr vertheuern, so nimmt man (mit einzelneu Ausnahmen) in der Veterinairpraxis als Bindemittel meist nur Roggenmehl, Althaepulver, Lein­samenpulver etc. und Wasser. Sollen Extracte hinzukommen, so werden sie zuvor mit ein wenig destillirten AVassers ange­rührt und dann der Latwerge zugesetzt.

Die weichere oder festere Consistenz der Latwergen werden durch die lateinischen Ausdrücke „fiat Electuarium mollequot; oder „fiat Electuarium spissumquot; bezeichnet.

Das Ablassen der Latwergen innss in giasirten irdenen oder in Grlasgefässen stattfinden, welche mit Wachs- und ande­rem Papier verbunden werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,

Die Müsse, Roob, Sapa.

Sie werden auch eingedickte Säfte, Sueci inspissati, genannt und sind die bis zur' Hoiiigdicke verdampften Säfte mancher frischen Beeren, Früchte oder Wurzeln.

Behufs ihrer Darstellung zerstampft oder zerreibt man die genannten Pflauzentheile, presst den Saft aus und dampft ihn nach dem Klären mit derselben Vorsicht ein als die Extracte. Man giebt ihnen entweder eine dicke Sjrupsconsistenz (Roob Juniperi) oder Extractdicke (Roob Dauci et Roob Sambuci). ,.

Es sind vorzüglich drei solcher eingedickter Pflanzensäfte, die in Apotheken vorräthig gelialteu werden.

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Das Wacholdermuss, Eoob Juniperi, wird wie ein Extract durch Infundiren der reifen zerquetschten Wacholder­beeren bereitet.

Das Mohrrübenmuss, ßoo.b Dauci, wird durch Zer-stossen und Auspressen der klein zerschnittenen Mohrrübe (Daneus Carotta) in einem steinernen Mörser, einmaliges Aufkochen des Saftes, Abschäumen und Eindampfen im Wasser­bade bis zur Honigsconsisteuz, erhalten.

Das Fliedermuss, lloob Sambuci, wird meistens im mittleren und südlichen Russland von Landleuten bereitet und an Materialisten oder an Apotheker verkauft. Bei dem Einkauf desselben hat man darauf zu achten, dass das Eliedermuss nicht breuzlich rieche und nicht mit Kupfer (aus den Bereitungs-gefasseu herrührend) verunreinig-t sei, welches letztere durch Hineinstellen einer blanken Messerklinge zu erkennen ist, auf welcher sich das Kupfer als rother Ueberzug absetzt. Von diesen eingedickten Pflanzensäften wird nur das Eoob Juni peri häufiger in der Veterinairmedicin benutzt.

Die Fruchtmarke, Pulpe.

Sie werden aus frischen und getrockneten Früchten dar­gestellt und enthalten ausser den löslichen, in den Müssen entlial-tenen Theilen, auch die zarten-und weichen Fasern der'Früchte und besitzen eine aufgequollene markige Beschatfenheit.

Man bereitet sie in der Weise, dass man die Früchte durch Kochen mit Wasser aufweicht und das aufgequollene Mark durch ein feines Haarsieh reibt, um dasselbe von den gröberen Theilen und Samen zu befreien. Zu der durchgerie­benen Masse setzt man der Haltbarkeit wegen auf jedes Pfund 2—3 Unzen feingepulverten Zucker hinzu und verdampft sie zur steifen Extractconsistenz.

Da diese Pulpen gewöhnlich Pthinzensäuren enthalten, so darf das Weichkochen, so wie das Abdampfen, niemals in mes-

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singenen oder kupfernen Gefassen stattfinden, sondern muss in Porcellangefässen und wenigstens zuletzt im quot;Wasser- oder Dampfbade vorgenommen werden.

Die in der Jetztzeit noch in Apotheken vorräthig gehal­tenen Fruchtmarke beschränken sich auf das Pflaumen- und Tamarindenmark, Pulpa Prunorum et Pulpa Tamarin­de mm; heide werden selten in der Veterinairpraxis verwendet.

Sympe, Syrupi.

Die medidnischen Syrupe sind Auflösungen von Zucker in Aufgüssen, Abkochungen, Fruchtsäften, Emulsionen und an­deren Flüssigkeiten, welche sich ihrer leichten Zersetzbarkeit halber nur ganz kurze Zeit erhalten, durch Zusatz von Zucker aber auf lange Zeit vor dem Verderben geschützt werden.

Bei der Anfertigimg der Zuckersyrupe hat man darauf zu achten, dass man ein richtiges Verbaltniss -von Zacker auf eine bestimmte Quantität einer Flüssigkeit anwende, denn wird da­gegen gefehlt, so verderben die Syrupe sehr leicht; 9 Gewichts-theile Zucker auf 5 Gewichtstheile Flüssigkeit geben in den meisten Fällen haltbare Syrupe, also eine richtige Consistenz. Man zerschlage den Zucker in kleine Stücke, schütte ilin in eine Kasserolle, übergiesse ihn mit der abgewogenen Menge der Flüssigkeit und lasse bei nicht zu starker Hitze nur ein . Mal aufkochen; nach einigen Minuten schäume man den Syrup ab, colire kochend heiss durch ein trockenes Flanellcolatorium in ein gleichfalls trockenes Gefäss, bedecke leicht mit Papier, fülle den Syrup nach dem Erkalten in trockene Standgefässe und bewahre ihn wohl verschlossen in einem kühlen Keller auf.

Bei der Darstellung der Zuckersyrupe aus Fruchtsäften verfahre man in nachfolgender Weise.

Die frischen zerquetschten Früchte lasse man • in einem nur lose mit Papier bedeckten Gefässe einige Tage aii einem warmen Orte stehen, damit Gäbmng eintrete. Die eiweissarti-

#9632;i

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— eg­gen Bestandtheile werden bei dieser Gähruug abgeschieden und der klare saure Saft sammelt sich am Boden des Gefässes. #9632;Wenn keine Gährnng mehr zu bemerken ist, presse man den Saft aus und lasse ihn ebenfalls noch ein Paar Tage stehen. Mit dem klaren, vollkommen ansgegohrenen Safte bereite man. den Syrup in dem früher angegebenen Verhältniss von Zucker zur Flüssigkeit.

Syrupe, welche mit Emulsionen bereitet werden, wie der Mandelsyrup, Syrnpüs emulsivus, werden nicht bis zum Auf­kochen, sondern nur so weit erhitzt, bis der Zucker sich ge­löst hat.

Der Veilchensyrnp, Syrupus Violarum, wird ähnlich behandelt, damit sein Farbstoff nicht zersetzt werde.

Die Syrupe müssen klar sein (mit Ausnahme der aus Emulsionen dargestellten) und die gehörige Cousistenz besitzen. Zur Klärung einzelner verwendet man Eiweiss. Man nehme stets den besten Zucker zur Bereitung, bewahre die Syrupe in fast luftdicht schliessenden Gefässen kühl auf und halte diesel­ben wie schon früher erwähnt wurde zur Sommerzeit nicht in der Officiu.

Sollte der eine oder der andere Zuckersaft zu gähren an­fangen, so koche man ihn nur einmal auf, um die Gähruug zu unterbrechen.

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Medicinische Honige, Mella medicata.

Es sind den Syrupen ähnliche Flüssigkeiten, welche anstatt des Zuckers Honig enthalten. Ehe man den Zucker kannte, wurden die medicinischen Honige in grosser Menge vorräthig gehalten, jetzt sind sie bis auf einige wenige reducirt.

Die in den Apotheken noch officinellen sind: der abge­schäumte oder gereinigte Honig, Mel despumatum s. de-puratum, der Rosenhonig, Mel rosatum und ein Paar Sauerhonige, als der gewöhnliche, — der Meerzwiebel, — der

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Zeitlosen — und der zum äusserlichen Gebrauch bestimmte Grünspansanerhomg, Oxymel simplex, Oxymel Scillae; Oxymel Colchiei et Oxymel Äeiuginis.

Von diesen finden in der Veteriimirpraxäs drei Anwendung und zwar Mel de spam at am, Oxymel simplex und Oxymel Aeruginis.

Der Methotlen zur Beimgung des Honigs, d. li. zar Dar­stellung des Mel des puma turn, giebt es sehr viele, doch ist bis jetzt noch keine einzige bekannt, an welcher nichts auszu­setzen wäre und die nichts zu wünschen übrig liesse. Mau hat z. B. versucht den rohen Honig durch Zusatz von Eiweiss zu klären; eine andere Vorschrift giebt au, ihn in Wasser zu lösen und durch ausgewaschenen Flusssand zu ftltriren, oder den mit Wasser angerührten Honig mit kleinen Stücken von weissein Löschpapier durchzumischen und dann aufzukochen etc. etc. Endlich ist man wieder zur ursprünglichen Methode zurück­gekehrt und nach derselben wird der rohe Honig mit der Hälfte seines Gewichtes Wasser vermengt, in einer vemnuteu Kasse­rolle gekocht und von Zeit zu Zeit abgeschäumt, bis der Honig klar ist, dann im Wasserbade zur Syrupsconsistenz eingedampft, durch ein Flanelltuch durchgelassen und nach dem Erkalten gut aufbewahrt.

Die Sauerhonige werden aus 2 Theilen abgeschäumten Honigs und 1 Theil entweder gewöhnlichen, — oder Meer­zwiebel, — oder Zeitlosenessig und Abdampfen bis zur Syrups­consistenz dargestellt. Unsere russische Pliarinacopoe lässt den Oxymel simplex durch Vermischen von 1 Gewichtstheil Acidum aceticum und 15 Gewichtstheilen Mel despuma-tum darstellen.

Der Grünspansauerhonig wird durch Kochen von gepulver­tem Grünspan mit Essig, Zusatz von Mel despumatum und Abdampfen bis zur gehörigen Consistenz dargestellt. Er ist gewöhnlich mehr oder weniger trübe und setzt einen rothen Bodensatz ab CKupferoxydul).

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_ 71 — Molke, Serum Lactis.

Die Molke oder das Käsewasser, auch Wadeke geuaimt, ist diejenige Flüssigkeit, die nach der Geriimmig des Käsestotts (Casein) in der Milch, sei es durch natürliche Säuerung der Milch in Folge der Umsetzung des Milchzuckers in Milchsäure, oder sei es durch Zusatz von Säuren, sauren Salzen oder Lab, durch Abscheidung des Käsestofis erhalten wird.

Zur Darstellung der Molke für den inedicinischen Gebrauch bedient man sich verschiedener Mittel zur Abscheidung dersel­ben aus der Kuhmilch und benennt sie demnash auch verschie­den. Man unterscheidet vorzüglich:

Saure Molke, Serum Lactis aeidum. Sie wird erhal­ten, wenn man o Pfund fetwa 1 Stof) vom Eahm befreite, sie­dend heisse Milch mit 20 Gran gepulverter AVeinsteinsäure versetzt uud den dadurch gerinnenden Käsestotf durch Coliren trennt. Soll die Molke ganz klar sein, so wird sie durch Eiweiss geklärt und filtrirt.

Sttsse Molke, Serum Lactis dulce. Sie wird eben so bereitet, nur dass man vor dem Filtriren die freie Säure durch kohlensaure Magnesia oder präpärirte Austerschalen abstumpft.

Alauumolke, Serum Lactis aluminatum. Man nimmt, anstatt der Weinsäure eine Drachme Alaun.

Tamariudenmolke, Serum Lactis tamarindinatum. Auf o Pfund Milch nimmt man eine Unze Tamarindenmuss und verfährt wie oben.

Die Molke wird behufs der Anwendung für Thiere in der Veterinairpraxis wohl selten in Apotheken dargestellt; man be­nutzt aber die bei der Bereitung des Käses als Nebenproduct erhaltene Molke theils als diätetisches Mittel, theils für sich oder mit Wasser verdünnt, bei Entzundungskrankheiten der Schweine, Hunde und Katzen.

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Destillirte Wässer, Aquae destillatae.

Die destillirten Wässer sind Lösungen aetlierischer Oele oder anderer flüchtiger Substanzen in quot;Wasser oder gewässertem Weingeist. Man stellt sie durcli Destillation aetherisches Oel enthaltender Vegetabilien mit obigen Lösungsmitteln dar, und sie besitzen demnach den eigenthümlichen Geruch der Pflanzen-theile aus denen sie erhalten wurden.

Die Bereitung der destillirten Wässer geschieht meist in Destillirblasen mit Helm und Kühlapparat. Die zur Destilla­tion zu verwendenden Vegetabilien müssen von der besten Qua­lität sein; sie werden kurz vor der Destillation gehörig zer­schnitten oder zerhackt und die von der Phannacopoe vorge­schriebene Menge wird mit der ebenfalls bestimmten Quantität AVasser in der Blase Übergossen, jedoch mit der Vorsicht, dass dieselbe nie mehr als zu quot;ji angefüllt ist. Nachdem man die Vegetabilien mit dem Wasser gut durchgerührt und vermischt hat, wird der Apparat zusammengefügt, der Inhalt zum Kochen gebracht, beim anfangenden Sieden das Feuer gemässigt, bis die Destillation erst vollkommen im Gange ist und dann bei der vollkommensten Abkühlung so lange destillirt, als bis die gehörige Menge AVasser übergegangen ist.

Da diese durch Kochen mit AVasser in einer Destillirblase erhaltenen medicinischen AVasser sehr leicht dem Verderben unterworfen sind, so hat man vorgeschlagen, den grössten Theil derselben durch Dampfkochung zu bereiten und es sind demnach solche Apparate construht, in welchen die Vegetabilien nur von den heissen Wasserdämpfen durchströmt werden, welche sich mit dem aetherischen Oel beladen, in den Kühlapparat gelangen und dort abgekühlt werden. Solche durch Dampfdestillation erhaltene Wässer besitzen einen angenehmeren Geruch, als die ersteren.

Die Aufbewahrung derjenigen AVasser, die sich nur ein Mal jährlich darstellen lassen, geschieht am besten in kleinen

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Steinkrügeu an einem kühlen trocknen Orte. Alle durch De­stillation bereiteten Wässer müssen sich vollkommen verflüch­tigen lassen und dürfen bei dem Verdampfen keinen Rückstand und auf Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser keine Verunrei­nigung durch Metalle zu erkennen geben.

Das gewöhnliche destillirte Wasser, Aqua destill ata simplex, wird durch Destillation von möglichst, weichem Wasser (Schnee-, Regen- oder Flusswasser) aus einer Destillir-blase erhalten; die ersten 5—Ü Pfund verwirft man, das dann übergehende Wasser wird aufgefangen und so lange destillirt, dass etwa '/i der zur Destillation genommenen Wassermenge als Rest im Destillirkessel zurückbleibt.

Nimmt man hartes Wasser (Brunnen- oder Quellwasser), so setzt sich in der Destillirblase der in selbem nie fehlende und in der Kohlensäure des Wassers gelöste kohlensaure Kalk*) als feste Masse an und bildet den sogenannten Kesselstein.

Das Blausäure und aetherisches Bittermandelöl enthaltende Bittermandclwasser, Aqua Amygdalarum amararum, wird durch Destillation der vom fetten Üel befreiten und zerstossenen bitteren Mandeln, nach Vorschrift der Pharmacopoe durch De­stillation aus einer gewöhnlichen Destillirblase dargestellt. Um das Anbrennen des Mandelbreies zu verhüten, bringt man auf den Boden der Blase entweder eine Lage Laugstroh, oder ein feines Geflecht aus Weidenruthen, oder eine Schicht ausgewa­schenen reinen Flusssandes, oder am besten einen feinen Sieb­boden.

Die Weingeist oder Wein enthaltenden destillirteu Wässer, Aquae destillatae spirituosae s. vinosae, werden erhal­ten, wenn sie mit wässerigem Weingeist oderWeinbereitetwurden.

') Früher nahm man an, dass der im sogenannten harten Wasser ge­löste Kalk als doppeltkohlensaurer Kalk gelöst vorhanden sei; in neuerer Zeit jedoch wird angegeben, dass der einfach kohlensaure Kalk in der freien Kohlensäure des Wassers gelöst sei; beim Kochen entweicht dieselbe und der kohlensaure Kalk setzt sich als Kesselstein ab.

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Cohobirte Wässer, Aquae cohobatae, nennt man solche, welche durch wiederholtes Abdestilliren über frische Vegetabilien erhalten werden. Da nämlich einzelne Pflanzentheile sehr wenig uetherisches Oel enthalten, so sucht mau solche destillirte Wässer dadurch an aetherischem Oel reicher zu machen, dass man sie zwei, drei auch mehrere Male über neue Mengen der riechen­den Vegetabilien überdestillirt. So hat man z. B. ein Aqua I'lorumNaphae simplex — duplex — triplex im Handel, je nachdem dasselbe ein, zwei oder drei Mal über frische Oraugenblüthen abgezogen wurde.

In der Veterinairmedicin werden wenige riechende Wässer verwendet und diese wenigen können direct aus den aetherischen Oelen, dmch Abreiben mit Zucker extempore bereitet werden; man nimmt eine Drachme Oelzucker (= 3 Tropfen des aetheri­schen Oeles) und löst denselben in 6 Unzen destillirten Wassers.

Die aetherischen Oele, Olea aetherea.

Die aetherischen oder flüchtigen Oele werden grössten-theils durch den Handel bezogen, da die Darstellung derselben nur da mit Vortheil ausgeführt werden kann, wo sie im Grossen betrieben wird und wo die betreffenden Vegetabilien im frischen Zustande zu erhalten sind.

Ihre Darstellung geschieht fast ausschliesslich durch Des­tillation, nur einzelne wenige aetherische Oele werden durch Auspressen erhalten, da sie sich in eigenen Oelbehältern an der Oberfläche einiger Pflanzentheile, wie z. B. in den Schalen der Früchte von Citrusarten, befinden.

Bei der Gewinnung der aetherischen Oele durch Destilla­tion verfährt man ganz so, als bei der Destillation der destillir­ten Wässer, nur mit dem Unterschiede, dass man weniger Wasser anwendet. Das Destillat, welches den nicht gelösten Antheil des Oeles frei enthält, wird in einer Florentiner Flasche auf­gesammelt und von dem Wasser auf die schon früher bei den mechanischen Operationen angegebene Weise geschieden.

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Bei einzelnen Vegetabilieu, die sehr wenig aetherisches Oel enthalten, so class es sicli weder durch Destillation noch durch Auspressen gewinnen lässt, zieht man das aetherische Oel durch Berührung mit einem fetten Oele aus, indem man das frischeste beste Provenceml schichtweis mit den Piianzen-theilen in geeigneten Gefässen zusammenbringt, z. 1gt;. das Jas-minöl, llesedaöl etc.

Abgezogene Geister oder aromatische Weingeiste, Spiritus destillati, Spiritus abstract!, Spiritus aromatici.

Unter diesem Namen versteht man Auflösungen aetheri-scher Oele und anderer flüchtiger Substanzen in A\reingeis|i.

Die Bereitung der aromatischen Wetngeiste besteht darin, dass man Pflauzentheile oder auch einige thierische Substanzen, welche aetherische Oele oder andere wirksame Bestandtheile enthalten, mit der vorgeschriebenen Menge AVeingeistV über-giesst, einige Zeit (etwa Tag und Nacht) der Digestion über-lässt und unter Zusatz von Wasser, damit kein Anbrennen statt­finde, der Destillation unterwirft.

Der zur Darstellung dieser Arzneiform verwendete Spiritus oder Weingeist muss die von der Pharmacopoe vorgeschriebene Stärke haben und darf nicht fuselig sein. Für eine vollständige Abkühlung muss ebenfalls gesorgt werden.

Man bewahre die aromatischen Weingeiste in gut ver­schlossenen gläsernen Gefässen an kühlem Orte. Mit der Länge der Zeit gewinnen sie an Wohlgeruch, daher mau sich grosse Quantitäten auf einmal darstellen kann, indem ihre Wirksamkeit nicht vermindert wird.

Die Entfuselung und Entwässerung des gewöhnlichen Wein­geistes, wenn man keinen branchbaren, reinen beziehen kann, gescldeht durch Maceration des fuseligen mit frisch ausgeglüh­ter, gröblich zerkleinerter Holzkohle (etwa 2—3 Pfund auf einen Eimer) und Rectification desselben.

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— 76 — Gekochte Oele, Olea cocta.

Diese zum äusserlichen Gebrauch bestimmten Arzneiformen wären in früherer Zeit mehr in Anwendung als jetzt. Ihre Darstellung ist eine sehr einfache und beruht darauf, dass man frische zerschnittene Pflanzentheile mit fettem Oel gelinde er­hitzt, bis alle wässerige Feuchtigkeit aus ihnen verdampft ist, was main entweder daran erkeimt, dass die Pflanzenstoife sich zwischen den Fingern zerreiben lassen oder eine Probe von ihnen, auf glühende Kohlen geworfen, nicht mehr knistert und schnell mit leuclitender Flamme verbrennt; man colirt hierauf, presst stark aus, lässt das Oel ruhig abstehen und giesst es klar ab.

•Aus den getrockneten Kräutern kann man ebenfalls diese Arzneiform darstellen und verfahrt dann so, dass man das fein zerschnittene Kraut in einem Mörser mit Weingeist zerreibt, die bestimmte Quantität Oel darauf giesst, eine Nacht digerirt und am andern Morgen nur ganz gelinde erhitzt, bis der quot;Wein­geist verdampft ist.

In neuester Zeit hat man vorgeschlagen, um ein schön grünes Oel zu erhalten, an Stelle des quot;Weingeistes Aether anzu­wenden und eben so zu verfahren; diese Methode ist zwar sehr gut, vertheuert aber das gekochte Oel bedeutend.

In der Veterinairmedicin wird nur das quot;quot;gekochte Bilsen-krautöl, Oleuni Hyoscyami coctum, häufige] augewendet; die anderen, als das Kamillen- und Wermuthöl, werden höchst selten oder gar nicht gebraucht.

#9632;' Salben, ünguenta.

Es sind zum äusserlichen Gebrauch bestimmte Arzneifor­men, welche in Apotheken theils nach Officinalformeln, d. h. nach Yorschrift der Pharmacopoeen bereitet, vorräthig gehalten, theils jedoch nach Magistralformeln, d. h. nach Recepten, in der Receptur angefertigt werden.

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Die letzteren gehören in die nächste Abtheilung, daher hier nur von der Anfertigung der ersteren.

Die Salben besitzen eine fettige, weiche, schmierige, in der Wärme zerfliessliche Beschaffenheit, also etwa die Con-sistenz der Butter und werden durch Vermischen von Sehweine­fett mit pulverigen oder flüssigen Körpern, oder durch Zusam­menschmelzen von Oel mit Wachs, Harz, Terpentin etc. dar­gestellt, zu welch' letzterer Masse man etwaig vorgeschriebene Zusätze macht.

Bei der Anfertigung der Salben muss man keine zu grossen Quantitäten in Arbeit nehmen, sondern dem Verbrauch des Ge­schäftes angemessene, für kurze Zeit ausreichende, indem ein grosser Theil von Salben durch langes Aufbewahren ranzig wird. *)

Als Regel für die durch Zusammenschmelzen verschiedener Ingredientien erhaltenen Salben gilt, dass man die schwerer schmelzbaren Stoffe zuerst bei gelindem Feuer zergehen lässt, dann die leichter schmelzbaren und zuletzt die flüssigen hinzu­setzt, colirt und etwaige Zusätze erst nach dem Erkalten der zusammengeschmolzenen Masse macht.

Die Vorrathsgefässe, in welche man frisch bereitete Salben hineinthut, müssen vorher vollkommen gereinigt sein und alle Salben müssen an einem kühlen Orte aufbewahrt werden, um das Ranzigwerden (eine Zersetzung der Bestandtheile des Fettes) zu verhüten.

Die graue Quecksilbersalbe wird durch Verreiben von Fett mit Quecksilber in einem blankgescheuerten eisernen Kessel, den man entweder in eine Sandkapelle oder in einen alten Strohstuhl fest hineinstellt, vermittelst eines hölzernen Pistills dargestellt und zwar muss das Verreiben so lange fortgesetzt werden, bis eine Probe, auf glattes weisses Papier gestrichen,

*) Eine Ausnahme hiervon machen, diejenigen Salben, in welchen Terpentin oder Harze den Hauptbestandtheil ausmachen, wie z. B. im Ungt. Elemi comp., im üngt. Basilicnm llavum et nigrnm etc.

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unter der Lupe keine metallisch glänzenden Quecksilberkügel-clien erkennen lässt; das Vertheilen des Quecksilbers gelingt am besten mit einem Rest der alten Salbe.

Die Pflaster, Emplastra,

sind ebenfalls zum äusserlichen Gebrauch bestimmte Arzneifor­men, die aus ähnlichen und oft aus denselben Tgt;cstandtheilen zusammengesetzt werden als die Salben, sich aber von diesen durch eine festere und härtere Consistenz und durch ihre meist zähere und klebende Beschaffenheit unterscheiden.

Sie finden bei den Thieren, besonders bei Pferden und Rindern, wegen des dicht behaarten Körpers und wegen der heftigen Bewegungen derselben nur eine beschränktere An­wendung.

Nach ihrer Zubereitung und je nach den verschiedenen Ingredientien, die man verwendet, theilt man sie in vier Gruppen.

I. Gerata oder in Tafeln ausgegossene Zusammenschmelzungen von Wachs, Harz, Fett oder Oel.

Die schwerer schmelzbaren Ingredientien lässt man bei gelinder Wärme zuerst zergehen und setzt die leichter schmelz­baren nach und nach hinzu. Nachdem man die geschmolzene Masse ruhig hat abstehen lassen, colirt man sie in schon bereit stehende Papierkapseln aus Wachspapier und zieht nach dem Erkalten in die Länge und Quere mit der Spitze eines Messers oder reinen eisernen Nagels paralelle Linien, die Tafeln dadurch in Oblonge theilend, wodurch man sie beim Ablass schnell und gleichmässig zertheilen kann.

U. Mit Pulvern gemischte Harzpflaster.

Harz, Wachs, dicker Terpentin, Pech, Fett oder Oel werden in gelinder Wärme geschmolzen, die geschmolzene Masse in einen geräumigen Kessel hineincolirt, in welchem man

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sie so lange abkühlen lässt, bis die Mischung an der Oberfläche eben zu erstarren beginnt; darauf schüttet man die fein gepul­verten Substanzen hinzu und mischt mit einem erwärmten höl­zernen Pistill alles gut durcheinander.

Nach vollkommener Mischung arbeitet man die Pflaster­masse noch mit den Händen tüchtig durch (das Malaxiren der Pflaster) und rollt sie auf einem Pflasterbrette in Stangen von gleichmässiger Dicke und Länge aus. , Die Hände sowie das Pflasterbrett können mit etwas Oel bestrichen werden; Wasser darf man hierzu nicht nehmen, weil damit malaxirte Pflaster leicht schimmeln.

HL Gummiharz- und Harz-Pflaster.

In diesen Pflastern machen Harze oder Grummiharze einen Hauptbestandtheil aus, indem dieselben mit Wachs, Terpentin oder Bleipflaster zu Pflastern vereinigt sind.

Die Anfertigung derselben ist nachfolgende: Die gereinigten Gummiharze werden im Dampf- oder Wasserbade entweder allein für sich oder, wenn dicker Ter­pentin dazu kommt, mit diesem zusammengeschmolzen und dann die übrigen, ebenfalls jedoch in einem anderen Gefäss durch Erhitzen vereinigten, jedoch nicht mehr heissen Ingredientien hinzugesetzt. Man darf bei diesen Pflastern keine zu starke Wärme anwenden, weil sich in diesem Falle die Gummiharze in kleinen Klümpchen ausscheiden und solche fehlerhaft berei­tete Pflaster nicht mehr zu verbessern sind.

J V. Bleipflaster.

Die Bleipflaster gehören zu den chemischen Verbindungen, denn sie bestehen aus Fettsäuren und Bleioxyd, sind demnach halborganische Verbindungen und werden durch Kochen von fettem Oel oder Schweinefett mit höchst fein präparirter Silber­glätte oder kohlensaurem Bleioxyd und Bleiglätte unter Zusatz von geringen Quantitäten Wassers unter stetem Umrühren der

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sich bildenden Pflastermasse dargestellt. Das Kochen der Pflastermasse wird so lange fortgesetzt, bis die rothe Farbe des Bleioxydes ganz .verschwunden ist und sich in eine weisse um­gewandelt hat, oder so lange, bis eine Probe, in kaltes Wasser getröpfelt, also halb erkaltet, nicht mehr beim Drucke zwischen den Fingern an der Haut kleben bleibt. Ein Zusatz von Essig-säure beschleunigt die Pflasterbildung. Das Kochen der Blei­pflaster wird entweder in blankgescheuerten kupfernen Kesseln über freiem Feuer (wobei ein Uebersteigen und Anbrennen der Pflastermasse leicht stattfinden kann) oder im Dampfbade vor­genommen.

Griit bereitete Pflaster besitzen eine zusammenhängende Consistenz, sind in der Kälte hart und trocken, beschmutzen nicht die Finger, lassen sich bei gelinder Wärme leicht zusam­mendrücken und mit dem Messer oder Spatel bequem ausstrei­chen, wobei sie, wenn sie auf Leder, Leinwand etc. gestrichen werden, festkleben.

Das Malaxiren der Pflaster darf weder mit schmutzigen Händen, noch das Ausrollen auf schmutzigen Pflasterbrettern geschehen, weil die Pflaster dann missfarbige Streifen zeigen. Die mit Pflanzenpulver gemischten Pflaster müssen innig ge­mengt sein und den eigenthümlichen Geruch ihrer Pflanzen-b estandtheile besitzen.

Aufbewahrt werden die Pflaster in hölzernen Kasten in der Weise, dass abwechselnd ein Stück Wachsp.apier und eine Schichte Pflaster gelegt wird. Kräuterpflaster sollen sich am besten in Blechkasten über Aetzkalk aufbewahren lassen. Der Aetzkalk zieht alle Feuchtigkeit an und schützt die Pflaster vor dem Schimmeln; alle Monate etwa erneuert man den Aetz­kalk durch frischen.

Als Anhang zu den Pflastern können hier noch Erwäh­nung finden, das englische Heftpflaster, Emplastrum anglieanum und das AVachspapier, Charta cerata.

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Ersteres wird durch Ueberstmcben, von leichtem, .schwar­zem, weissem oder fleischfarbenem Seidenzeuge mit einer Lqsuug von Hausenblase dargestellt. Man zerschneidet etwa eine Unze Hausenblase in feine Stücke, weicht sisect; während einer Nacht in quot;Wasser ein und löst sie in neun TJnzen Wasser durch Erhitzen auf.

Vermittelst eines geeigneten Pinsels trägt man die Lösung auf das in einen Rahmen gespannte Seidenzeug zu verschiedenen Malen auf, bis der Ueberzug seine gehörig^ Dicke erhalten hat; nach jedesmaligem Ueberstreichen muss- man erst vollkommen austrocknen lassen, bevor man einen neuen Ueberzug macht. Die linke Seite wird mit Benzoetinctur bestrichen. ..

Das Wachspapier, sowohl mit weissem, als mit gelbem Wachs bereitet, wird dargestellt, indem man das dazu geeignete Schreibpapier auf einer erwärmten Metallplatte ausbreitet und mit geschmolzenem Wachs durch Bestreichen mit einer ms Tuchecken (die man leicht von jedem Schneider beziehen kann) angefertigten Scheibe gleich massig tränkt. Das Wachspapier wird zum Verbinden von Salbentöpfen, zum Einwickeln von Pflastern etc. in der Receptur und im Handverkauf benutzt. An seine Stelle kann auch Paraffin- oder Stearinsäurepapier verwendet werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; p^g

#9632;'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-

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Wachsschwamm, Spongia cerata, und Pressschwamm,

Spongia ccmpressa.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^

Taucht man feine von allen Kalkconcrementen durch Be­handlung mit verdünnter Salzsäure befreite, ausgewaschene und getrocknete Schwämme in geschmolzenes gelbes Wachs, preset sie dann, neben einander gelegt, -zwischen erwärmten iMetali-platten, lässt sie erkalten, nimmt die Stücke heraus.und ent­fernt das äusserlich anhängende Wachs, so erhält man den in der Chirurgie zur Erweiterung von Wunden gebrauchten Wachsschwamm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.; ,* . #9632;

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Werden die Schwämme jedoch nicht in quot;Wachs, sondern in siedendes quot;Wasser getaucht, darauf mit Bindfaden zu cylinder-artigen Stücken fest zusammengeschnürt und mit dem Bindfaden getrocknet, so erhält man den Pressschwamm, welcher gleichem Zwecke als der quot;Wachsschwamm dient.

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II. Abthellung.

Pharmaceutisch-technische Operationen nach Magistralformeln.

a. Anneiformen für den innerlichen Gebrauch.

Der Aufguss, Infusum.

quot;Wenn man zerkleinerte Arzneistoffe, gewöhnlich Vegetabi-lien, mit kochendem, zuweilen auch kaltem Wasser, seltener mit Wein oder Essig etc. übergiesst, gut umrührt, damit sie vollständig benetzt werden, und in verschlossenen Gefässen ent­weder bis zum Erkalten oder eine gewisse Zeit stehen lässt, damit die genannten Flüssigkeiten aus den Arzneistoffen wirk­same Bestandtheile ausziehen, dann colirt oder bei grösseren Mengen in einer Presse auspresst, so nennt man die Arznei­form einen Aufguss oder ein Infusum.

Man hat bei der Anfertigung der Infusionen, welche in den meisten Apotheken in einem neben der Offlein befindlichen Zimmer, dem Coctorium oder Decoctorium, bereitet werden, das Nachfolgende zu beobachten.

Die zu inftindirenden Substanzen müssen in jeder Hinsicht von der besten Qualität sein und damit die Einwirkung des Ausziehungsmittels eine vollständige sei, so muss eine gehörige Zerkleinerung der Substanzen stattfinden, d. h. die zarten Vegetabilien, als Kräuter, Blumen, Blätter, wterden zerhackt, Wurzeln, Binden und Hölzer fein zerschnitten und Samen zer­quetscht verwendet.

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Das Infiindirgefäss muss vor dem Hineinschütten der aus­zuziehenden Substanz erst mit kochendem Wasser ausgespült werden, damit die heisse Flüssigkeit nicht durch das Infundir-gefäss abgekühlt werde.

Hat der-Arzt die Menge der zu infundirenden Substanz nicht vorgeschrieben, so nimmt man einen Theil derselben auf achtTheile Colatur gerechnet. (Also auf 8 Pfund irgend eines Aufgusses 1 Pfund von der zu infundirenden Substanz.) Zu­weilen verordnet der Arzt einen sehr concentrirten Anf-guss (Infusum concentratissimum), dann ist das Verhält-niss nicht wie oben, sondern 1:4—6. Im schwachen oder verdünnten Aufguss (Infusum tenue) ist das Verhältniss wie 1:16—20. Bei narcotischen oder stark wirkenden Sub­stanzen nimmt man in der Menschenheilkunde nur 5 Gran auf eine Unze, in der Veterinairmedicin wird die Menge der narco-tisch wirkenden Vegetabilien meist immer auf dem Eecept ver­merkt.

Ist vom Arzt nicht die Menge der aufzugiessenden Flüssig­keit, sondern nur die der Colatur bestimmt, so muss man etwas mehr von derselben nehmen; man muss sich bei der Bestimmung dieses mehr nach der Einsaugungsfähigkeit des auszuziehenden Vegetabils richten; einzelne Substanzen wie Kräuter, Blüthen etc. saugen bedeutend mehr Flüssigkeit ein, als harte Substan­zen. Im Allgemeinen rechnet man auf Wurzeln das Andert­halbfache, auf Kräuter, Blumen, Binden das Doppelte und auf Samen die dreifache Menge ihres Gewichtes Wasser als Colatur-verlust. Das etwa noch Fehlende wird durch Aufgiessen von heissem Wasser auf die colirten Species und Ausdrücken der­selben ergänzt. Durch Hebung lernt man hierin bedeutende Differenzen vermeiden.

Ist die Zeitdauer für die Einwirkung der Flüssigkeit auf die auszuziehende Substanz auf dem Recept bemerkt, so richte man sich streng nach der Vorschrift; ist dieses aber nicht der Fall, so lasse man die Flüssigkeit bis zum Erkalten, mindestens

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aber 20—30 Mmuten stehen. Bereitet man ein Infusum im Dampfapparat, so gentigt eine Viertelstunde. Einen auf ange­gebene quot;Weise erhaltenen Aufguss nennt man heissen Auf-guss oder Brühe (Infusum fervidum).

Unter Digestion (Digestio) versteht man die eintägige Einwirkung einer Flüssigkeit auf irgend einen Arzneistoff, hei einer quot;Wärme von 40—50deg; C.

Ein kalt bereiteter Aufguss (Infusum frigidum oder Infusum frigide paratum) erhält man durch Ueber-giessen der Species mit Wasser oder der sonst vorgeschriebe­nen Flüssigkeit, zweisttindiges Beiseitestellen, bisweiliges Um­rühren und schliesslich folgendes Coliren.

Die Maceration (Maceratio) oder die Einweichung ist eigentlich auch ein kalt bereiteter Aufguss mit dem Unter­schiede, dass man die Zeitdauer der Einwirkung der Flüssig­keit auf einen Tag ausdehnt, wenn der Arzt nicht die Zeitdauer angiebt.

Alle Aufgüsse lasse man nach dem Coliren abstehen und giesse sie von dem etwa entstehenden Bodensatz vorsichtig ab.

Ist neben der Officin kein Decoctorium vorhanden und das Laboratorium entfernt, so dass das Personal der (Mein nicht die Aufgüsse bereiten kann, so übergiebt der Keeeptarius dem Laboranten die Species mit einem Zettel, auf welchem der Name derselben und die Menge der Colatur verzeichnet sind.

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Das Decoct oder der Absud, Decoctum.

Das Decoct unterscheidet sich von dem Aufguss dadurch, dass es durch wirkliches Kochen bereitet wird und man wendet also während der ganzen Operation Siedhitze an. Die Decocte sind an schleimigen und extractiven, so wie an harzigen Be-standtheilen reicher als die Aufgüsse, und in der Kegel werden aromatische, aetherisches Oel enthaltende Substanzen selten gekocht, sondern nur infundirt. Zur Darstellung der Decocte

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benutzt man als Ausziehungsflüssigkeit meist quot;Wasser, selten Bier oder Milch, zuweilen angesäuertes quot;Wasser, niemals aber Wein oder quot;Weingeist-, weil diese letzteren Flüssigkeiten durch Kochen theils verflüchtigt, theils unwirksam gemacht werden.

Das Kochen wird in gut verzinnten kupfernen, an der linken Seite mit einem starken Ausguss versehenen Kasserollen*) vollführt, indem man die zu kochenden Ingredientien mit der gehörigen Menge quot;Wasser übergiesst und über freiem Feuer so lange kochen lässt, bis die Colatur die bestimmte Menge beträgt.

Hat der Arzt weder die Menge der aufzugiessenden Flüs­sigkeit, noch die Quantität der auszukochenden Substanz be­stimmt, so nimmt man, wie bei den Aufgüssen, 1 Theil Substanz auf 8 Theile Decoct und giesst auf harte holzige Körper das Doppelte der verlangten Colatur an quot;Wasser auf, bei leicht aus­ziehbaren jedoch nur das Anderthalbfache.

quot;Will der Arzt eine schwächere Abkochung anwenden, so verschreibt er 1 Theil Substanz auf 13—16 Theile Colatur, soll es ein sehr starkes Decoct werden 1 Theil auf 4-6 Theile Eückstand.

Ueber die Zerkleinerung der zu kochenden Substanz gilt das bei den Aufgüssen Gesagte.

Jetzt bereitet man zweckmässig die Decocte durch Diges­tion im Dampfapparate, indem man die Species mit der nöthigen Menge heissen quot;Wassers (wie bei den Aufgüssen) in Infandir-büchsen von Porcellan oder Zinn eine halbe Stunde lang der Einwirkung von Dämpfen des kochenden Wassers aussetzt.

Diese Bereitungsart ist als die beste anerkannt und genügt in den allermeisten Fällen, die vegetabilischen Arzneikörper zu erschöpfen; verlangt indessen der Arzt ein wirkliches Einkochen der Species, so muss natürlich auch ein solches stattfinden.

*) Bei Säurezusatz darf das Kochen jedoch nicht in Metallgefassen ausgeführt werden, sondern nur in Porcellanschalcn.

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Eine andere Art eines Decoctes ist: Ein Infuso-Decoctum; es 'wird auf die Weise angefer­tigt, dass man die Species mit der Hälfte des siedenden Was­sers infundirt, polirt und die ausgedrückten Species mit der anderen Hälfte des Wassers auskocht, wiederum colirt und die erhaltenen Flüssigkeiten mischt. Durch diese Bereitungsart erhält man sowohl die flüchtigen, als die extractiven Bestand-theile der auszuziehenden Substanz.

. Ein Decocto-Infusum bereitet man, wenn man dem noch heissen Decoct gegen das Ende des Kochens die zu infundirende Substanz zusetzt, umrührt und bis zum Erkalten stehen lässt. Anmerkung. Das Salepdecoct wird am besten durch starkes Schütteln des höchst feinen Saleppulvers (zuerst mit ein wenig kalten Wassers vertheilt, damit kein Zusammen­backen stattfinde) mit siedendem Wasser in einem Glase an­gefertigt. Man nimmt, im Eall der Arzt nicht die Quantität des Saleps bestimmt hat, 5 Gran auf 1 Unze des Decocts.

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Die Gallerten, Gelatinae.

Sie stellen elastisch - zitternde, weiche, homogene Massen dar, die gewöhnlich durchsichtig oder durchscheinend sind und bei der Berührung in zitternde Bewegung gerathen. Sie besitzen eine solche Consistenz, dass man mit einem Löffel oder Messer ein Stück abstechen kann und an Stelle des Abgestossenen bleibt dann eine Vertiefung zurück.

Die thierische Gallerte, die man durch anhaltendes Kochen feinzertheilter Knochen, wie z. B. von Hirschhorn, dann von Kalbsfüssen, Hausenblase, Sehnen etc. erhält, ist eine concen-trirte Leimlösung.

Einige Pflanzen, wie z. B. Liehen islandicus. Liehen Caraghen etc. geben durch Auskochen ebenfalls Gallerte. Die Fruchtgallerten werden aus frischen Fruchtsäften erhalten, indem man den Fruchtsaft mit gleichviel Zucker versetzt, aufkocht, abschäumt und colirt. Ein Zusatz von Hausenblase (auf 100

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Theile Saft 1 Theil Hausenblase) wird zuweilen gemacht. In den Fruchtgallerten sollen die Pectinkörper einen Hauptbestand-theil bilden. Die Gallerten werden auf Verordnung des Arztes angefertigt, finden aber in der Veterinairmedicin selten An­wendung.

Mixturen, Mixtnracnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1

Unter diesem Namen versteht man flüssige Arzneien, die zum innerlichen Gebrauch bestimmt sind und welche entweder aus Mischungen flüssiger Substanzen oder aus Auflösungen von Extracten, Salzen, Manna etc. in einem destillirten oder in gewöhnlichem Wasser, in einem Aufguss oder in einem Decoct etc. bestehen können. Das Wasser in den Mixturen ist entweder nur Vehikel (Vehiculum), d. h. das Hilfsmittel, um der wirksamen Arzneisubstanz eine gehörige Form zu geben und sie zum Arzneigebrauch geeignet zu machen, oder es ist das Auflösungsmittel (Menstruum).

Bei der Anfertigung der Mixturen gelten nachfolgende Regeln: 1) Hat man flüssige Substanzen zu mischen, so darf man die­selben nicht messen, sondern sie müssen gewogen werden und zwar, indem man erst die kleinen Quantitäten in das bestimmte tarirte Glas hineinwägt und dann die anderen, bis zur grössten Menge.

Kommen Flüssigkeiten in einzelnen Tropfen hinzu, so muss das Hineintröpfeln ebenfalls zuerst geschehen, um bei einem Versehen dieselben zurückgiessen, das Glas ausspü­len und das Tröpfeln wiederholen zu können.*)

*) Flüssigkeiten bis zn einem Scrnpel werden gewöhnlich nnraquo;h Tropfen dispensirt und man rechnet von Spirituosen Flüssigkeiten und aetherischen Oelen die leichter als Wasser sind 30 Tropfen, von aetheri-schen Oelen die schwerer als Wasser sind 25 Tropfen, und Ton aetherhal-tigen Flüssigkeiten 40 Tropfen auf ein Scrnpel.

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laquo;1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nachdem man alle Flüssigkeiten in dem GHase durch

Umscbütteln gemischt hat, colirt man die fertige Arznei, im Fall sie nicht von umhersch\ämmenden, nicht hineinge­hörenden Theilchen frei sein sollte.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;

2)nbsp; Sollen Extracte oder eingedickte Pflanzensäfte in Flüssig­keiten gelöst werden, so schneidet man zwei ganz gleich grosse Stückchen Papier zu, legt das eine auf eine quot;Wage zu dem Gewicht und.wägt auf dem anderen die bestimmte

#9632;lt;#9632;

Quantität des Extractes ab, nimmt vermittelst eines Spatels

#9632;

das Extract vom Papier, bringt es in einen weder zu kleinen, noch zu grossen Mixturmörser (Porcellanmörser mit Aus-.guss), zerreibt und löst es mit einem Theil des Vehikels. Pulverförmige Extracte werden ebenfalls im Mörser gelöst. quot;Weder am Boden des Mörsers, noch am Spatel darf etwas vom Extracte hängen bleiben.

3)nbsp; Extracte von harziger Beschaffenheit, wie Extr. Filicis . aether, etc. lösen sich nicht in quot;Wasser. Sollen solche

einen Bestandtheil in einer wässerigen Mixtur bilden, so müssen sie an irgend einen anderen Körper gebunden wer­den. Man mischt solche Extracte mit ihrem doppelten Gewicht Gummi arabicum in einem Mörser innig zusammen und fügt dann unter fernerem Verreiben das kalte Vehikel zu; auch das Gelbe vom Ei (Vitellum Ovi) oder Honig eignen sich sehr gut an Stelle des Gummi's als Bindemittel. In der Veterinairmedicin wird das Ext. Filicis aeth. häufig verord­net und giebt zuerst mit Honig verrieben eine vollkommen homogene Mischung.

4)nbsp; Beim Verordnen von Salzen in Mixturen ist auf die Löslich­keit in. quot;Wasser Eticksicht zu nehmen; viele Salze lösen sich in quot;Wasser leicht auf, (wie Jodkalium, Salmiak etc.) können in die Flüssigkeit hineingeschüttet und durch üm-schütteln gelöst werden. Schwerer lösliche Salze werden

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im Mixturmörser fein zerrieben und kalt im Mörser oder durch Anwendung von Wärme gelöst. Sind Decocte oder Aufgüsse

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verschrieben, so löse man die Salze in den heissen Colaturen. Fehlerhaft ist es, wenn der Arzt zu grosse Quantitäten von Salzen verschreibt, so dass dieselben sich nicht vollständig in der Flüssigkeit zu lösen vermögen und ein Theil des Salzes sich ungelöst am Boden der Flasche absetzt. Solche Mixturen müssen als Schütteltrank gegeben werden. Niemals müssen sehr schwere oder stark wirkende in AVasser unlösliche Substanzen in Mixturen verordnet werden, wie z. B. Calomel.

Die zu einer Mixtur verordneten Mittel dürfen sich nicht gegenseitig zersetzen, wenn der Arzt eine solche Zersetzung nicht grade beabsichtigt; so z. B. wäre es fehlerhaft, wenn ein stark wirkendes Alkaloid in einer Mixtur gleichzeitig mit einem gerbstoffhaltigen Mittel verschrieben würde, denn der Gerbstoff würde das Alkaloid herausfällen und mit demselben eine unlösliche Verbindung bilden. Manna wird unter Anwendung von Wärme gelöst und die Auflösung durch Coliren oder Abgiessen vom Bodensatz gereinigt.

Wenn flüchtige Stoffe (z.B. Aether, Liquor Hoffinanni, Aether aceticus etc. Mixturen zugemischt werden, so müssen die Aufgüsse; Decocte oder heissen Salzlösungen, erst voll­kommen erkaltet sein.

Sind zu Mixturen in AVasser unlösliche oder wenig lösliche pulverige Arzneistoffe verschrieben worden, so müssen die­selben, ehe sie der Mixtur zugemischt werden, mit einer hinreichenden Menge des Vehikels der Mixtur, in einem Mörser durch Eeiben höchst fein zertheilt werden; jeden­falls darf man sie, wenigstens nicht immer in das Glas schütten, denn die meisten ballen sich zu kleinen Klümpchen zusammen, welche in der Flüssigkeit umherschwimmen. Vorzüglich gilt das Gesagte von Pulvern vegetabilischer Stoffe, dann von der Magnesia carbon., vom Sulphur au-ratum, Mercurius dulc. etc. Doppelt weinsaures Kali,

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schwefelsaures Kali und andere dagegen lassen sich leicht mit Wasser zerschütteln.

Soll Campher zu Flüssigkeiten hinzukommen, so muss man ihn erst im Mörser mit einigen Tropfen Weingeist's aufs Feinste zerreiben, dann mit seinem 3fachen Gew. Gummi arabicum gut mischen und unter allmähligem Zusatz von der wässerigen Flüssigkeit zur ferneren Mischung geschickt machen. Unterlässt man dieses, so scheidet sich der Oam-pher in grossen Theilchen aus und schwimmt oben auf, so dass der Patient auch selbst beim Umschütteln der Mixtur in den ersten Gaben die grösste [Menge einbekommt, in den letzten doch höchst wenig.

Chlorwasser (Aqua Chlori s. Aq. oxymuriatica) wird stets der kalten Mixtur und zwar ganz zuletzt zugesetzt. Das Chlorwasser muss wo möglich immer nur allein mit quot;Wasser oder höchstens mit einem einfachen Zuckersyrup verschrieben werden; durch schleimige Stoffe wird es in kurzer Zeit zersetzt und in Chlorwasserstoffsäure verwandelt. Mixturen mit Chlorwasser in ihrer Mischung, müssen in schwarzen oder mit schwarzem Papier umwickelten Flaschen dispensirt werden, da das Licht ebenfalls die erwähnte Zersetzung sehr rasch bewirkt.

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Emulsion. Emulsio, Emalsnm.

Mit diesem Namen bezeichnet man eine zum innerlichen Gebrauch bestimmte Arzneiform, die durch Vereinigung von harzigen, fetten oder öligen Körpern (Emulgendum) mit Wasser (Menstruum) durch Vermittelung eines Bindemittels (Emulgens), als Gummi, Schleim, Pflanzeneiweiss oder Eigelb erhalten wird und eine undurchsichtige, milchige, gleichmässige Mischung bildet.

Durch Zerstossen von fettes Gel enthaltenden Samen, in denen ausser dem fetten Gel noch Pflanzeneiweiss und Schleim-

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Stoffe enthalten sind, mit quot;Wasser, erhält man ebenfalls Emul­sionen, welche man mit dem Namen „Samenmilchquot; oder „Samenemulsionquot; belegt.

quot;Was die Anfertigung dieser letzteren anbetrifft, so hat man Nachfolgendes zu beobachten:

Ist vom Arzt die Quantität des Samens zur Anfertigung einer Samenemulsion nicht angegeben, so nimmt man wie bei den Aufgüssen und Decocten 1 Theil auf 8 Theile Colatur, also eine Drachme Samen auf eine Unze Samenmilch; dieses gilt jedoch nur als Regel für die stehen Mandeln, für Hanf­und Mohnsamen. Bei Emulsionen jedoch die aus Bilsenkraut oder Crotonsamen angefertigt werden, muss der Arzt befragt werden, wenn er die Menge nicht bestimmt hat.

Die abgewogene Quantität des von Staub und zuweilen auch von der Schale (wie bei den Mandeln) befreiten Samens wird in einem blanken Messingmörser geschüttet (wenn man einen Emulsionmörser aus einer sehr harten, porcellanartigen Masse nicht besitzt) und mit einer kleinen Menge Wasser befeuchtet zerstossen und nun unter fortdauerndem Stossen und Rühren nach und nach das Wasser hinzugesetzt, bis man eine der Kuh­milch ähnliche Flüssigkeit erhalten hat. Diese wird dann colirt und nach dem Atstehenlassen von dem, etwa sich gebildet ha­benden Bodensatz abgegossen und dispensirt. Eür den Colatur-verlust nimmt man etwa die Hälfte oder die gleiche Menge des Samens an Wasser mehr zur Emulsion.

Soll zu einer Samenemulsion noch ein Zusatz von Oel gemacht werden, so setzt man selbiges zu dem feingestossenen Samenbrei, arbeitet es mit dem letzteren tüchtig durch und verfährt wie früher angegeben wurde, reicht indessen das in den Samen vorhandene Pflanzeneiweiss nicht aus um das zu­gesetzte Oel zu binden, so kann man etwas arabisches Gummi hinzufügen. Solche aus Samen bereitete Emulsionen führen auch den Namen wahre Emulsionen, Emulsiones verae.

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Für die Darstellung derjenigen Emulsionen, die man durch inniges Zusammenreiben von öligen und harzigen Körpern mit quot;Wasser und einem Bindemittel erhält, welche den Namen „falsche Emulsionen, Emulsiones spuriaequot; führen, gilt folgendes: Die Bereitung einer Oel- oder Balsam-Emulsion kann ausgeführt werden, entweder indem man die abgewogene Menge des Oels oder des Baisames und halb soviel Gummi­pulver mit V* vom Gewicht des Oeles quot;Wasser, zu gleicher Zeit in den Mörser bringt und durch schnell auszuführendes Agitiren vereinigt, oder indem man aus dem Wasser und dem Gummi in einem geräumigen Mixturmörser durch Agitiren einen Schleim bildet, das Oel oder den Balsam auf einmal zusetzt und nun alles wie bei der ersten Methode vereinigt, oder endlich, indem man Oel und das Gummipulver zusammenreibt, das quot;Wasser auf einmal hinzusetzt und ebenso wie zuerst ver­fährt; alle diese drei Methoden führen sicher zum Ziel. Hat man nun auf die eine oder andere Art eine milchige, gleich-massige, kein freies Oel zeigende Mischung erhalten, so wird das noch übrige quot;Wasser in geringen Mengen unter fortgesetztem Agitiren hinzugesetzt; das Abstehenlassen gilt auch für diese

Emulsionen.

Soll Campher zu einer Emulsion lünzukommen, so verreibt man ihn als feines Pulver mit dem Bindemittel und dem Wasser.

Ist eine Mischung aus Oel und einer wässerigen Flüssig­keit verordnet, ohne die Bemerkung, dass daraus eine Emulsion angefertigt werden soll, so ist auch darunter nur eine solche Mischung zu verstehen.

quot;Wenn Eidotter oder Eigelb das Bindemittel sein soll, so reibt man es mit der zu bindenden Substanz innig zusammen und verfährt mit dem Wasser wie vorher. Das Eigelb eines gewöhnlichen Hühnereies entspricht 2 Drachmen arabischem Gummi.

Ist vom Arzt nicht die Menge des Gummipulvers ange­geben, so nimmt man halb soviel, als Oel oder Balsam ver-

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schrieben worden, und ist auch die Menge des Oels nicht be­stimmt, sondern mir die Quantität der Emulsion, so nimmt man 1 Theil Oel auf 8 Theile Wasser, oder eine Drachme Oel auf eine Unze quot;Wasser.

Wenn Emulsionen aus Harzen oder Gummiharzen ange­fertigt werden sollen , so verfährt man wie bei dem Eigelb, das heisst man verreibt die gepulverten harzigen Körper mit dem Bindemittel auf das Allerinnigste und setzt das Wasser in kleinen Mengen unter stetem Agitiren hinzu.

Zu Emulsionen mit harzigen Substanzen, z. B. mit ge­wöhnlichem oder venetianischem dickem Terpentin, nimmt man eben so viel vom Bindemittel als Harz verschrieben ist, wenn die Arbeit gut gelingen soll.

Die G-ammiharze (als Gummi Ammoniaci, G. Galbani, G. Asaefoetidae etc.), welche Gemenge von Harzen und Gummi sind, können auch allenfalls ohne Zusatz von Gummi zur Emul­sion verarbeitet werden, jedenfalls aber fällt die Emulsion durch Zusatz eines Bindemittels besser aus.

Sind Salze, Extracte oder andere trockene Körper als Zusatz zu Emulsionen verordnet, so löse man sie !in einem Theil des zur Emulsion gehörenden AVassers und setze diese Lösung ganz zuletzt der fertigen Emulsion unter Umschütteln zu.

Ist Terpentinöl oder ein anderes aetherisches Oel mit Wasser zu vereinigen, so nimmt man vom Bindemitte.! eine eben so grosse Quantität, als Oel verordnet ist, macht mit Wasser einen Schleim und setzt darauf das Oel unter fortwährendem Agitiren nach und nach hinzu.

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Der Trank oder Eingnss, Potas.

In Bezug auf die Menschenheilkunde ist ein Trank nichts anderes, als ein Gemisch von destillirten Wässern, Aufgüssen, Decocten etc. mit oder ohne Zusatz von Syrup, welcher tassen-oder gläserweise getrunken wird.

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In der Veterinairmedicin dagegen versteht man unter Trank eine Mixtur, welche, entweder aus Aufgüssen oder Decocten gemischt mit pulverförmigen Substanzen, oder durch Auflösen von Salzen in Wasser, so wie von harzigen, balsamischen Sub­stanzen und dergleichen, vermittelst schleimig-öliger, seifen­artiger oder anderer Bindemittel bereitet werden. Der Einguss wird dem Thiere auf geeignete Weise beigebracht, meist in der Art, dass man den Kopf des Thieres etwas in die Höhe zieht und die jedesmalige Gabe des Trankes aus einer starken Flasche allmählich eingiesst.

Zuweilen werden den Thieren auch arzneilich wirksame Stoffe im gewöhnlichen Trinkwasser gelöst oder einem Mehl­trank zugesetzt, in welchem Falle die Arzneimittel von den Thieren freiwillig verschluckt werden.

Das Tränkchen, Hanstns.

So heisst eine flüssige Mischung von 1—2 Unzen, die auf einmal, oder eine Mixtur, etwa 6 Unzen betragend, welche in mehreren Gaben in kurzer Zeit genommen wird.

Der Lecksaft, Linctns, Eclegma.

Hiermit bezeichnet man eine dickflüssige, latwergenähnliche Mischung, welche etwas consistenter als wie Syrup ist, meist süss schmeckt, gewöhnlich nur in kleiner Menge verschrieben und in kleinen Gaben verabreicht wird. Die Mischung dieser Arzneiform geschieht nach den bei den Latwergen angegebenen Regeln.

Die Tropfen, Guttae.

Sind flüssige Arzneiformen, welche dureh Mischung ver­schiedener Flüssigkeiten dargestellt werden können und, wie der Name andeutet, entweder tropfenweis oder höchstens bis zu einem halben Theelöffel voll genommen werden.

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Meist bestellen die Tropfen aus einer Mischung von Tinc-tureu, Elixiren, Aetherweingeist, Kirschlorbeerwasser etc., zu­weilen werden auch Extracte oder einzelne Salze in obigen Flüssigkeiten gelöst, daher sie als klare und auch als trübe Flüssigkeiten erscheinen.

In der Veterinainnedicin wird diese Arzneiform meist nur für kleinere Hausthiere verschrieben. .

Pillen, Filulae.

Unter diesem Namen versteht man kleine runde Arznei-kügelchen von 1—5 Gran Schwere, welche vom Patienten so ganz wie sie sind, verschluckt werden und die Consistenz eines festen zähen Teiges besitzen. Die Pillen können aus den ver­schiedenartigsten Arzneisubstanzen zusammengesetzt werden, wie aus Pulvern, Balsamen, Harzen, metallischen Präparaten, Alkaloiden, Salzen, Extracten etc.

Behufs ihrer Darstellung werden die trockenen gepulverten Substanzen zuerst gut gemengt und dann etwa hinzukommende Extracte, Honig, Syrup etc. zugesetzt und durch anhaltendes Reiben oder Stossen in eine teigartige, zähe Masse (Pillenmasse, Massa Pilularum) verwandelt. Aus dieser fertigen Pillenmasse werden dann auf den bekannten Pillenmaschinen (welche ent­weder aus Metall oder Horn, oder auch aus Buchsbaumholz und Glas bestehen können) die Pillßn aus den vermittelst des Rollbrettchens ausgerollten Pillensträngen geformt, gleich-massig abgeschnitten, auf dem Fertigmacher nachgeformt*), mit irgend einem zweckmässigen Pulver, dem Conspergirpulver, Conspergens, z. B. Lycopodium, Althaepulver, Kalmus-, Fenchel-, Zimmtpulver u. s. w. bestreut, damit sie nicht zusammenkleben und dann in Schachteln, Gläsern oder Töpfen dispensirt.

Bei der Darstellung der Pillen ist eine Hauptbedingung die, dass die Consistenz derselben eine geeignete sei; sie dürfen

*) Eine kleine Maschine, aus dem Rollbrett und Teller bestehend.

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nämlich weder zu weich noch zu hart sein, müssen nicht an einander kleben und nicht zu einer Teigmasse zusammenfliessen oder sich breitdrücken, sie müssen endlich vollkommen gleich gross, so wie glatt und rund sein.

Oft ist die Anfertigung einer guten Pillenmasse sehr schwierig und es bleibt dann dem Eeceptarius überlassen, sich so gut er vermag zu helfen und die Pillenmasse durch irgend welche unschädliche Zusätze, welche auch auf die verschriebenen Arzneistoife keine verändernde Einwirkung ausüben, die Masse zu verbessern.

Eine gute Pillenmasse geben faserstofihaltige Pflanzen­pulver mit feingepulverten Gummiharzen und dergleichen ge­mischt, welche mit Extracten zur Pillenmasse angestossen wer­den, man hat nur darauf Rücksicht zu nehmen, dass man nicht zu viel Extract verwende. Pilleumassen aus Aloe und Seife für sich oder mit Gummiharzen, bedürfen keines Bindemittels, son­dern nur einiger Tropfen schwachen Weingeistes; die Gummi­harze und Harze müssen nur höchst fein zerrieben verwendet werden.

Bei Pillenmassen mit flüssigen Harzen, Balsamen und Gelen muss man häufig zu einem Zusatz von Wachs seine Zuflucht nehmen, wenn die vorgeschriebene Menge dieser Stoffe zu gross ist, man schmelzt dann die genannten Stoffe bei gelinder Wärme mit dem Wachs zusammen und lässt sie erkalten, um diese Masse dann später mit den pulverförmigen Ingredientien zu ver­binden.

Diejenigen Pillenmassen, in welchen durch Metalle zer­setzbare Salze oder Säuren einen Bestandtheil bilden, dürfen weder in Metallmörsern angestossen oder gemischt werden, noch darf das Ausrollen auf metallenen Pillenmaschinen stattfinden, sondern man verwendet Mörser aus Porcellan oder Glas und Pillenmaschinen aus Holz oder Horn.

Solche Substanzen, die sich gegenseitig leicht zersetzen und den Zusammenhang der Pillenmasse auflieben, oder leicht

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die Feuchtigkeit anziehende Salze, sollten vom Arzt eigentlich wohl nicht zur Pillenmasse verschrieben werden.

Das Vergolden und Versilbern (obducere foliis Auri, s. Argenti) wird mit echtem Blattgold und Blattsilber in einer kugelförmigen aus zwei Hälften bestehenden Kapsel von Holz, oder in Ermangelung einer solchen in einem Porcellantöpfchen oder geeigneten Glase ausgeführt.

Anmerkung. Das Verordnen der Pillen geschieht in der quot;Weise, dass der Arzt entweder die Ingredientien zu einer Pille angiebt und dann dabei schreibt, wie viele solcher Pillen angefertigt werden sollen (Dispensatur tales pilulas Nb. . . . x) oder der Arzt verschreibt die ganze Quantität als Pillenmasse und giebt an, wie viele Pillen aus ihr ge­macht werden sollen (Fiat massa pilularum e qua formentur Numero......aequales), oder endlich der Arzt ver­ordnet die einzelnen Mittel, iiberlässt aber die Quantität des Bindemittels dem Apotheker und schreibt nur die Schwere der Pillen vor CVüsce fiat lege artis massa pilularum, e qua formentur pilulae ponderis gran......)

Die Pillen werden in der Veterinairpraxis eigentlich nur selten und dann meist für kleinere Hausthiere verordnet, häufiger jedoch findet die nachfolgende Arzneiform Anwendung.

Die Bissen, Bolü

Die Bissen oder auch Ballen unterscheiden sich von den Pillen nur dadurch, class sie eine etwas weichere Consistenz als die Pillen besitzen, dass sie grosser und meist nicht von kugeliger, sondern von länglicher Form sind. Hire Schwere variirt beim Gebrauch für Thiere von 1—272 Unze und darüber.

Ueber die Anfertigung der Masse gilt alles das, was über die Bereitung der Pillen gesagt wurde.

Die Bolenmasse muss eine solche Consistenz besitzen, dass sich aus derselben bequem die Bissen formen lassen. Die Form der Bisen wird auf dem Eecept durch die Ausdrücke „Fiat bolus globosus s. ovatusquot; bezeichnet, auch die Zahl der Bolen giebt dasselbe an.

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Zum Bestreuen oder Conspergiren bedient man sieh in der Yeteriuairpraxis entweder des Lycop odiums oder eines aro-matisclien Pulvers, Avie des Kalmus-, Fenchel- oder Anissamen-pulvers, zmveilen auch des Eoggeninehles.

Anmerkmio-. Das Verordnen der Bissen kann o-anz in derselben dreifachen Weise geschehen, wie dies bei den Pillen angedeutet ist.

Theegemische, Species.

Unter diesem Namen versteht man im Allgemeinen ein Ge­misch aus zerschnittenen, geraspellen, überhaupt gröblich zer­kleinerten Arzneistoten vorzüglich vegetabilischen Ursprungs, welche für den Patienten zu Aufgüssen verordnet werden, also zum innerlichen Gehfäüch dienen, oder aber auch Mischungen zu Xräuterkissen, oder zu Bädern, also zum äusserlichen Gebrauch.

Ueber die Bereitung der Species ist schon bei den mecha­nischen Operationen im Allgemeinen gesprochen worden, daher hier nur so viel, dass wenn Species in mehrfacher Dosis zu pispensiren ^ sind und dieselben aus Bestandtheüen von ver­schieden zerkleinerter Form und verschiedener speciflscher Schwere bestehen, man jede einzelne Dosis für sich zusammen­mengt, weil eine gleichmässige Mischung bei einer Yertheilimg der ganzen Speciesmasse kaum möglich ist.

Die Species werden meist in Papierbeuteln, seltener in Schachteln dispensirt.

Oelzucker, Elaeosacchara s. Oleosacchara.

Diese Arzneiform wird immer nur dann angefertigt, wenn sie vom Arzt verordnet ist und darf daher nicht vorräthig ge­halten werden. Die Oelzucker finden zuweilen in der Vete-rinairmedicin Anwendung und werden einfach durch Verreiben von Zucker mit frischen aetherischen Oelen dargestellt. Hat

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der Arzt nicht die Quantität des Oeles angegeben, so nimmt man auf jeden Scrupel weissen Zuckers einen Tropfen des aetherischen Oeles (demnach also auf eine Drachme drei, auf eine Unze 24 Tropfen) und vereinigt beides innig in einem Pulvermörser.

Pulver, Pulvis.

Man unterscheidet einfache und zusammengesetzte Pulver (Pulvis simplex et compositus); beide müssen nicht nur die gehörige Feinheit, sondern auch alle wirksamen Bestand-theile, die den Stoffen eigen sind, besitzen.

quot;Wie die Wirksamkeit den zu pulverisirenden Stoffen zu erhalten, ist, so wie über das Pulverisiren der verschiedenen Arzneistoffe ist schon bei den mechanischen Operationen ge­sprochen worden, hier also nur noch das Kötliige über das Mischen der in der Receptur verordneten zusammengesetzten Pulver zu erwähnen. Man unterscheidet:

Das grobe oder grobkörnige Pulver, Pulvis grossus, „ mittelfeine Pulver, Pulvis subtilis, und ,, höchstfeine oder staubförmige Pulver, Pulvis sitbtilis-simus s. tenuissimus.

Zum innerlichen Gebrauch für Menschen müssen die Pulver mit wenigen Ausnahmen sehr fein sein, in der Yeterinamnedicin wendet man ein mittelfeines Pulver an; zum äusserlichen G-e-brauch als Einstreupulver dagegen wird immer ein höchst feines Pulver verwendet.

Das Mischen der Pulver ist eine der am leichtesten aus­zuführenden Operationen des Receptarms und wird in den so­genannten Pulvermörsern (Porcellanmörser ohne Ausguss) vorgenommen. Man wähle beim Mischen eines Pulvers weder einen zu grossen noch einen zu kleinen Mörser und sehe darauf, dass das Pistill nicht zu klein sei.

Bei der Mischung der einzelnen Bestandtheile eines Pulvers hat man im Allgemeinen die Regel zu beobachten, dass man

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alle speciflsch schweren und alle in kleinen Quantitäten ver­schriebenen Substanzen zuerst mit einander mische, darauf die leichteren und zuletzt die leichtesten allmählich hinzusetze.

Beim Mischen grösserer Pulvermengen, wobei die Arbeit nicht vollständig gut im Mörser ausgeführt werden kann, siebe man die gemischten Pulver durch ein mittelfeines Sieb und mische dann alles noch einmal gehörig durch.

Kommt Kampher zur Pulvermischung, so wird es vor dem Mischen mit einigen Tropfen quot;Weingeists zu einem höchst feinen Pulver zerrieben und dann mit den übrigen Ingredientien ohne starkes Aufdrücken mit dem Pistill gegen die Bodenfläche des Mörsers, gemengt; das Letztere gilt auch für Harze und harz-haltige Stoffe.

Extracte, aetherische Oele und Opium werden zuerst mit dem Zucker oder einer geringen Menge eines anderen zur Mischung kommenden Pulvers verrieben.

^ Da die narkotischen Extracte häufig in Pulvermischungeu verschrieben werden, so hält man dieselben in trockener Pulver­form vonäthig und verrichtetquot; das Austrocknen in 'der Weise, dass ^nan sehr gelinde Wärme anwendet und als Ersatz für die verdunstete Menge der Feuchtigkeit Milchzucker oder Süssholz-pulver zusetzt, so dass ein Theil des trockenen Extractes auch einem Theil des nicht trockenen entspricht. Ob die Extracte jedoch durch das Austrocknen nicht an wirksamen Bestand-theilen einbüssen, ist jedenfalls sehr fraglich.

Hat man Pulver aus sich gegenseitig zersetzenden Salzen zu mischen, so hat man darauf zu achten, dass die Salzpulver so trocken als möglich und höchst fein sind, auch muss man sie nur leicht durchmengen.

Wenn kohlensaure Magnesia zu Pulvern verschrieben ist, so mische man sie zuletzt hinzu, sorge aber durch länger an­dauerndes Verreiben dafür, dass sie innig mit den andern Pul­vern geraengt ist.

Moschus werde nicht mit gepulvertem, sondern mit recht

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trockenem Stückzucker zerrieben, weil man mit gestossenem ihn schwer zu einem feinen Pulver zerreiben kann. Man hat vor­geschlagen, auch den Moschus in Pulverform als Moschus cum Saccharo vorräthig zu halten.

Die Pulver werden entweder ungetheilt in Schachteln und Gläsern oder in mehrere gleiche Mengen getheilt dispensirt.

Die Theilung eines Pulvers ist vom Arzt auf dem Eecept bemerkt. Steht nur auf dem Eecept: „Misce fiat pulvis, divide oder dividatur in partes aequales .... xquot;, so theilt man das Pulver in die vorgeschriebene Anzahl gleicher Dosen. Schreibt der Arzt aber auf dem Eecept „Dispensaquot; oder „Denturquot; oder „Dispensentur tales doses .... xquot;, so hat man bei der Mi­schung von den vorgeschriebenen Substanzen so viel mal mehr zur Mischung abzuwägen, als Dosen verabreicht werden sollen. Nach der regelrechten Mischung wird das gemischte Pulver vermittelst einer richtigen Handwage in die vom Arzt bestimmte Anzahl von Dosen oder Gaben getheilt. Niemals darf der Eeceptarius es sich erlauben, die Pulver nach dem Augenmaasse zu theilen. Die abgewogenen Pulver werden in Hornkapse-laturen (sogenannte Pulverschiffchen) und mittelst dieser in die Pulverkapseln geschüttet.

Pulver, welche starkriechende, flüchtige oder leicht feucht werdende Bestandtheile enthalten (wie Campher, Moschus, kohlensaures Kalium etc.), dispensire man in Kapseln aus Wachs­papier.

Die geschlossenen Kapseln werden entweder in ein Papier (Convolut) eingeschlagen oder in geeignete, meist flache Schach­teln gelegt.

Das Hineinblasen in die Kapseln, um sie zu öffnen, ist eine, wenngleich nicht schädlich auf die Pulver einwirkende, so doch gewiss sehr unappetitliche und somit schlechte Angewohnheit des Eeceptarius und sollte wohl, nachdem dieser Gegenstand schon so oft in Lehrbüchern der Phannacie besprochen ist, eigentlich nicht mehr vorkommen.

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Knebßl- oder Kaugebisse, Kaumittel, Frena, Masticatoria.

Diese nur in der Veteriuairpraxis gebrauchten, auch unter dem Namen speichelerregender, speiclielbefürdernder oder speichelerzeugender Mittel bekannt, wurde in friüieren Zeiten häutig verordnet; jetzt dagegen werden sie seltener an­gewendet.

Die Kaumittel können aus verschiedenen Substanzen an­gefertigt werden. Meist verwendet man zu diesen reizenden Kaumitteln das Pulver des Stinkasants, des Ingwers, des Pfef­fers, der Bertramwurzel etc. in Verbindung mit Kochsalz, Knoblauch (Allium sativum), Campher etc. etc.

Die Species zu den Kaumitteln werden entweder zu einem Teig angerührt, auf Leinwandstreifen gestrichen und diese, auf ein rundes Holz gewickelt, dem Thiere wie ein Gebiss in's Maul gelegt und von aussen befestigt, oder man bindet die Species in ein leinenes Säckchen, bringt dieses in's Maul und befestigt es auf gleiche Art.

Aussei- diesen reizenden Kaumitteln untersclieidet man noch kühlende, schmerzstillende, welche bei einer inneren Verletzung des Maules angewendet werden. Diese letzteren bestehen aus Honig, Sauerteig, Althaepulver, Süssliolzpulver und dergl. mehr.

#9632;

b. Aizneiformen für den äusserlicheu Gebrauch. Schmieren, Flüssige Salben, Linimente, Linimenta.

Es sind meistens durch blesses Zusammenmischen oder Zusammenschütteln erhaltene, fette, seifenartige oder spirituöse, zum Einreiben oder Einschmieren bestimmte Arzneiformen, welche die Abstammung ihres Namens dem lateinischen Zeit­worte „linirequot; verdanken und hinsichtlich ihrer Consistenz in der Mitte zwischen fetten Oelen und Salben stehen, indem sie dicker als die ersten und dünner als die letzten sind; sie be-

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sitzen jedoch noch die Consistenz, dass man sie in einem Glase, welches keine zu enge Oeffnung hat, dispensiren kann.

Man bereitet die Linimente, wie schon angeführt wurde, entweder durch einfaches Schütteln in einem Glase, wenn sie nur aus Flüssigkeiten gemischt werden, oder man mischt sie in einem zu Linünenten bestimmten Mörser mit Ausguss, wenn Salben, Extracte, Campher mit fetten oder aetherischeu Oelen etc. vereinigt werden sollen.

Das am häufigsten, sowohl in der Menschen- als auch in der Thierheilkunde gebrauchte Liniment ist das flüchtige oder Ammoniakliniment, Linimentum volatile s. Linimentum am-moniatum. Es wird durch inniges Zusammenschütteln von 3 Theilen Olivenöl und 1 Theil Aetzammoniakflüssigkeit dar­gestellt; in diesem Yerhältniss gemischt, bildet es, wenn das Ammoniak stark genug war, eine gelblich-weisse, dickliche, giess-bare, vollkommen gieichmässige Flüssigkeit. Sollte die Mischung zu dick ausfallen, so setze man noch etwas Aetzammoniak hinzu -und schüttele wieder tüchtig durch.

Nimimt man in demselben Verhältnisse Campheröl, Oleum campÜoratum*) mit Ämmoniakflüssigkeit, so erhält man das ebenfalls sehr häufig gebrauchte und officiu eile C amp h er lini­ment, Linimentum ammoniato-eamphoratum.

Durch Vermischen von gleichen Theilen Kalkwasser oder oder Bleiessig mit fetten Oelen erhält man gleichförmige Lini­mente ; das Kalkwasser muss jedoch gut sein und auf einmal mit der ganzen Menge des Oeles kräftig zusammengeschüttelt werden, um ein gutes Liniment zu erhalten.

Sind zu Linimenten Zusätze von aetherischen Oelen oder weingeistigen Tincturen verschrieben, so setze 'man diese stets dem fertigen Liniment zu, nicht aber dem Oel oder der Ammo­niakflüssigkeit, weil man in letzterem Falle häufig keine gute gleichförmige Mischung erhält.

'

*) Ks wird durch Auflösen von 1 Tlicil geriebenen Cfimphers in 8 Theilen Olivenöl erhalten.

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Den Linimenten zuzusetzende Extracte werden am besten zuerst mit etwas Wasser zu einer syrupdicken Flüssigkeit ver­lieben und dann dem Liniment zugesetzt.

Einige Auflösungen von Seife in Weingeist mit versoliie-denen Zusätzen von theils flüssiger, tbeils gallertiger Consistenz führen auch den Namen Linimente, z. B. der Opodeldok, Lini-mentum saponato-camphoratum.

Anmerkung. Diejenigen Linimente, welche aus Aetz-ammoniak und Oel bereitet werden, gehören, streng genommen, in das Gehiet der organischen Chemie, denn es sind chemische Verbindungen Verseifungen, indem das Ammoniak sich mit den organischen Säuren des Oeles verbindet und die orga­nische Base als Glycerin aus dem Oel abscheidet, welch' letzteres dem Liniment beigemengt bleibt.

Salben, Unguenta.

Ueber die Anfertigung der Salben nach Officinalformeln, über 'die verschiedenen Bestandtheile derselben etc. ist schon. in der ersten Abtheilung des vierten Abschnittes das dort Hin­gehörige erörtert worden; hier handelt es sich nur um die Regeln, welche bei der Anfertigung der Salben nach Recepten in der Receptur anzuwenden sind. Es sind nachfolgende:

1)nbsp; Das Mischen der Salben in der Receptur wird in [Salben-mörsern aus Porcellan oder Serpentin ausgeführt und man hat bei Auswahl derselben nur das zu beobachten, dass man je nach der Salbenmenge auch einen passenden Mörser wähle, d. h. für grosse Mengen keinen zu kleinen und für kleine keinen zu grossen; in dem ersten Falle würde die Mischung jedenfalls sehr unvollständig ausfallen.

2)nbsp; Hat man eine Mischung aus zwei oder mehreren schon vorräthigen Salben zu machen, so zerreibe man erst die von härterer Consistenz mit einem Theil der weicheren zu einem vollkommen gleichartigen Gemenge und setze dann den Rest der weichen Salbe zu.

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3)nbsp; Sind trockene in Wasser unlösliche Pulver, als Hydrargyrum oxydatum, Zincum oxydatum Cerussa etc., zu Salben zuzu-mischen, so müssen sich diese in höchst fein zertheiltem Zustande befinden und zweckmässig, ehe man sie zur Salbe zusetzt, in einem Mörser mit einigen Tropfen Pro-venceröls ganz fein venieben werden.

4)nbsp; In Wasser lösliche Salze, als Cuprum aceticum cryst., Cu­prum sulfuricum, Kalium jodatum etc., zerreibe man erst fein und löse sie in der nöthigen kleinsten Menge Wasser. Der BrechWeinstein, Tartarus emeticus, wird nicht gelöst, sondern nur höchst fein zerrieben und trocken mit dem Fette oder der Salbe vermischt.

5)nbsp; Sollen Extracte zu Salben zugemischt werden, so verreibe man wässrige mit etwas Wasser, weingeistige mit ein wenig schwachen Weingeistes zur dicken Syrupsconsistenz, in wel­chem Zustande sie sich leicht und gleichmässig mit dem Fett oder der Salbe vereinigen lassen.

6)nbsp; Campher löse man in etwas Olivenöl, Opium zerreibe man mit 7laquo; seines Gewichts Wasser höchst fein.

7)nbsp; Wenn wässrige oder weingeistige Flüssigkeiten mit Fett oder einer Salbe zu mischen sind, so verfahre man, be­sonders wenn die Menge derselben bedeutend ist, in der Weise, dass man diese Flüssigkeiten in sehr kleinen Mengen nach und nach unter fortwährendem Agitiren zusetze. Be­trägt die Flüssigkeit mehr als Vlaquo; vom Gewicht der Salbe oder des Fettes, so hilft man sich durch einen Zusatz von ein wenig Provenceröl. Enthalten die weingeistigen Flüssig­keiten nicht sehr flüchtige Bestandtheile, so hat man vor­geschlagen, sie erst zur Hälfte bei sehr gelinder AVärme einzudampfen. Salben, welche Harze oder in Weingeist lösliche Substanzen in ihrer Mischung enthalten, wie Un-guentum basilicum, Unguentum Elemi compositum etc., lassen sich leicht mit 'A ihres Gewichts weingeistiger Flüssigkeiten gleichmässig vereinigen.

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106

8) Das meist in der Eeceptur zu Salben verwendete Schweine­fett, Axungia porci, muss nicht ranzig, d. h. nicht zu alt sein, namentlich muss zu Angensalben und zur Bereitung der Joclkaliumsalbe jederzeit ein recht frisches Fett vor-räthig gehalten werden*).

Wenn das Jodkalium nicht frei von jodsanrem Kalium ist, oder wenn man altes Fett zur Salbe nimmt, so wird die Mischung in kurzer Zeit oder auch schon während des Mischens durch Ausscheidung von Jod gelb. Ein Zusatz von V'js vom Gewicht des Jodkaliums unterschwefligsauren Natrons verhindert das Gelbwerdeu der Salbe.

Breiumschläge, Gataplasmata.

Sie besitzen die Consistenz eines weichen Breies und be­stehen meist aus vegetabilischen, feiiizerschuittenen oder gröb­lich gepulverten Substanzen, die gewöhnlich mit heissem, seltener mit kaltem Wasser angerührt werden; der Arzt verschreibt je­doch nur die trockenen Mischungen aus der Apotheke in der Form von Species oder gröblicher Pulver und lässt ,-die Brei­umschläge vom Thierbesitzer selbst bereiten, demselben an­gebend, in welcher Weise die verschriebenen Arzneistoffe in Breiform gebracht werden müssen.

Zuweilen werden auch Umschläge aus frischen Vegetabilien vom Arzt verordnet, z. B. zum Brei zerriebene Kartoffeln, Zwiebeln etc., und auch diese werden in den Haushaltungen bereitet.

Je nach dem therapeutischen Zweck unterscheidet man erweichende, zertheilende, reizende und kühlende Breiumschläge.

Von diesen Breiumschlägen unterscheiden sich die kalten oder kühlenden Umschläge, Fomenta refrigerantia; sie be-

,

*) Oiler mun vorwende das üngnenlnm Olyccnni zu diesen Salben.

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stehen meist aus Salzmiscliungen und Wasser oder verdünnten Säuren.

Die zu verwendenden Salze sollen nicht gepulvert sein, sondern müssen aus kleinen Stückehen bestehen.

Senfteig, Sinapismns.

Der Senfteig, ein stark und schnell wirkendes Eeizmittel, ist ebenfalls ein Ereiumschlag, welcher aus gepulvertem schwar­zem Senf (besser wirkend ist der Sareptasenf) durch Anrühren mit lauem Wasser und zuweilen, um eine heftige Einwirkung zu vermeiden, mit einem Zusatz von Mehl zur weichen Brei-consistenz angefertigt wird. Man darf nicht kochendes Wasser zum Anrühren des Senfteiges verwenden, weil dadurch die be­absichtigte reizende Wirkung beeinträchtigt, wenn nicht ganz aufgehoben wird, indem der eiweissartige Bestandtheil des Seuts, das Myrosin, gerinnt, dadurch nicht mehr auf die Myronsäure des m3Tonsauren Kaliums des Senfs einzuwirken im Stande ist und sich kein aetherisches Senföl bilden kann, welches, wie be­kannt, die Eeizung auf der Haut hervorbringt.

Anmerkung. Sehr geeignet für die Veterinairpraxis und von ganz vorzüglich schneller Wirkung ist das aus Paris im Handel erscheinende Senfpulver, welches unter dem Namen „Poudre Rigollot ou moutarde preparee pour Sinapismns ä l'usage vöterinairequot; in Elechdosen 500 Gramm eines gelblich gi'au-grünen Pulvers enthält, das, mit kaltem Wasser an­gerührt, sogleich stark nach Senföl riecht und schnell und sicher wirkt.

Pulver, Pulveres.

#9632; #9632;

Die Pulver zum äusserlichen Gebrauch werden theils in sehr feinem Zustande, theils in mittelfeinem dispensirt.

Als Einstreupulver, Pulveres adspersorii, sowie zu Augenpulvern, Pulveres ophthalmici, verwendet man die feinsten Pulver, was meist auch vom Arzt auf dem Recept be­merkt wird (misce flat pulvis subtilissimus).

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Zu Schnupfenpulvern, Pulveres sternutatorii, nehme man niittelfeines Pulver.

Für das Mischen dieser zum äusserlichen Gehrauch be­stimmten Pulver gelten die bei den innerlichen Pulvern an-

gegebenen Regeln.

Pflaster, Emplastra.

Ueber die Anfertigung der Pflaster nach Officiualformeln ist schon in der ersten Abtheilung des vierten Abschnittes das Notlüge abgehandelt, und da die Anzahl der officinellen Pflaster sehr gross ist, so werden von Aerzten selten neue Arten ver­ordnet, häufig aber .werden den fertigen Pflastermassen für spe-cielle Zwecke noch andere Stoße beigemischt, und hier ist es die Pflicht des Arztes, seine Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass er nicht viel von Zusätzen verordne, durch welche die Pflasterconsistenz gestört werden könnte. Für die Darstellung dieser in der Receptur zu mischenden Pflaster gelten folgende Regeln:

1)nbsp; Alle Bestandtheile eines Pflasters müssen zu einer voll­kommen gleichmässigen Mischung vereinigt sein.

2)nbsp; nbsp;Trockene oder schwer schmelzbare Substanzen, wie Blätter, Rinden, Samen, Cantharideni Seifen etc., werden der Pflaster­masse als feines Pulver, bei weichen Pflastern durch inniges Vermischen in einem Pflastermörser, bei härteren Pflaster­massen auf gleiche Weise, nachdem man dieselben durch Eintauchen in heisses Wasser erweicht hat, zugemengt.

3)nbsp; Aehnlich verfährt man mit schwer schmelzbaren Gummi­harzen, z. B. Gummi Myrrhae, Gummi Eupliorbii, und Har­zen, wie Gummi Mastichis, Gummi Sandaracis etc.

4)nbsp; nbsp;Campher wird, wie bei den Salben angegeben wurde, mit einigen Tropfen Gel feingeiieben oder gelöst der Pflaster­masse zugemengt.

5)nbsp; nbsp;Bei Zusatz von Extracten verfahre man wie bei den Salben, d. h. man erweiche sie mit etwas Wasser zur dicken

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Syrupsconsistenz und mische sie darauf der Pflaster­masse zu.

6)nbsp; nbsp;Soll Quecksilberpflaster einer Pflastermasse zugesetzt wer­den, so muss die letztere nicht heiss und das erstere nur in warmem Wasser erweicht sein, weil sich das Quecksilber in der heissen Pflastermiscliung in Kügelchen ausscheiden würde; auch darf man keine kupferne oder messingene Mörser anwenden.

7)nbsp; Kommt es vor, dass der Receptarius ein Pflaster zusammen­zuschmelzen hat, so bediene er sich einer kleinen, soge­nannten Pflasterpfanne oder in Ermangelung einer solchen eines eisernen oder messingenen Mörsers.

8)nbsp; nbsp;Die im Pflastermörser gemischten Pflastermassen werden in der Pegel noch zwischen den Händen malaxirt, worauf man sie ausrollt und zuerst in Wachspapier einwickelt; später werden sie noch in buntes oder weisses Papier eingeschlagen. Einige Pflastermassen werden auch in Salbentöpfchen dis-peusirt, d. h. wenn ihre Consistenz eine so weiche ist, dass sie weder ausgegossen, noch in Stangen ausgerollt werden können.

9)nbsp; nbsp;Das Ausrollen geschieht auf dem Pflasterbrett mit ein wenig Wasser, um das Ankleben zu yerlititen. Einzelne Pflaster, die viele in Wasser lösliche Bestandtheile enthalten, werden mit Oel ausgerollt.

Das Ausstreichen (extensio) der Pflaster • geschieht ent­weder auf Leinwand (supra linteum) oder auf weissgegerbtem Schafleder (supra corium s. alutam). Man streiche das Pflaster auf die rauhe Seite des Leders, sehe jedoch darauf, dass die Masse nicht zu heiss sei, weil in diesem letzteren Fall sowohl das Leder als auch die Leinwand von der Pflastermasse durch­drungen wird.

Man verwendet zum Ausstreichen einen-bequem geformten Pflasterspatel, den man auf einer Weingeistlampe nach Erforder-niss erwärmt.

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Jedes gestrichene Pflaster muss einen von der Pflaster­masse freien Eand behalten, eine glatte Oberfläche haben und vollkommen gleichmässig ausgestriclien sein. Bei solchen Pflaster­massen, die schwer kleben, wird der Eand mit Heftpflaster dünn gestrichen.

Die Grosse des zu streichenden Pflasters bezeichnet der Arzt durch folgende Ausdrücke: Extende supra corium vel linteura magnitudine pollicum x quadratorum (= x #9633; Zoll) vel forma chartae lusoriae (einer Spielkarte), palmae (Hand­fläche) , palmae minoris (halbe Handfläche), plagulae chartae (Bogen), scida octonaria (Octavblatt), scida quaternaria (Quart-blatt), chartae appositae (von der Grosse der beigelegten Karte), magnitudine et forma hac (wenn die Abbildung der Pflaster­form sich auf dem Recepte abgezeichnet findet) etc. etc.

Verordnet der Arzt „extende tenuiterquot;, so streiche man halb Messerrücken dick; verschreibt er dagegen „extende crassequot;, so hat man die Masse 1'A—2 Messerrücken dick aufzutragen.

Da die Pflaster im ausgestrichenen Zustande auch in der Veterinairmedicin verordnet worden; so ist es nicht unzweck-mässig, hier die Gewichtsveihältnisse anzugeben, Avelche eine gewisse Oberfläche an Pflastermasse bedarf, wenn sie Messer-

rücken dick gestrichen wird.

Zum Deberstreichen einer Fläche von der Grosse;

bedarf man an Pflastermasse:

Eines Quadratzolls.........

„ Silberrubels.........

,, Ohrenpflasters, Forma auricularis Einer Spielkarte (circa 6 QZoll) . . .

,, Handfläche (circa 14 QZoll . . . Eines grossen Octavblattes (circaI40 #9633;Zoll)

,, kleinennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (circa 20 #9633; Zoll)

,, Quartblattes (circa 48 DZoll) . .

„ Bogens (circa 180 DZoll) . . . :

„ halben Bogens (circa 90 DZoll)

15 Gran.

20

#9632;

20

IVa Drachme. 10

12

45

2272

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— Ill —

laquo;

Diese angegebenen Pflastermengen beziehen sich auf harz-haltige Pflastermassen; von Bleipflaster enthaltenden Massen hat man etw 'A mehr nöthig.

Das Heftpflaster muss stets sehr dünn ausgestrichen wer­den, weil es dann besser klebt. Es erfordert nur höchstens die Hälfte von den angegebenen Pflastermengen. Grosse Stücke Heftpflasters werden vermittelst der Pflastermaschine gestriclien.

Unter „Sparadrapenquot;, Sparadrapa, verstellt mail in ge-scluuolzene Pflastermassen eingetauchte Leinwand oder Taffent, von welchen man den Ueberschuss abtvöpfeln lässt, so dass die Zeuge auf beiden Seiten mit einer dünnen Lage von Pflaster belegt sind. Jetzt werden die Sparadrape seltener als in frühe­ren Zeiten angewendet.

Eine andere Form zur Anwendung der Pflastermassen ist die der sogenannten Kerzen, Harnrohrenkerzen, Cereoli (im Französischen bougies), welche1 nichts anderes als in Cylinder-form gerollte Sparadrape sind. Sie besitzen etwa 10 Zoll Länge, sind von der Dicke einer schwachen Schreib- oder Krähenfeder und laufen au dem einen Ende konisch aus. Diese aus Lein­wand oder Seidenzeug bereiteten Harnröhrenkerzen sind in der Neuzeit durch die aus Kautschuk angefertigten Bougies ganz verdrängt worden.

Augenwässer, Collyria, und Einspritzungen, Injectiones.

Es sind theils Mischungen von verschiedenen Flüssigkeiten, theils Lösungen von Salzen. Sie sind entweder klar oder trübe und besitzen oft einen Bodensatz. In dem letzteren Fall müssen sie jedes Mal vor der Auwendung ningeschüttelt werden. Ent­stehen bei Mischung von Augenwässern und Einspritzungen Niederschläge, so muss dafür gesorgt werden, dass dieselben so fein als möglich sind.

Der Augenstein, Lapis ophthalmicus, Lapis divinus, löst sich niemals klar in Wasser auf, weil sich der in demselben

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enthaltene Campher abscheidet. Ist auf dem Recept nicht be­merkt, dass die Lösung filtrirt werden soll, so darf es auch nicht geschehen, man hat nur dafür Sorge zu tragen, dass die Camphertheilchen möglichst fein sind, was man dadurch er­reicht, dass man den Augenstein zuerst trocken und dann mit etwas quot;Wasser höchst fein zerreibt.

Der zu Augenwässern häufig verwendete Quittenschleim, Mucilago Cydoniarum, muss jederzeit frisch bereitet werden. Der Schleim des arabischen Gummi, Mucilago gummi arabici, zu Augenwässern und Einspritzungen muss aus dem besten Gummi bereitet sein; niemals darf eine schlechte Sorte ge­nommen werden.

Salpetersaures Silber, Argentum nitricum, in quot;Wasser ge­löst, wird in schwarzen oder mit schwarzem Papier umwickelten Gläsern verabfolgt.

Das Waschwasser, Lotio.

Diese zum äusserlichen Gebrauch bestimmte Arzneiform kann aus Lösungen verschiedener Mischungen, Aufgüssen, De-cocten etc. bestehen und wird nach den allgemeinen Regeln, die für die Mischung ähnlicher zum innerlichen Gebrauch bestimmter Arzneiforraen gelten, dargestellt.

Das AVaschwasser wird zu Waschungen entweder des ganzen Körpers oder eines Theiles desselben verwendet. Ist eine Lösung des Chlorkalkes zum Waschwasser verordnet, so muss selbige, wie die Lösung des Argent, nitric, in schwarzen

Gläsern dispensirt werden.

Die Schlecke, Litus oris.

Dies ist eine Arzneiform, welche bei krankhaften Affectionen der Maulhöhle, des Schlundes und der Luftröhre dient, aus Auf­güssen oder Decocten in Verbindung mit Oel, Eigelb, Salzen, Säuren oder Mehl zusammengesetzt und in der Veterinairpraxis

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in der Weise verwendet wird, dass man an einem Holzstabe ein Stück Schwamm anbindet oder den Stab mit einem Stück Leinwand umwickelt, mit der Schlecke befeuchtet und die krankhaften Theile des Maules oder Eacheus bestreicht.

In der Menschenheilkunde wird auch ein Litus oris an­gewendet, heisst aber nicht Schlecke, sondern Pinselsaft. Deij Pinselsaft unterscheidet sich von dem Lecksaft, Linctus, nur dadurch, dass er äusserlich gebraucht und vermittelst eines Pinsels in die Mundhöhle oder den, Schlund applicirt wird.

i

Klystir, Clysma, Enema, Clyster.

Diese Arzneiform ist zum Einspritzen in den After be­stimmt und kann je nach dem verschiedenen Heilzwecke eine sehr verschiedene Zusammensetzung haben.

Man wendet das Klystir gewöhnlich warm an und applicirt es vermittelst einer Spritze (der Klystirspritze)*) oder einer Blase. Die Wirkung eines Klystirs kann eine bloss ört­liche auf den Mastdarm oder auch eine secundäre von hier aus auf die übrigen Theile des Körpers sein.

Es gehört diese Arzneiform demnach ebenso gut in die Abtheilung der Arzneiformen für den innerlichen als für den äusserlichen Gebrauch.

Man unterscheidei nährende, reizende, purgirende, urintreibende, fäulnisswidrige Klystire etc.

Ihre Bereitungsart unterliegt den allgemeinen Regeln der Mischung.

raquo;) Die Erfindung der Klystirspritze füllt Zwischen der Entdeckung Amerikas und der Bnclidruckerkunst, und obgleich die Namen Gutten-berg und Christoph Columbus Jedermann bekannt sind, so kenneu wenige den Namen des Erfinders der Klj'slirsprilze. Dieser Wohlthäter der Menschheit heisst Gatenaria, ist ein Landsmann des Columbus, aus Ver-celli gebürtig und Professor an der Universitiit Pavia.

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Stuhlzapfen, Suppositoria.

Sie bestellen aus glatten, etwas abgestumpften, konischen

Körpern, die eine teigartige, zähe, feste Pillenmasseconsistenz

besitzen und zum Gebrauch in der Menschenheilkunde etwa 1

bis 174 Zoll lang sind und an der Grundfläche einen Durch-

quot;•messer von Vs bis '/laquo; Zoll haben.

In der Veterinairpraxis wird diese Arzneiform ebenfalls angewendet und es richtet sich die Grosse und Form derselben nach der Form und dem Umfange des Mastdarms jeder Thier-gattung. Das Gewicht der für Thiere verwendeten Stuhlzapfen variirt und steigt bis zu zwei Unzen.

Die Bereitung unterliegt denselben Regeln, als die der Pillenmassen; meistentheils wird diese Arzneiform jedoch nicht aus den Apotheken verschrieben, sondern in den Haushaltungen oder von Veterinairen selbst angefertigt. Die aus Apotheken verschriebenen werden mit etwas Oel bestrichen, in Wachs­papier gewickelt oder auch in Salbentöpfen abgelassen.

#9632;

.

;

#9632;-

.

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Fünfter Abschnitt.

Allgemeine Regeln

der pliarmaceutischen ßeceptirkunst

oder

über die Anfertigung und den Ablass der Arzneien nach Recepten im Allgemeinen.

Unter dem Namen „Eeceptirknnstquot; verstellt man die kunstgerechte oder regelrechte Zusammensetzung der verschie. denen Arzneistoffe nach den schriftlichen Verordnungen der Aerzte, nach Eecepten (Magistralformeln).

Derjenige Pharmaceut, welcher in einer Officin die Receptir-kunst ausübt, wird Keceptarius genannt.

Der Keceptarius hat bei Ausübung der Eeceptur ver­schiedene Verhaltungsregeln zu befolgen, welche den Namen „Recepturregelnquot; führen und von jedem Pharmaceuten ge­kannt sein müssen.

Die pharmaceutische Receptirkunst macht einen wesent­lichen und wichtigen Theil der pharmaceutischen Praxis aus, auf welche eigentlich alle anderen Arbeiten des Pharmaceuten hinauslaufen und gleichsam nur die Hilfsmittel zur Ausübung der Receptur sind.

Der Receptarius ist demnach verpflichtet, diesen wichtigen, ihm anvertrauten Theil der pharmaceutischen Praxis in solcher

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Weise zu verwalten, class er stets allen Anforderungen, d. h. sowohl denen, welche das Pnblikuin, als auch denjenigen, welche der Arzt und sein eigenes Gewissen an ihn stellen, im strengsten Sinne des quot;Wortes genommen, nachkomme.

Die erste Hauptbedingung, welche an einen Receptar ge­stellt wird und welche er nie zu vergessen hat, ist die, zu jeder Zeit und in allen Theilen des ihm anvertrauten Locales sowohl, als an seiner eigenen Persönlichkeit Ordnung und Reinlich­keit zu beobachten.

Eine jede, durch die Anfertigung eines Eeceptes ent­standene Unordnung in der Officin, scji es hinsichtlich der Stand-geßisse oder des Heceptirtisches, der Wagen oder irgend welcher anderer Utensilien, muss sofort beseitigt werden.

Die Gläser oder Töpfe müssen vor dem Einwickeln in Papier mit einem reinen Tuche abgewischt werden und voll­kommen rein sein. In den Mixturen und anderen flüssigen Arzneiformen dürfen keine fremdartigen Theilchcn umher­schwimmen.

Die Arzneigläser dürfen von Flüssigkeiten nicht bis zum Kork gefüllt sein, weil in diesem Falle die Empfänger auf den Gedanken kommen könnten, dass die ganze Quantität der ver­schriebenen Arznei nicht hihemgegangen und ein Theil, für wel­chen sie ihr Geld entriclitcn mussten, vielleicht weggegossen sei; ebenso darf man auch keine zu grossen Gläser nehmen, die etwa nur zur Hälfte gefüllt werden, denn auch dieses lässt auf Unordnung schliessen.

Zum Verkorken suche man vollkommen gute weiche Kor­ken aus und drücke sie mit der Korkzange, damit sie fügsamer werden.

Die Pulverkapseln, die Speciesbeutel, die Signaturen etc. dürfen von den Händen des Eeceptarius keine Spuren aufzu­weisen haben und er ist deshalb darauf angewiesen, ohne der Eitelkeit beschuldigt werden zu dürfen, sich selir häufig am Tage die Hände zu waschen.

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Das Publikum hat im Allgemeinen keine Neigung zum Gebrauch von Arzneien, um so grössere Abneigung, wenn nicht gar Ekel, wird es aber haben, wenn es unsauber bereitete Arz­neien empfängt, oder der Keceptarius sich in unsauberer Klei­dung an die Bereitung tier Arzneien macht.

Das quot;Weiclulrücken der Korke mit den Zähnen, das Auf­blasen der Pulverkapseln, das Unischütteln der Mixturen bei Verschluss mit dem Finger, das Behauchen der zu vergoldenden oder zu versilbernden Pillen und das Schmecken der fertigen Mixtur aus dem Arzneiglase (eine Angewohnheit vieler Recep-tirenden), das sind alles hässliche Angewohnheiten, die keines Menschen Appetit zu erregen im Stande sind, und die ein jeder Eeceptirende, und sei er auch Yeteiinair und bereite Arzneien für Thiere, abzulegen sich die grösste Mtthe geben mnss.

In einer Oflicin muss jederzeit Schicklichkeit und gute Sitte beobachtet werden und das Publikum mnss mit Zuvorkommen­heit und Freundlichkeit empfangen und abgefertigt werden; auch zur Nachtzeit, wenn der Eeceptar ans süssem Schlaf ge­stört wird, darf er seiner Verdrüsslichkeit darüber keinen freien Spielraum lassen, denn hat er sich einmal diesem aufopfernden Geschäft (der Pharmacie) zum Wohle der leidenden Menschheit und der kranken Thiere gewidmet, so muss er die an ihn ge­stellte Aufgabe getreu erfüllen. #9632;

Recepte, Praecepta, Ordinationes, Formulae medicae.

Die Eecepte, auch Arzneivorschriften oder Magistralformeln genannt, werden in Deutschland und bei uns in Russland in lateinischer Sprache abgefasst. Ihren Kamen haben sie von ihrem Aufangsworte „Recipequot; (Nimm).

Da die Aerzte nicht immer jedes Wort auf den ßecepten ausschreiben, sondern sich einer Menge von Abkürzungen be­dienen, ja zuweilen auch noch .Zeichen anwenden, so kann der Receptarius oft in Verlegenheit gerathen, wem er die

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selben, wenigstens die in jetziger Zeit noch gebräuchlichen, nicht kennt.

Die gebräuchlichsten Abkürzungen und Zeichen sind nun nachfolgende:

ciä oder oa bedeutet gleichviel, eine gleiche Menge. at rat. bedeutet ad mtionen, auf Eechnung. Ax. bedeutet Axungia, Fett. B. M. bedeutet Balneum Markte. Wasserbad.

B.nbsp; V. bedeutet Balneum caporis, Dampfbad.

C.nbsp; c. oder c. c. bedeutet concisa contusa, zerschnitten, zerstossen.

C.nbsp; c. m. s. ä. bedeutet concisa contusa misce Signa da, zerschnitten,

zerstossen, mische, bezeichne es und gieb.

c.nbsp; bedeutet mm, mit.

Ch. c. bedeutet Charta cerata, Wachspapier.

Cist bedeutet Cista, Schachtel, Kästchen.

col. bedeutet cola, seihe durch.

Col. oder Colat. bedeutet Colatura, das Durchgeseihte.

coq. bedeutet coque, koche.

d.nbsp; bedeutet dosis, Gabe.

D.nbsp; bedeutet Ba oder Betur oder Bispensa, Bispmscnlur, gieb,

es werde gegeben.

B. S. bedeutet Detur, Signefur, es werde gegeben und bezeichnet.

Bec. oder Bcf. bedeutet Becoctum, Abkoclumg.

Dec. Inf. bedeutet Becocto-Infusum, Abkochungs-Aufguss.

B. in 2 plo bedeutet De/laquo;raquo;- in clujdo, es werde doppelt gemacht.

Bep. bedeutet Bepuratus, gereinigt.

B. n. n. bedeutet Betur u.mi noto, es werde zum bewussten Ge­brauch gegeben.

B. In p. aeq. bedeutet Bivide in partes aequales, theile es in gleiche Theile.

Bisj). bedeutet Dispense oder Bispiensentur, es sollen verabreicht werden.

Br. bedeutet Drachma, eine Drachme.

Ess. bedeutet Essentia, Essenz.

•

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/. bedeutet fiat oder fiant, es werde oder es werden.

/. I. a. bedeutet/laquo;tf lege artis, es werde nach den Regeln der Kunst.

Fl. bedeutet Flores, Blüthen.

G. oder Gm. bedeutet Gummi, Gummi.

Gtt. oder gtt. bedeutet Guttue, Tropfen.

Gr. oder gr. bedeutet Gramm, Gran.

H. oder h. bedeutet hora, Stunde.

Hb. bedeutet Herla, Kraut.

Mb. fl. bedeutet Herha florkta, blühendes Kraut.

Inc. bedeutet Incisus, geschnitten.

Inj. bedeutet In/nsum, Aufguss.

Jnfuml. bedeutet Infunäe. übergiesse, infundire.

Inf.-JDcc. bedeutet Infuso-Decodum, Aufguss-Abkochung.

I. a. bedeutet lege artis, nach den Eegeln der Kunst.

L. oder Libr. bedeutet Libra, Pfund.

M. oder m. am Ende des Receptes bedeutet misce oder misceantm; mische oder menge oder es werde gemischt.

M. oder m. vor einer Zahl bedeutet Manipulus, eine Hand voll.

31. D. S. bedeutet Misce, Dctur, Signetur, Mische, gieb und be­zeichne es.

Mf. bedeutet Misce fiat oder Misceantur fiant, miscse, es werde oder man mische es und mache daraus.

M. pit bedeutet Massa pilnlarum, Pillenmasse.

Ms. bedeutet Mensura, Maass, Quart.

Nr. oder No. bedeutet Numero, an Zahl.

01. bedeutet Oleum, Oel.

OU. bedeutet Olla, Topf.

P. bedeutet Pugillus, soviel man zwischen drei Piugern fassen kann.

p. bedeutet auf Pillenrecepten pomleris, an Gewicht.

.p. d. bedeutet per deliquium, an der Luft zerflossen.

pct. bedeutet praecipitatus, gefällt, niedergeschlagen.

ppt. oder^ep. bedeutet praeparatus, zum feinsten Pulver zerrieben.

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120 —

q. pl. bedeutet quantum placet, so viel, cils gefällig ist.

q. I. bedeutet quantum Uhet, so viel als beliebt.

q. r. bedeutet quantum requirttnr, so viel als erforderlicli ist.

q. s. bedeutet quantum satis oder quantum sufßcit, so viel als

liinläuglicli ist. q. v. bedeutet quantum vis, so viel du willst. •quot;

liec. oder Bp. bedeutet liecipe, uimni. rft. bedeutet rcctißcatus, rectificiit.

rßss. bedeutet reetificatissimus, liücbst reetiticirt. s. f. bedeutet sub finem, gegen das Ende.

s. a. bedeutet secundum artem, nacli der Kunfet,

der Kunst

r

gemilss.

s. q. bedeutet sujficiens quantitas, die hinreicliende Menge. So-, bedeutet Scruputus, Scrupel (2U Gran). s. f. cod. bedeutet sah finem coclionis, gegen das Ende des

Kocliens. gt;S'. s. n. bedeutet Signa suo 'nomine, bezeichne es mit seinem

Namen. sole, bedeutet solratur, solve, solvantur, löse es, es werde gelöst. Sp. bedeutet Spiritus, quot;Weingeist, zuweilen auch Species, Thee-

gemisch. Sp. V. bedeutet Spiritus Vini, Weingeist.

ss oder ß bedeutet semis oder semissis, Hälfte, der halba Theil. p. c. bedeutet jpolaquo;f?laquo;s civile, Civilgewicht, bürgerliches Gewicht. Seat, bedeutet Scatula, Schachtel. Tct. oder Tinct. oder Tita bedeutet Tinctara, Tinctur.

Um. bedeutet Uncia, eine Unze.

/ bedeutet 1, 11= 2, 111= 3, /F= 4, r= 5 u. s. w.

XXX =30, XL = 40, L = 50, /,X - CO, LXX=1{),

LXXX = 80, XC = 90, C — 100, I) = 500, 31= 1000.

sect; bedeutet Unica, eine Unze.

5j'j bedeutet Unica semis, eine halbe Unze. 3 bedeutet Drachma, eine Drachme. bedeutet Drachma semis, eine halbe Drachme.

j L-.-

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— 121 —

3 bedeutet Serupttlus, ein Sciupel. ' bedeutet Fuss. quot; bedeutet Zoll. 'quot; bedeutet Linie. V bedeutet Axp/fa, Wasser. VP bedeutet Aqua pluvidlis, Regenwasser. Q bedeutet Spiritus, Wehujeist. -fr bedeutet Säure. XX bedeutet Vltrum, Glas. X bedeutet Stunde.

etc. etc. etc.

Bei dem Empfange eines Receptes hat der Keceptarius das­selbe mit Auünerksamkeit zu durchlesen, und #9632;wenn er die Be­merkung „citoquot; oder „statimquot; verzeichnet findet, so hat er es unverzüglich anzufertigen und auf die Arznei warten zu lassen.

Gewöhnlich rechnet man auf die Anfertigung der Arznei mit einem Decoct #9632;'/#9632;raquo;, auf die mit einem Aufgnss '/; Stunde. Pillen erfordern gewöhnlich dieselbe Zeit, als die Anfertigung eines Decoctes. Pulver, Auflösungen, gewöhnliche Mischungen, Polen, Latwergen etc. können in einer Viertelstunde abgefertigt werden. -

In der Veteriuairpraxis, avo zuweilen 30 bis 60, ja sogar bis 100 Pulver oder Decocte zu vielen Pfunden verschrieben wer­den, erfordert die Anfertigung dieser natürlich eine längere Zeit.

Findet der Eeceptarius auf dem Eecepte irgend eine Dn-deutlichkeit hinsichtlich des Gewichts oder der verschriebenen wirksamen Bestandtheile, oder ist eine stark wirkende Substanz in zu grosser Gabe verordnet, ohne dass der Arzt das Mittel unterstrichen oder mit einem Ausrufungszeich en versehen hat, so ist es Pflicht des Eeceptarius, dem Arzt das Eecept zur nochmaligen Durchsicht zuzusenden.

Bei der Anfertigung einer Arznei liege das Eecept wäh­rend der Dauer der Arbeit vor dem Eeceptirenden so, dass er es bequem übersehen kann. Ist die Arznei fertig, so muss der

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I

— 122 —

lleceptarius nochmals das Recept durchlesen, um sich zu ver­gewissern, dass er nichts vergessen habe, dann wird das Gefäss verbunden und sogleich mit der zu ihr gehörigen Signatur ver­sehen.

Das Recept wird behufs der Eintragung in's Eeceptbuch an Ort und Stelle weggelegt.

Sind stark wirkende Arzneistotfe in einer Arznei vorraquo; .banden, so darf eine Wiederanfertigung nur dann stattfinden, wenn der Arzt auf der Signatur durch die Worte „Reiteret urquot; oder „Repetaturquot; und seiner Namensunterschrift seine Ein­willigung dazu gegeben hat.

Die Originalrecepte werden nicht aus einer Officin zurück­gegeben. Verlangt ein Patient das Recept, so erhält er eine Copie desselben.

Diejenigen Recepte, auf welchen Gifte verschrieben sind, seien dieselben zum Vergiften von Raubthieren oder zu irgend einem gewerblichen Zweck für Künstler und Handwerker ver­schrieben, werden nicht in das allgemeine Receptbuch, sondern in ein dazu bestimmtes Buch, dem Gift buche, eingetragen; in demselben wird auch der Empfang von dem Empfanger quit-tirt und die Recepte werden unter besonders fortlaufender Nummer von den anderen getrennt aufbewahrt.

Diejenigen Gefässe, welche zum Ablass von Arzneien in Apotheken gebraucht werden, bestehen in Gläsern, Lagenae, Vitra, Töpfen, Ollae, Schachteln, Scatulae, Beuteln, Sacci s. sac-culi, etc.

Zum Gebrauch behufs des Ablasses von Arzneien für Menschen wähle man zu Mixturen, Tropfen etc. weisse Me-dicingläser, in der Veterinairpraxis dagegen wären diese Luxus, daher wendet man für Thiere Gläser und Flaschen aus grünem Glase an. Was die Form der Medicingläser anbetrifft, so kann sie eine verschiedene sein, jedenfalls aber müssen die Wandungen „ der Gläser stark sein, damit sie nicht zu leicht zerbrechen.

Zur Aufnahme von Pillen dienen entweder weisse Zucker'

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(Zu Seite 123 gehörig.)

Das Signiren in russischer, deutscher, französischer uud englischer Sprache*).

^anaTb itaa^we ^na lt;iaca

HO CTOJOBOft lOadt*.

^anaTb KaHtÄbiö raquo;laci no

CTOJIOBOit JIOHiKll. ^aiiOTb KQHCAblfl IUITI, MH-HyT-b 110 CTOJIOBOit JIOJKK* ÄO fffcftCTBifl pBO'l'W.

^aaaTb no laÖHoä jiojkk* yxpoMt h BeiepOM'b.

/l^iiimTb KaiK^ue laquo;na laquo;utca no qaßiioit jiohucIi.

^aBaib no laquo;ecepTHoft jokk*.

YnoTpeOJiaTb KRirb hbeöct-

ho, YnoTpeßjiflTb köki. cKasano.

ÜOpOIUOK-b.

^anaTb KajKÄbift nach no

nopomity. IIo yxpy h neiepoM'b ^aßaTb

no nopouiKy. .Hasaxb Tpn pasa Brb ^enb

no nopoiuKy, IIhjiiojiii. /^aBöTb Tpn psm bt. ^cnb

4 iiH.niojiir. Kaiun. ^aBaxb no yxpy h seqepoM'B

no 40 Kaneib. ^asaxb ejh-eqacno no 20

Kanejb. CjiaßHTejibHaH. ^ia BiiyTpennro ynoxpe-

SaeniH. Ran HapyHtHaro ynoxpeÖjie-

aia. ÜjacTbipi,. Masb.

^jia BTiipanifl. BTiipaxb no yxpy h Beqe-

pOM'b. öfKHBOT'b BTHpaTfc.

BxnpaTb xpn pasa BTi ^enb

H3Bi(jCTH0C MliCTO. '

Masaxb una pasa b-l ^.eub 6ojiblaquo;oe Mliciü.

HaTnpaTb rpy^b.

^jia BanH'b.

HaMasaxb na xojiCTHHy h

npnjioiKHXb na Sony. XIpnjoafHXii Kb aaTMJiity. ^jä Haxnpaiiia uieü. HpHsioiimaxb Tpn paaa bxi

äohr. CnpnHnoBaTb xpn pasa B'b

Aenb. l'jiaaiiaH npHMomta. Maaaxb khcxmo, J^an KJiHCTHpa.

Alle 2 Stunden einen Ess­löffel voll zu geben,

Alle Stunden einen Ess­löffel voll zu g-eben.

Alle 5 Minuten zu einem Esslöffel voll zu geben, bis Brechen erfolgt.

Morgens und Abends einen Theelöffel voll zu geben.

Alle 2 Stunden einen Thee­löffel voll zu geben.

Zu einem Dessertlöffel voll zu geben.

Wie bewusstzu gebrauchen.

Nach Verordnung zu ge­brauchen.

Pulver.

Jede Stunde 1 Pulver zu geben.

Morgens und Abends J. Pulver zu gehen.

Dreimal täglich zu einem Pulver zu gehen.

Pillen.

Dreimal täglich zu 4 Pillen zu geben.

Tropfen.

Morgens und Abends zu 40 Tropfen zu geben.

Alle Stunden zu 20 Tro­pfen zu geben.

Abfiihrungsmittel.

Zum innerlichen Gebrauch.

Zum äusserliclien Gebrauch.

Pflaster.

Salbe.

Zum Einreiben.

Morgens und Abends ein­zureiben.

Den Magen einzureiben.

Dreimal täglich die be-wusste Stelle einzureiben.

Zweimal tägl. die schmerz­hafte Steile einzureiben.

Die Brust einzureiben.

Zum Bade.

Auf Leinwand zu streichen u. auf die Seite anzulegen.

Auf den Nacken zu legen.

Den Hals einzureiben.

Dreimal taglich anzufeuch­ten.

Dreimal täglich einzuspri­tzen.

Augenwasser.

Zum Bepinseln.

Zum Klystir.

Toutes les 2 heaves donuer une cuiller^e ä soupe.

Chaque lieure donner une cuiller6e k soupe.

Chaque 6 minutes donner une cuilleröe k soupe jousqu'ä vomissement.

Le matin et le soir donner une cuilleröe A thö.

Toutes les deux heures donner une cuilleröe tUhamp;

Donner une cuilleröe ä des­sert.

Prendre selon l'usage.

Prendre comme il a 6t6 dit.

Poudre. ,

Chaque heure donner un

petit paquet. Donner le matin et le soir

un petit paquet. Trois fois par jour donner

un petit paquet. Pilules. Trois fois par jour donner

4 pilules. Gouttes. Matin et soir donner 40

gouttes. Chaque heure donner 20

gouttes. Purgatif. Pour l'usage interne.

Pour l'usage exterieur.

Emplätre.

Onguent.

Pour frictions.

Pour frictions matin et le

soir. Pour frictionner le ventre. Pour frictionner trois fois

par jour la partie connue. Pour frictionner deux fois

par jour la partie dou-

loureuse. Pour frictionner la p citrine, Pour bains. Etendre sur de la toile et

mettre sur le cotö. Pour mettre sur la nuque. Pour frictionner le con. Fomenter trois fois par

jour. Faire une injection trois

fois par jour, Collyre.

Humecter avec un pinceau, Pour lavement.

To give every two hours a table spoonfull.

Every hour on table spoon-full to give.

To give every 5 minutes a table spoonfull until vo­miting ensues.

To give every morning and evening one teaspoonfull, '

To give every 2 hours a teaspoonfull.

To give one dessert spoon­full.

To be taken as directed.

To be used according to

prescription. Powder. To give a powder every hour.

One powder to give in the

morning and evening. To give one powder three

times a day. Pills. To give 4 pills three times

a day. Drops. Every morning and evening

40 drops to give. 20 drops to give every

hour. Purgative. For internal use.

For external use.

Plaster,

Ointment, (Salve.)

For friction.

To be rubbed in everyraquo;

morning and evening. To rub the belly with. To rub the parts in question,

three times a day. To rub the painful part

twice a day.

To rub the breast with,

To take a bath with.

To be rubbed on linen and

applied to to the side. To be applied to tbe neck. To rob the neck with. To foment with, three times

a day. To be injected three times

a day. Eye-wash. To pencil with. For clyster.

•) Nach Friedr, Kranck: „Russlands erile Apotlieker-Statistik.quot;

10

11

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13____14____15____16____17____18____19____20____21____22 23____24____25____26 27____28___29____30

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gläser (Ollae vitreae) oder saubere Schachteln; in der Veterinair-praxis wendet man -weisse Tliontöpfe an. Salben werden für Menschen in Porcellantöpfen (Ollae porcellaneae) oder in Töpfen aus,' Steingut (Ollae fictiles), Salben] für Thiere bestimmt, in Töpfen aus Aveissem Töpferthon abgelassen. Theegemiscbe oder Species zum äusserlichen Gebrauch dispensirt man in Papierbeuteln.

Dass diese verschiedenen Geßisse womöglich in Abthei-lungen des Eecei)tirtisches oder in der Nähe desselben nach ihrer verschiedenen Grosse in gehöriger Ordnung aufgestellt sein müssen, habe ich schon bei der Errichtung der Officin erwähnt.

Das Verbinden der Arzneiflaschen und Töpfe findet mit doppeltem Verbandpapier statt. Das obere Blatt besteht meist aus farbigem glattem Papier, das untere aus weissein dünnem, oder bei Salben aus AVachspapier. Der Verband muss so sauber als möglich sein. Die Enden des Bindfadens werden meist oben oder auch an der Seite des Korkes über dem Verbände angesiegelt (Sigillo munitum).

Ueber die Signaturen (Signaturae), seien sie zum äusser­lichen oder zum iunerlichen Gebrauch bestimmt, mögen sie die verschiedensten Formen oder Farben haben etc., ist nur so viel anzuführen, dass sie ebenfalls sauber und vollkommen deutlich ge­schrieben werden müssen.

Das Signiren findet bei uns in Bussland meist in russischer und deutscher Sprache statt; es kann jedoch vorkommen, dass der Veterinair auch in französischer und englischer Sprache zu signiren hat (da viele Besitzer von Thieren der beiden ersteren Sprachen nicht mächtig sind), dass aber der Eine oder der Andere im Französischen oder Englischen nicht ganz zu Hause ist. Diesen Letzteren möge nun das nebenstehende Verzeichniss zur Richtschnur dienen.

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Sechster Abschnitt.

Einige Worte über Waffen und Gewichte.

Die Wagen nebst den zu ihnen gehörigen Gewichten sind in den Apotheken ganz onentbehrliche Instruineute. Je nach dem Zweck, zu welchem sie dienen sollen, unterscheidet man in der Officin Tarirwagen und Handwagen.

Die Tarirwagen dienen dem Eeceptanus zum Abwägen von Flüssigkeiten und müssen so empfindlich sein, dass sie un­belastet '/'i Gran, mit einer Belastung von 1 Pfund auf jeder Schale jedoch 2—3 Gran deutlich angeben. Sie hängen an Wagehaltern und haben flache Schalen, so dass man bequem Gläser und andere G efässe auf' ihnen abwägen (tariren) kann.

Der Wagebalken einer guten Tarinvage muss aus Messing bestehen und stählerne Scheiden und Lager haben. Die Schalen sind ebenfalls meist aus Messing und sind an einem oder an zwei starken Bügeln von derselben Metallmischuug befestigt, welche an den äussersten Enden der Hebelarme des Wage-balkens angebracht sind.

Die Handwagen werden beim Gebrauch mit der linken Hand gehalten, jedoch so, dass die Zunge frei spielen kann, und mit der rechten Hand legt man sowohl die Gewichte, als den abzuwägenden Stoff auf die Schalen. Man hat in Apotheken Handwagen von verschiedener Grosse und Feinheit, mit Schalen von Messing, Horn, Elfenbein, Silber etc. Die Schalen hängen

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— 125 —

an den Hebelarmen des quot;Wagebalkens veimittelst S-förmig ge­bogener Hinge an den Schnüren.

Die Handwagen für die Receptur müssen fein gearbeitet und die Sclialen immer nur von Elfenbein oder Horn, jedoch nicht von Metall verfertigt sein. In der Veterinairpraxis werden indessen häufig so grosse Quantitäten von Pulvern etc. ver­schrieben, dass auch Handwagen mit grossen Messiiigschalen verwendet werden, weil keine su grossen Hoinschalen existiren.

Jetzt bat man auch kleine Handwagen mit Schalen von Porcellan, welche sich zum Abwägen giftiger Stotfe vortrefflich eignen; sie enthalten die Bezeichnung „Giftquot; mit schwarzer Schrift eingebrannt.

i)ie Handwagen hängen an einem passenden Ort am Re-ceptirtisch oder in der Nähe desselben, um sie nahe zur Hand zu haben. Die Tarirwage muss ebenfalls einen bequemen Platz auf dem Receptirtisch einnehmen; in grösseren Geschäften sind auch zwei Tarirwagen zur Eeceptur vorhanden.

Zum Ablass der im Handverkauf abzulassenden Gegen­stände sind besondere Hand und Tarirwagen vorräthig.

Die Wagen müssen richtig und empfindlich sein.

nichtig ist eine Wage, wenn ihre beiden Hebelarme ein­ander vollkommen gleich sind.

Die Prüfung auf ihre Richtigkeit besteht darin,, dass man beide Schalen mit kleinen Gewichten belastet, bis sie im Gleich­gewicht sind, dann die Belastung wechselt, indem man die Ge­wichte von der linken Schale in die rechte und so umgekehrt die von der rechten in die linke bringt. Kommt die Wage nun wieder in's Gleichgewicht, so ist sie richtig.

Es muss demnach bei einer richtigen Wage das Ge­wicht ypllkpnimen gleich der Last sein.

Empfindlich nennt man eine Wage, wenn ein sehr kleines Gewicht nie zum deutlicbcu Ausschlagen bringt; diese Empfind-

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— 126 —

lichkeit nimmt mit der Belastung der quot;Wage ab, weshalb es nicht gut ist, eine Wage zu sehr zu belasten.

Ist man mit der Empfindlichkeit einer Wage unzufrieden, oder hat sich dieselbe bedeutend Yerringert, so untersucht man die stählernen Schneiden und Lager derselben, oh sie noch scharf und nicht etwa verrostet sind; im letzteren Falle entfernt man vorsichtig den Rost und reibt die Stellen mit etwas Mandelöl ein. Ist an diesen Theilen der Wage alles in Ordnung, so liegt die Unempfindlichkeit daran, dass der Schwerpunkt des Wage_ balkens zu tief unter dem Drehpuncte liegt, oder dass die Schneiden der Wage nicht in einer geraden Linie sind.

Man kann zwar bei einiger Uebung diesen Uebelständen selbst abhelfen, kann aber auch die Wage, wenn man bei der Selbstreparatur nicht geschickt ist, noch mehr verderben, daher es wohl rathsamer ist, sie zu einem Mechaniker zur Verbesserung zu senden.

Behandelt man eine gute Wage mit einiger Vorsicht und Zartheit, so kann man sie viele Jahre lang benutzen*).

Dass die Wagen zu jeder Zeit rein gehalten werden müssen, habe ich im vierten Abschnitt schon erwähnt und hier nur noch zu bemerken, dass die Reinigung mit Vorsicht geschehen muss; der Wagebalken darf niemals mit Polirwasser oder dergleichen das Metall stark angreifenden Stoffen geputzt werden, sondern es genügt hierzu ein Stückchen Flanell mit Weingeist an­gefeuchtet und mit präparirter Austerschale bestreut vollkommen.

Vor Säure- und Chlordämpfen müssen Wagen besonders geschützt werden. Feine quot;Wagen; welche in der analytischen Chemie gebraucht werden, müssen vor Staub und Einwirkung angreifender Dämpfe durch Aufbewahrung unter Glaskasten und in Glasschränken gesichert sein.

*) Wir besitzen in der Officin der Apotheke Tarir- und Handwagen, welche ihr 25jiihriges Jubiläum bereits erlebt haben und noch Jahre lang werden dienen können.

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— 127 —

Sind die Wagen richtig und empfindlich, die Gewichte aber falsch, so nützen gute Wagen nichts; es hat sich daher der Re-ceptarius auch von der Eichtigkeit der Gewichte zu tiber­zeugen, bevor er dieselben anwendet.

Die schärfste Probe eines Gewichtssatzes besteht darin, dass die Summe aller Unterabtheilungen eines Ge­wichtes zusammengenommen diesem ganzen Gewicht gleich seien. Ein Pfund Medicinalgewicht z. B. muss so schwer sein, als '/a Pfund, 'A Pfund zwei Bj Stücke, B/J, 3ij, 3ij und 3j, welche zusammensummirt = sind einem Medicinalpfiinde (ilj). So macht man die Probe auch mit den kleinen Gewichten.

Ajustirte Gewichte nennt man auf ihre Eichtigkeit unter­suchte und bei guter und richtiger Beschaffenheit, mit einem gesetzlichen Zeichen versehene Gewichte. (Leider sind auch diese nicht immer vollkommen richtig.)

Schmutzig gewordene Medicinalgewichte werden durch Ab­waschen mit Seifenwasser oder Weingeist und Abtrocknen mit einem warmen Tuche, nicht aber durch Putzen mit Polirwasser oder dergleichen gereinigt.

Die kleinsten Gewichte, d. h. Bruchtheile eines Grans, so wie die Ein- und Zwei - Granstticke bewahre man besonders in einem kleinen Kästchen auf, weil sie sich sonst sehr leicht ver­lieren.

#9632;

#9632;

.

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Siebenter Abschnitt.

Gewichte und Maässe.

Das Gewicht des Handels imtersclieidet sich in den meisten Ländern Europas von dem zum Dispensiren der Arzneimittel angenommenen; das erstere wird Civil- oder Handelsge-wicht, auch bürgerliches Gewicht, das letztere Medicinal-oder Apothekergewicht genannt.

In Russland und in Polen gilt das Nürnherger Medicinal-gewicht, dessen Eintheiluug folgende ist:

ümeu

Drachmen

Sct'iinel

r,r;iM

1 Pfund, Libra . . . . = ö j hat 12 oder 96 oder 288 oder 5700 1 Unze, Uncia . . . . = sect;j „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;s „ 24 „ 480

1 Drachme, Drachina = 3j ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;5 ^ GO

J Scrupel, Scnqnihmi = 3j ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20

'I Gran, Gramm . . . = grj ist ungefähr das Gewicht eines

Pfefferkorns. 8 Nürnberger Medicinalpfunde sind = 7 russischen Civil-pfunden, oder 1 Medicinalpfund ist = 7A Civilpfund, oder 1 Civilpfund = Sj, sect;j, 3V und 42G/7 Gran Medicinalgewicht.

Französisches Decimalgewichtraquo;

Man hat das französische Deeimalgewicht von dem Längen-maasse abgeleitet, und zwar indem man den ungefähr V'o mil­lionten Theil von der Entfernung des Aequators zum Pole als

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— 129 —

Einheit des Längenmaasses angenommen und Meter ge­nannt hat.

Das Meter theilt man in JO gleiche Theile oder in 10 Decimeter und letzteres wiederum in 10 gleiche Theile oder Centimeter.

Ein Cubikcentimeter destillirten Wassers im Zustande seiner höchsten Dichtigkeit (bei 4quot; C.) ist nun die Einheit des Decimalgewichtes und hat den Namen Gramm erhalten. 1 Gramm ist = 16,075 Gran nürnb. Medicinalgewichts.

Für grössere Gewichtsmengen vergrössert man diese Ein­heit um das 10-fache aufwärts, wodurch nachfolgende Gewichte entstehen;

1 Dekagramm = 2 Drachmen 40,75 'Gran. 1 Hectogramm == 3 Unzen 2 Drachmen und 47,50 Gran. 1 Kilogramm == 2 Pfund 9 Unzen 3 Drachmen und 55 Gran. 1 Myriagramm = 27 Pfund 10 Unzen 7 Drachmen und 10 Gran.

Für kleinere Gewichtsmengen verkleinert man das Gramm quot;abwärts um das 10-fache und erhält:

1 Decigramm = 1,6075 Gran (gegen l3/5 Gran),

1 Centigramm = 0,16075 Gran (gegen lllt;i-, Gran),

l Milligramm = 0,016075 Gran (gegen '/laquo;laquo; Gran).

1 nürnb. oder russ.nbsp; Med.-Pfd. ist demnach = 358,3226 Gramm

1 „ „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ., Unzenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ = 29,8602 „

.1 „ „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Drachme „ == 3,7325

1 „ „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Scrupelnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ = 1,2441

1 „ „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;n Grannbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ = 0,0622

Die Einheit des französischen Längenmaasses ist, wie schon angegeben wurde, das Meter (=1 Arschin 6,497 Wer-schok oder 3 Fuss 3,37 Zoll russ. Längenm.), welches abwärts um das 10-fache verkleinert das Decimeter, Centimeter und Millimeter und aufwärts um das 10-fache vermehrt das Deca­meter, Hjectometer und Kilometer giebt.

4000 Meter oder 4 Kilometer sind = 1 franz. Meile.

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— 130

Civil- oder Handelsgewichte.

In Russland: 1 Pfund = 32 Loth oder 96 Solotnik. 1 Loth = 3 Solotnik, 1 Solotnik = 96 Doli. 1 Pud = 40 Pfund. 1 Berkowitz — 10 Pud == 400 Pfund.

Ausser diesen sind noch gebräuchlich:

1 rigasches Pfd. = 32 Loth -= 128 Quentchen

= 1 Pfd. 2 Solotnik 47,74 Doli russ. Gew.

1 mitausches Pfd. = 32 Loth = 128 Quentchen

= 1 Pfd. 4 Solotnik 85,35 Doli russ. Gew.

1 revalsches Pfd. — 32 Loth = 128. Quentchen

= 1 Pfd. 4 Solotnik 85,35 Doli russ. Gew.

1 pernausches Pfd. = 32 Loth = 128 Quentchen

= 1 Pfd. 8 Solotnik 8G,25 Doli russ. Gew.

1 grodnosches Pfd. = 32 Loth = 128 Quentchen

= 86 Solotnik 38,4 Doli russ. Gew. 1 arensburg. Pfd. == 32 Loth = 128 Quentchen = 1 Pfd. i Solotnik 70,44 Doli russ. Gew. In Polen: 1 Pfd. = 16 Unzen = 32 Loth = 128 Drachmen = 384 Scrupeln = 94 Solotnik 95,72 Doli russ. Gew. 1 Centner = 100 Pfd. = 98 Pfd. 91 Solotnik 68,9 Doli russ. Gew. In Schweden: 1 Pfd. (skälpund) = 2 Mark = 32 Loth — 128 Quentchen — 8898 As. = 1 Pfd. 3 Solotnik 62,42 Doli russ. Gew. 1 Centner = 120 Pfd.

= 124 Pfd. 53 Solotnik 98,0 Doli russ. Gew. 1 Skeppfund = 20 Lispund = 400 skälpund. = 415 Pfd. 20 Solotnik 8,0 Doli russ. Gew. In Finnland: gilt das schwedische Pfund.

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— 131 — Hohlmaasse.

In Eussland: 1 Wedro, russ. Eimer, entspricht einem Hohl­raum von 750,57 engl. oder rnss. Cubikzoll nnd fasst 30 Civilpfund destillirten Wassers . (bei einer Temperatur von 17,5deg; C.) oder 34'/' Medicinalpfund. 1 quot;Wedro wird eingetheilt in 10 Kruschken, 1 Kruschka wird eingetheilt in 10 Tscharki, 1 Kruschka enthält 3 Civilpfund Wasser = 3 Pfd.

5 Unzen 1 Drachme und 8 Gran Med.-Gew. 1 Tscharka enthält 288/'o Solotnik oder gegen 4 Unzen Wasser.

Ausserdem sind gebräuchlich:

In Livland: 1 Tonne = 120 rigaer, Stof, = 12,444 Wedro russ. M. 1 Oxhoft = 180 Stof = 6 Anker

= 18,666 Wedro russ. M. 1 Kanne = 2 Stof. 1 Bouteille = quot;A Stof. In Esthland: 1 Tonne = 128 revaler Stof

.

== 12,45 Wedro russ. M. 1 Kanne = 2 revaler Stof. 1 Bouteille == 3/4 revaler Stof. In Finnland: 1 Ohm oder Pat = 60 Kannos = 4 Anker. 1 Kanne = 2 Stof = 1,707 russ. Stof.

Hohlmaasse für trockene Körper.

In Russland: 1 Tschetwerik = 8 Garnez = 1601,22 engl. oder russ. Cubik-Zoll und fasst 64 Civilpfund dest. Wasser.

9laquo;

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— 132 —

1 Gamez = 200,15 engl. Cubik-Zoll oder 8 Pfd.

dest. quot;Wässer. 1 Tschetwert = 8 Tschetwerik. In Liv- und Kurland: 1 rigaer Lof = 54 rig. Stof

= 2,6250 Tschetwerik russ. M. In Esthland: 1 revaler Lof = 36 revaler Stof

= 1,6150 Tschetwerik russ. M. In Wilna: 1 Tschetwerik = 2 Oszmini = 36 Garnez •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; = 3,873 Tschetwerik russ. M.

1 Tonne (Botschka) = 144 Garnez 15,492 Tschetwerik russ. M. In Grodnd: 1 Garnez = 0,100 Tschetwerik russ. M. 1 Tonne = 8 Oszminy = 144 Garnez -=• 14,400 Tschetwerik russ. M. In Finnlano: 1 Ttinneri = 30 Kappar = 63 Kannor = 6, 3 Tschetwerik russ. M.

Einige andere Hohlmaase.

1 Liter (franz.) = 1 Kilogramm.

1 Anker (preussisch) = 30 Quart.

1 Quart (preussisch) = 3 preuss. Med.-Pfd. (Mensura),

1 engl. Gallone = 3,785 Liter oder gegen 10'A russ. Med.-Pfd

1 „ Gallone enthält 4 Quart.

.

1 „ Quartnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 3178 Unze.

1 „ „ = 2 Pinten.

Pinte == 153/4 Unzen.

.

.

Die Grundlage des russischen Längenmaasses ist der dem englischen genau gleiche Fuss, welcher in 12 Zoll und der Zoll in 10 Linien getheilt ist.

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— 133 —

Es ist demnach also: 1 Fuss = 12 Zoll = 120 Linien. 7 Fuss as! 1 Faden.

1 Faden = 3 Arschin =* 48 Werschok. 1 Arschin = 16 Werschok = 2 Fuss 4 Zoll. 1 Werschok = l3/4 Zoll. 500 Faden = 1500 Arschin = 3500 Fuss = 1 Weist,

In Livland: 1 rigasche oder revalsche Elle =* 21,166 rusg. Zoll, 1 rigaer Landmesser-Elle =: 24,000 rusa, Zoll-1 Weber-Elle = 22,394 russ. Zoll, In Liv- und Kurland: 1 rheinl. Fuss = 12,3567 russ, Zoll, In Wilna: 1 Fuss = 12,7894 russ. Zoll.

1 Elle = 2 Fuss =* 24 Zoll = 25,5785 russ, Zoll. In Bjalostok: 1 Elle = 2 Fuss = 24 Zoll =ss 288 Linien

= 23,4443 russ. Zoll, In Grodno: 1 Elle = 2 Fuss = 24 Zoll =i 26,875 russ. Zoll.

Berichtig'dngeii.

Auf Seite 5 Zeile 5 von unten lies 765 anstatt 70S, h „ 10 laquo; lä von oben „ Hadrian anstatt Hadiafi, „ * 10 * 2 von unten (Aflmerk,; lies BreeliWeinstein anstatt

Brachweinstein, n r 13 „ 13 von unten lies Martins anstatt ttarteils, „ „ iA „ ',i „ „ * Presenius anstatt Treseniils, „ n 15 n 9 und 13 von oben lies frenchman anstatt Trenebmann, „ „ 3'1 n 10 von unten lies holzige anstatt salzige.

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f.tl

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Pharmaceutische Technik (2024)
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